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PFAS-Verbot: Bedrohung für die Medizintechnik

Spectaris und VDMA zum PFAS-Aus
PFAS-Verbot bedroht die Hightech-Industrien

PFAS-Verbot bedroht die Hightech-Industrien
Viele Hersteller medizintechnischer Produkte und Geräte sind auf den Einsatz von Komponenten aus PFAS angewiesen (Bild: romaset/stock.adobe.com)
Das geplante PFAS-Verbot hätte für die deutschen Hightech-Industrien negative Konsequenzen. Viele Unternehmen beteiligten sich deshalb an den Konsultationen der zuständigen Behörde ECHA. Eine aktuelle Umfrage von Spectaris und VDMA zeigt die Defizite des gewählten Verfahrens.

Kein anderes Regulierungsvorhaben der EU hätte so gravierende Auswirkungen für die industrielle Produktion in Deutschland und Europa wie das geplante Generalverbot der chemischen Stoffgruppe PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen). Sowohl im Maschinen- und Anlagenbau als auch in der Photonik, Analysen- und Medizintechnik wären praktisch alle Unternehmen direkt oder indirekt von einem solchen Verbot mit negativen Konsequenzen betroffen.

PFAS: Keine Alternative für Medizintechnik-Hersteller in Sicht

PFAS sind für die industrielle Produktion von enormer Bedeutung, da diese Stoffe auch bei extremen Temperaturen oder in aggressiver Umgebung – zum Beispiel bei Säureprozessen – kaum Verschleiß zeigen. Damit ist die Stoffgruppe für viele Produktionsschritte, zum Beispiel bei der Herstellung von medizintechnischen Geräten, Halbleitern oder in Reinräumen, nahezu unverzichtbar. Zudem gibt es bisher keine alternativen Stoffe, die eine vergleichbare Qualität oder Sicherheit aufweisen. Die Hersteller medizintechnischer Produkte, Halbleiter oder anderer High-Tech-Geräte sind auf den Einsatz von PFAS-Komponenten angewiesen. Undtsprechend besorgt, dass ein von der EU geplantes Generalverbot aller rund 10 000 PFAS erheblichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden anrichten würde.

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Umfrage von Spectaris und VDMA zu Protesten zum Verbot

Die zuständige europäische Behörde ECHA hatte den Unternehmen bis zum 25. September die Möglichkeit gegeben, ihre Bedenken gegen das geplante Verbot zu äußern. Unternehmen aus der Medizintechnik sowie dem Maschinen- und Anlagenbau haben diese Möglichkeit zahlreich genutzt. Etwa jedes zweite beteiligte sich an der Konsultation. Das geht aus einer aktuelle Umfrage der beiden Branchenverbände Spectaris und VDMA unter ihren Mitgliedsfirmen hervor.

 Konsultation zum PFAS-Aus erfasst nur einen Teil der Anwendungen

Die Umfrage zeigt aber auch, dass nur ein Teil der Anwendungen durch das Konsultationsverfahren erfasst wurden. Etwa ein Drittel aller Firmen ist mit seinen Produkten zwar betroffen, sieht sich aber aufgrund der schwierigen Datenlage nicht in der Lage, Ausnahmen einzureichen. Auch für diese Fälle sieht die ECHA ein pauschales Sofortverbot vor. Das gefährde die Überlebens- und Innovationsfähigkeit deutscher Hightech-Unternehmen massiv. Zudem wirke es sich auf die Versorgung der Bevölkerung mit essentiellen Produkten aus, so der Spectaris.

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Hohe Regulatorische Anforderungen erschweren Suche nach Ersatzstoff

Unternehmer Stefan Dräger, Vorstandsvorsitzender von Drägerwerk erläutert die möglichen Auswirkungen eines generellen PFAS-Verbots für sein Unternehmen und seine Branche: „Die Beständigkeit, die als Argument für die breite Beschränkung herangezogen wird, ist genau die wesentliche Eigenschaft, welche diese Werkstoffe so unentbehrlich macht. Deswegen wird jeder Ersatzstoff das gleiche Problem bekommen. Zudem wäre die Entwicklung und Zulassung von Alternativen, wenn es sie denn überhaupt gäbe, in den vorgeschlagenen Fristen nicht machbar. Deren klinische Validierung und Biokompatibilitätsprüfung sind sehr zeitaufwendig sind. Nicht zuletzt aufgrund der hohen regulatorischen Anforderungen an die Medizintechnik“. Auch Dr. Stefan Rinck, Vorstandsvorsitzender Singulus Technologies und Vorsitzender des Ausschusses für Forschung und Innovation im VDMA mahnt vor den Folgen des drohenden PFAS-Verbots: „Die Realisierung der Energiewende und der Aufbau einer heimischen Halbleiterindustrie sind ohne PFAS schlichtweg unrealistisch! Ein Großteil der Schlüsselindustrien in Europa sind auf den Einsatz von PFAS angewiesen. Wir sprechen uns keineswegs gegen die Regulierung gefährlicher Substanzen aus. Allerdings müssen derartige Vorschriften die unterschiedlichen Anwendungen differenziert betrachten.“

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Forderung der Verbände: Fluorpolymere vom Verbot grundsätzlich ausnehmen

Die ECHA beabsichtigt, die Eingaben der Unternehmen in den kommenden Monaten zu prüfen und dann mit einem konkreten Regelungsvorschlag an das EU-Parlament und den Europäischen Rat heranzutreten. Obwohl die Rahmen-Chemikalienverordnung REACH einen risikobasierten Ansatz vorschreibt, wurde das PFAS-Beschränkungsverfahren ohne diese Vorgabe auf den Weg gebracht. Der daraus resultierende Verwaltungsakt erfolgt ohne angemessene politische Güterabwägung. Spectaris und VDMA fordern daher, zumindest Fluorpolymere – sogenannte „Polymers of low concern“ – grundsätzlich und unbefristet von dem geplanten Verbot auszunehmen. Von diesen gehen nachweislich keine Gefahren für Mensch und Umwelt aus. Zudem soll die industrielle und gewerbliche Verwendung von PFAS-Komponenten in geschlossenen Systemen gegenüber einfachen Verbraucherprodukten besser gestellt werden. Darüber hinaus sollen gesellschaftlich unverzichtbare Produkte, die auch für die medizinische Versorgung benötigt werden, auch in Zukunft in Europa hergestellt und vermarktet werden können.

 Weg über Einzel-Ausnahmen nicht realisierbar

Der von der ECHA empfohlene Weg über Einzel-Ausnahmen werde diesen Anforderungen angesichts komplexer Lieferketten, nicht vorhandener und unzulässiger Alternativen in keiner Weise gerecht. Die europäische Industrie wende sich im Gegenteil vom heimischen Standort ab, so Spectaris und VDMA. Beide Verbände fordern nun schnelle Signale aus der deutschen und europäischen Politik: Hochleistungswerkstoffe aus und mit PFAS und insbesondere Fluorpolymere müssen der Gesellschaft auch künftig zur Verfügung stehen.

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