Die Blutgefäße, die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen, werden Herzkranzarterien oder auch Koronararterien genannt. Eine koronare Herzkrankheit (KHK) liegt vor, wenn diese Arterien durch Kalkablagerungen oder Entzündungen verengt werden. Erste Symptome treten meist auf, wenn die Herzkranzgefäße um mehr als die Hälfte verengt sind und der Herzmuskel dadurch nicht mehr genügend Sauerstoff bekommt.
Hierzu zählen vor allem der Brustschmerz, aber auch Atembeschwerden, die häufig zunächst bei Belastung auftreten. Mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung und insbesondere, wenn die Herzkranzarterien fast verschlossen sind, kann es mit zunehmender Wahrscheinlichkeit zu Herzrhythmusstörungen, einem Herzinfarkt oder einem plötzlichen Herztod kommen. Ein Herzinfarkt führt durch die Schädigung des Herzens oft auch zu einer dauerhaften Herzschwäche (Herzinsuffizienz).
Die Wahl zwischen Bypass-OP und PCI
Hinter dem Fachbegriff „Myokardrevaskularisation“ verbirgt sich die Möglichkeit, den durch verengte oder verstopfte Koronargefäße gestörten Blutfluss zum Herzen wieder zu verbessern. Grundsätzlich kann dies auf zwei Arten geschehen: Entweder durch eine Bypass-Operation oder durch eine „perkutane koronare Intervention (PCI)“. Bei einer Bypass-Operation werden die Brustwandarterien auf die betroffenen Herzkranzarterien „umgeleitet“ oder ein aus dem Arm oder dem Bein des Patienten entnommenes Gefäßstück wird zwischen Hauptschlagader betroffener Kranzarterie eingesetzt. Bei einer PCI wird ein dünner Schlauch (Katheter) über eine Punktion in der Leiste oder am Handgelenk durch die Blutgefäße bis in die Herzkranzgefäße vorgeschoben. An der verengten Stelle wird dann ein röhrenförmiges Drahtgeflecht – der sogenannte Stent – eingesetzt, um die Stelle möglichst dauerhaft offen zu halten.
Auf dem Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) haben die ESC und die Europäische Vereinigung für Herz-Thorax-Chirurgie (EACTS) jetzt neue gemeinsame Leitlinien dazu vorgelegt, welches der beiden Verfahren für welche Patienten empfohlen wird. Die Leitlinien werden nicht nur von Ärzten, sondern auch von Behörden und Krankenversicherern als Standard für die Behandlung von Koronararterienerkrankungen herangezogen.
PCI beim akuten Herzinfarkt
Wesentliche Punkte sind: Bei Patienten mit einfacherer Erkrankung, bei denen nur ein oder zwei der drei Hauptäste betroffen sind oder das Ausmaß der Verkalkungen und Engstellen in allen drei Gefäßen gering ist, bieten die Bypassoperation und die PCI ähnliche langfristige Erfolge. Hingegen kommt beim akuten schweren Herzinfarkt aufgrund der sehr schnellen Verfügbarkeit meistens die PCI zum Einsatz. Bei Patienten mit komplexen Erkrankungen wird dagegen zur Bypass-OP geraten. Diese wird auch für Patienten mit Diabetes empfohlen.
Laienverständliche Aufklärung de Patienten
„Bei Patienten mit chronischer Koronararterienerkrankung und einer komplexen Koronaranatomie sollte stets ein interdisziplinäres Team aus Kardiologen, Herzchirurgen und Anästhesisten gemeinsam mit dem Patienten über die beste Art der Behandlung entscheiden“, betont Prof. Volkmar Falk, ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin und Mitautor der Leitline. „In jedem Fall sollte der Patient laienverständlich, unvoreingenommen und ausführlich über Risiken und Vorteile der einzelnen Verfahren aufgeklärt werden.“
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