Mit Abionic ist ein Schweizer Unternehmen angetreten, die medizinische Diagnostik zu revolutionieren. Gegründet wurde die Abionic SA 2010 von Dr. Nicolas Durand mit dem Ziel, eine Lösung zu entwickeln, die es Ärzten ermöglicht, Krankheiten in kürzerer Zeit genauer zu diagnostizieren. Das auf Nanotechnologie beruhende Verfahren ermöglicht es, in nur fünf Minuten eine Patientenprobe wie Blut, Speichel oder Urin auf mehr als ein Dutzend Biomarker zu untersuchen und anhand der Testergebnisse eine klinische Entscheidung zu treffen.
Für seine handliche, diagnostische Schnelltest-Plattform Abioscope wurde Abionic mit dem Swiss Medtech Award 2023 ausgezeichnet. Den Preis verleiht der Schweizer Medizintechnikverband jedes Jahr für herausragende Leistungen der Schweizer Medizintechnikindustrie.
Schweiz bleibt wichtiger Medizintechnik-Lieferant
Abionic ist eines von rund 1400 Medtech-Unternehmen in der Schweiz, die dieMedizintechnik mit insgesamt rund 67 500 Beschäftigten und einem Beitrag von 11,5 % zur positiven Handelsbilanz, zu einer volkswirtschaftlich wichtigen Branche des Landes machen. Allein in den vergangenen beiden Jahren hat die Medizintechnikindustrie 4500 neue Arbeitsplätze in der Schweiz geschaffen.
Swiss Medtech hat in seiner Branchenstudie 2022 für das Jahr 2021 einen Umsatz von knapp 21 Mrd. SFR ausgewiesen. „Das Umsatzwachstum der letzten beiden Jahre lag bei 7,6 Prozent und damit über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre“, sagt Peter Biedermann, Direktor von Swiss Medtech. Damit bleibt die Schweiz im Herzen Europas einer der weltweit wichtigsten Standorte für die Medizintechnik. Gefragte Produkte der exportorientierten Branche sind unter anderem Implantate, Dentaltechnik, Einwegartikel, Prothesen und orthopädische Produkte.
Medizintechnik: Schweizer Industrie wächst in anspruchsvollem Umfeld
Fertigung nach höchsten Qualitätsmaßstäben
Dabei steht auch die Schweizer Medtech-Branche vor der Herausforderung, in der Produktion höchste Qualitätsmaßstäbe mit Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Sie kann im Hochlohnland Schweiz nur dann langfristig konkurrenzfähig produzieren, wenn sie es schafft, ihre Produktivität weiter zu steigern. „Ich sehe eine Chance für die Schweizer Medizintechnikindustrie, sich im Spannungsfeld von zunehmender Produktindividualisierung und industrieller Serienfertigung in punkto Gesamtkosten zu profilieren. Das gelingt ihr aber nur dann, wenn sie ihre Kernprozesse konsequent auf Effektivität und Effizienz trimmt“, sagt CEO Dr. Raphael Laubscher im Vorfeld der Fachmesse Emo. Er spricht aus Erfahrung, denn er führt das Zulieferunternehmen Laubscher Präzision AG in Täuffelen in sechster Generation. Mit 240 Mitarbeitenden, 500 Maschinen und einer Produktionsfläche von 22 500 m2 produziert das Unternehmen über 200 Millionen Teile pro Jahr und ist damit auch Partner für die Medizintechnik-Industrie. Die in Täuffelen hergestellten Präzisionsteile werden beispielsweise in Hörgeräten, Inhalations- und Beatmungsgeräten und in der vaskulären Medizin eingesetzt.
Vor dem Hintergrund knapper werdender Ressourcen und zunehmender Umweltbelastungen hat das Thema Nachhaltigkeit auch für Laubscher Präzision in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. „Wir haben das Thema sukzessive in unsere Unternehmensstrategie integriert und orientieren uns dabei an der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“, so Laubscher. Für das Jahr 2022 wurde erstmals eine Klimagasbilanz erstellt und ein Umweltbericht verfasst. Seit dem Abschluss einer Zielvereinbarung zur Optimierung des Energieverbrauchs im Jahr 2014 konnten der Energieverbrauch und die CO2-Emissionen am Standort Täuffelen um rund 30 % reduziert werden. Mit der Installation einer ersten Photovoltaikanlage sollen in diesem Jahr weitere Einsparungen erzielt werden. Zudem arbeitet das Unternehmen an einem Maßnahmenplan „Netto-Null 2040“.
Nachhaltigkeit: Schlüsselthema bei Swiss Medtech
Auch der Medtech-Verband hat sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben: „Von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und den Vertrieb bis hin zum Recycling durchdringt das Thema Nachhaltigkeit die gesamte Branche. Dabei geht es nicht nur um Umweltschutz, sondern auch darum, dass sich Medizintechnikunternehmen heute strategisch so positionieren, dass sie im Geschäft bleiben“, sagt Swiss-Medtech-Direktor Peter Biedermann.
Investoren und Kunden erwarten zunehmend Transparenz in Klimafragen. Vor allem Großunternehmen setzen sich Netto-Null-Ziele über die gesamte Wertschöpfungskette. Je früher sich KMU mit dem Thema auseinandersetzten, desto größer seien ihre Chancen, Teil der Lieferkette zu bleiben. Nachhaltigkeit werde so zu einem relevanten Marktzugangskriterium, so Biedermann. Zu diesem Zweck errichtet der Verband aktuell eine Expertenstelle.
Medizintechnikstandort Schweiz
Die Schweiz ist ein attraktiver Standort für Forschung, Entwicklung und Produktion im Medizintechnik-Sektor:
- Mit rund 1400 Unternehmen, davon über 90 % kleine und mittlere Unternehmen (KMU), beschäftigt die Medtech-Branche rund 67 500 Menschen.
- Die Branche verzeichnet ein jährliches Umsatzwachstum, das mit durchschnittlich 6 % deutlich über dem Wachstum des Schweizer BIP liegt.
- Über 85 % aller vor Ort ansässigen Hersteller und Zulieferer produzieren auch in der Schweiz.
- 72 % der Medizintechnikhersteller und Zulieferer in der Schweiz planen in den kommenden zwei Jahren Investitionen in der Produktion.
- Seit die Verhandlungen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union über ein institutionelles Abkommen abgebrochen wurden, steht die Schweiz aus regulatorischer Sicht auf der Position eines Drittstaats.
- Die sich daraus ergebenden Konsequenzen bei der rechtlichen Anerkennung von Richtlinien, die für das Inverkehrbringen von Medizinprodukten im europäischen Wirtschaftsraum relevant sind, belasten die Medtech-Branche und die Gesundheitswirtschaft.
- Das Zielbild “Medtech-Standort Schweiz 2030” zur Stärkung der Attraktivität des Medtech-Standorts von Swiss Medtech schlägt stabile Handelsbeziehungen, offene Märkte, Innovationsförderung sowie an die Medtech-Industrie angepasste Vergütungsmodelle vor
Quelle: Swiss Medtech