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Medizintechnik: Hightech für den Tigerstaat Südkorea

Marktentwicklung
Hightech für den Tigerstaat

Marktentwicklung | Die starke Alterung der Gesellschaft ist ein Problem für Südkoreas Gesundheitssystem – und eine Chance für internationale Hersteller: Bei innovativer Medizintechnik ist die Hightech-Nation noch immer in hohem Maße auf Importe angewiesen.

Bettina Gonser
Freie Journalistin in Stuttgart

Vom Armenhaus zur Wirtschaftsmacht: Südkorea hat den Aufstieg binnen weniger Jahrzehnte geschafft. Der größte unter den schnell aufstrebenden asiatischen Tigerstaaten steht heute, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, auf Rang elf der führenden Industrienationen. Doch das Land ist nicht nur so schnell reich geworden wie kein anderes: Auch die Lebenserwartung ist rasant gestiegen. Schon 2030 werden Südkoreaner Prognosen zufolge weltweit am längsten leben. Die Geburtenrate ist indessen auf das Rekordtief von 0,98 gesunken und eine der niedrigsten weltweit.

Die starke Alterung ist ein Problem für das Gesundheitssystem – und zugleich eine Chance für internationale Hersteller innovativer Medizintechnik, bei der die Hightech-Nation Südkorea noch immer in starkem Maße auf Importe angewiesen ist. „Die Herausforderungen der Zukunft, einschließlich des demografischen Wandels und der steigenden Gesundheitskosten, werden wichtige Treiber für die staatliche Gesundheitspolitik und die daraus resultierende Nutzung von Technologien wie IoT und AI sein“, sagt Holger Klein, der Geschäftsführer von Dräger Korea.

Südkorea – ein attraktiver Markt mit Wachstumspotenzial

Für Dräger ist Südkorea ein attraktiver Markt mit erheblichem Wachstumspotenzial. Der Lübecker Konzern für Medizin- und Sicherheitstechnik hat seit 1990 eine Niederlassung im Land, die heute gut 30 Mitarbeiter beschäftigt. Zusammen mit den Vertriebspartnern bietet sie den Kunden – hauptsächlich Allgemeinkrankenhäuser und Krankenhäuser der Maximalversorgung – neben Produktlösungen auch After-Sales-Service und Unterstützung durch klinische Experten.

Als Spezialist in der Akutmedizin ist Dräger auf die Bereiche Intensiv-, Unfall- und Notfallversorgung fokussiert. Ziel sei es, die klinischen Ergebnisse zu verbessern und dabei die Kosten zu managen, das Patientenerlebnis zu verbessern und die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu sichern, sagt Klein: „Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der medizinische Geräte als System verbunden sind und miteinander interagieren und neue klinische Anwendungen wie Datenanalyse, Fernsteuerung und letztendlich Krankenhausautomatisierung ermöglichen.“

Südkoreas Regierung setzt auf Digitalisierung und künstliche Intelligenz. Präsident Moon Jae-In hat sich zudem vorgenommen, den Leistungskatalog der nationalen Krankenversicherung erheblich zu erweitern: Sie soll 70 % der Kosten für die medizinische Behandlung übernehmen. Unter anderem sollen die Patienten dank „Moon Care“ in den Bereichen Zahnersatz, Implantate, Magnetresonanztomographie, Ultraschall sowie Demenzbehandlung entlastet werden.

Gesundheitsausgaben steigen seit 2010 – zuletzt um 8,3 %

Die Zeichen stehen auf Wachstum. Von 2010 bis 2016 stiegen die Gesundheitsausgaben, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, von 6,5 % auf 7,7 %, da bleibt noch Luft nach oben. Der Markt für Medizintechnik verzeichnet dabei überdurchschnittliche Wachstumsraten von zuletzt 11,5 % 2016 und 8,3 % 2017. Das Marktvolumen lag 2017 bei 5,1 Mrd. US-Dollar, für 2018 wurde ein Anstieg auf 5,9 Mrd. US-Dollar erwartet.

Rund zwei Drittel des Bedarfs werden durch Importe gedeckt. Die USA steuerten 2017 mit Waren im Wert von 1,6 Mrd. US-Dollar annähernd 50 % der Einfuhren bei. Dahinter folgten Deutschland (549 Mio. US-Dollar), Japan (349 Mio.) und die Schweiz (159 Mio.). Die Einfuhren aus Deutschland zogen nach Angaben der Außenwirtschaftsagentur Germany Trade and Invest (GTAI) überdurchschnittlich stark um 15,9 % an. Insgesamt stiegen die Branchenimporte um 10,9 %.

