Rund 110 000 Herzschrittmacher und Implantierbare Cardioverter-Defibrillatoren (ICD/Defi) werden in Deutschland jährlich neu eingesetzt. Beide Implantate können störanfällig auf starke elektromagnetische Felder reagieren: Die Geräte können diese als Herzaktivität des Schrittmacher- oder ICD-Trägers fehlinterpretieren und ein Aussetzen der Pumparbeit des Herzens bewirken oder ICD-Schockabgaben fälschlicherweise provozieren. Elektroautos erzeugen ein elektromagnetisches Feld, so dass auch von ihnen Störeinflüsse ausgehen könnten.
Der Kardiologe Dr. Carsten Lennerz vom Deutschen Herzzentrum München (DHM) hat daher untersucht, ob für Schrittmacher- und Defi-Patienten bedenkliche Störeinflüsse von Elektroautos ausgehen, beim Fahren und beim Aufladen. Vier Modelle wurden dazu bei 108 Probanden getestet. Jeder Proband bekam ein Elektroauto zugeteilt und hat es auf einem Rollprüfstand maximal beschleunigt, bis 120 km/h ausgefahren und mit Strom aufgeladen. Gemessen wurde das elektromagnetische Feld innen und außen beim Fahren und Aufladen. Während der Fahrt auf dem Rollprüfstand wurde ein EKG aufgezeichnet.
„Unsere Untersuchungen ergaben keinen Hinweis darauf, dass von den Elektroautos für Herzpatienten bedenkliche elektromagnetische Interferenzen ausgehen, die Cardiac Implantable Electronic Devices in ihrer Funktion stören könnten“, sagt Lennerz. Eine dauerhafte Entwarnung sei aber nicht möglich: Elektroautos entwickelten sich rapide weiter, was zukünftig neue Untersuchungen erforderlich mache. Die Arbeit wurde mit dem Becht-Forschungspreis der Deutschen Stiftung für Herzforschung (DSHF) in Höhe von 15 000 Euro ausgezeichnet.