Mit aktuell verfügbaren Therapeutika lässt sich eine Hornhautentzündung oftmals nicht erfolgreich behandeln. Fraunhofer-Forscher verfolgen daher einen neuartigen Ansatz: Kontaktlinsen mit keimabtötenden Eigenschaften könnten bei einer Keratitis eine Alternative zu herkömmlichen Therapiekonzepten sein. Erste Tests im Labor und an Spenderhornhäuten waren erfolgreich.
Augenärzte fürchten vor allem die durch Akanthamöben verursachte Keratitis, die kaum auf verfügbare Medikamente anspricht. Therapien mit Desinfektionsmitteln in Kombination mit Antibiotika haben starke Nebenwirkungen und schädigen die Hornhaut.
Weiche Kontaktlinsen gelten zu 88 % als Hauptübertragungsmedium. „Nicht ganz saubere Kontaktlinsen bieten den Parasiten ein Klima, in dem sie sich hervorragend vermehren können: Die Amöben fressen sich förmlich in die Hornhaut hinein“, sagt Dr. Joachim Storsberg, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung (IAP) in Potsdam.
Storsberg und sein Team erforschen schonende Therapiekonzepte, die auf Antibiotika verzichten. Als viel versprechende Alternative könnten sich plasmabehandelte Kontaktlinsen erweisen. Plasma ist für seine keimreduzierende Wirkung bekannt. Um den keimabtötenden Effekt zu erzielen, wählten die Forscher plasmaaktiviertes Wasser (PAW). Erzeugt wurde das Atmosphärendruckplasma mittels dielektrischer Barriereentladung. Auch die Kontaktlinsen stellten die Forscher in Eigenregie her. Als Material verwendeten sie Silikon-Hydrogel.
Das antibakterielle Potenzial der plasmabehandelten Linsen bestätigte sich in allen In-vitro-Experimenten. Bereits nach fünf Minuten waren sämtliche Amöben inaktiviert. In weiteren Experimenten infizierten die Forscher nicht mehr transplantierbare Spenderhornhäute mit einer Typusart der Akanthamöbe und deckten sie mit einer PAW-Kontaktlinse ab. Bei diesem Test wurden die Erreger ebenfalls zu 100 Prozent abgetötet.