„Der Markt zeichnet sich durch eine hohe Entwicklung und schnelles Wachstum aus“, sagt Gerold Gabele, Exportleiter für den Bereich Physikalische Therapie bei Zimmer Medizinsysteme in Neu-Ulm. Die Nachfrage nach Premiumprodukten, wie Zimmer sie für die physikalische Therapie und die Ästhetische Medizin liefere, steige stark an.

Zimmer arbeitet in Südkorea mit Distributionspartnern zusammen. Der Großteil des Geschäfts konzentriert sich auf staatliche Krankenhäuser und Privatkliniken in Seoul mit der Metropolregion Sudogwon, wo rund die Hälfte der 51 Millionen Einwohner lebt. Besonders gut verkaufen sich laut Gabele im Bereich Physikalische Therapie derzeit die Soleo-Sono-Stim-Produkte für die Elektro-, Ultraschall- und Kombinationstherapie, auch die En-Puls-Geräte für die Stoßwellentherapie würden immer stärker nachgefragt.

Als einer von zahlreichen europäischen Herstellern hat sich Zimmer 2019 wieder auf der Kimes in Seoul präsentiert. Die Korean International Medical & Hospital Equipment Show, die jährlich im März stattfindet, gilt als ausgezeichnete Kontaktbörse. 2018 wurden rund 1350 Aussteller und 75 000 Besucher gezählt.

Markt setzt auf Wachstum und bilaterale Beziehungen

Für die schnell wachsende einheimische Branche ist die Kimes die Plattform, um innovative Technologien und Produkte vorzustellen, etwa aus den Bereichen Robotik, 3D-Druck oder Wearables. Die Regierung Moon will die Entwicklung innovativer Gesundheitstechnologien fördern und den Weg für eine schnellere Marktzulassung ebnen.

Südkoreas Technologieriese Samsung gehört auch zu den großen einheimischen Herstellern von Medizintechnik und bietet bildgebende Geräte und diagnostisches Zubehör an. Das Maschinenbau-Unternehmen Herrmann Ultraschall aus dem badischen Karlsbad hat mit Samsung ein anspruchsvolles Schweißprojekt umgesetzt: Es ging um eine medizinische Testkassette für die Blutanalyse. „Die Ultraschallschweißung hat eine Klebeanwendung inklusive der UV-Aushärtung ersetzt“, erklärt CEO Thomas Herrmann. Dies sei nötig gewesen, um die FDA-Zulassung für Nordamerika und damit für den globalen Verkauf zu bekommen.

Extrem attraktiver Markt

In Branchen wie Automotive und Elektronik habe Südkorea schon bewiesen, dass es ganz oben mitspielen kann, daher sei dieser Markt extrem attraktiv, sagt Herrmann. Er sei modern, auf Wachstum und bilaterale Beziehungen ausgerichtet und dem Westen gegenüber geöffnet, in der Kunden- wie in der Lieferantenfunktion. Herrmann Ultraschall ist seit 2009 vor Ort und vertreibt Ultraschallschweißmaschinen für medizintechnische Teile aus thermoplastischen Kunststoffen. Eine lokale Handelsvertretung betreut die Kunden von der Anwendungsberatung bis zur Produktionsoptimierung, inklusive Service und After-Sales-Support.

„Wir arbeiten über unsere Partnerfirma Ecosonic, um die interkulturellen Unterschiede schneller auszugleichen und den Markt effizienter zu durchdringen“, sagt Herrmann. Sein Unternehmen setze stark auf Südkorea: „Dafür spricht auch die Tatsache, dass der Sohn des Ecosonic-Geschäftsführers ein einjähriges Training bei uns in Karlsbad begonnen hat.“


Weitere Informationen

Zum Dräger-Konzern:

www.draeger.com

Zu Zimmer Medizinsysteme:

www.zimmer.de

Zu Herrmann Ultraschall:

www.herrmannultraschall.com

Mehr über die Bedingungen auf internationalen Märkten für Medizintechnik auf unserer Themenseite:

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