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Digitalisierung braucht andere Ingenieure

Ingenieurausbildung
„Ingenieur“ wird mit der Digitalisierung neu definiert

„Ingenieur“ wird mit der Digitalisierung neu definiert
Dr. Jonas Gallenkämper ist Geschäftsführer des Fachbeirats Ingenieurausbildung des VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V. Bild: VDI
Auf die Ingenieure kommen mit der Digitalisierung radikal andere Anforderungen zu – und es geht um mehr als digitales Know-how. Das Studium wird sich also ändern. Die Hochschulen fangen gerade an, den Wandel mit zu gestalten.

Anke Biester
Fachjournalistin in Aichstetten

Herr Dr. Gallenkämper, wie müssen in 15 Jahren die Entwickler neuer Medizinprodukte ticken?

Wir haben oft noch das Bild vom introvertierten Ingenieur im Kopf, der sich in sein Kämmerchen verkriecht und dann mit einer genialen technischen Idee wieder auftaucht. Der Ingenieur von heute muss aber auch Kommunikations- und Sozialkompetenzen vorweisen. Denn die Digitale Transformation gelingt nur durch inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit. Bei der Medizintechnik ist das schon heute Alltag.

Nehmen Sie als anderes Beispiel den digitalen Tisch, wie er bei James Bond schon vor zehn Jahren zum Einsatz kam: Um ihn zu verwirklichen, braucht es einen Softwareingenieur, einen Elektroingenieur für die Hardware, einen Produktdesigner für die Bedienung, aber erst mit einem Psychologen kann auch das Arbeitsgedächtnis entlastet werden. Selbst wenn diese vier die gleiche Fachsprache sprechen, was eher selten der Fall ist, wird die Zusammenarbeit anstrengender als alleine unter Ingenieuren. Aber das Resultat ist besser. Nicht unbedingt die technisch top ausgefeilte Lösung ist zukünftig am Markt erfolgreich, sondern die mit der besseren Anpassung an den Kunden.

Was heißt das für die Ausbildung an den Hochschulen?

Dass neben der digitalen Kompetenz auch Eigenschaften wie Entscheidungsvermögen und Kooperationskompetenz gefördert werden. Die heutigen Studierenden nutzen zwar ganz selbstverständlich digitale Medien, aber ein tiefergehendes Verständnis der Technologien oder der Möglichkeiten und Grenzen der Digitalen Transformation sowie ihrer Auswirkung auf die Gesellschaft und Umwelt fehlt oft. Die Lehrpläne müssen angepasst werden.

Wie weit sind die Hochschulen da?

Bisher fand die Diskussion meist auf der Strategieebene statt. Sie müssen bedenken: Veränderungen im Curriculum bedeuten Veränderungen in der Komfortzone der Dozenten. Und wer mit Veränderungen beginnt, macht auch als erster Fehler. Wir unterstützen daher diejenigen, die Prozesse vorantreiben. Aber ich meine, die Hochschulen sind in Bewegung.

Überrollt uns da die Entwicklung nicht schneller als wir uns umstellen können?

Das Schöne an der 4. Industriellen Revolution ist, dass sie sich als bisher einzige Revolution angekündigt hat. Geht man nach den aktuellen Wirtschaftszahlen, klappt es mit der bisherigen Technik noch recht gut. Die Frage ist nur: Was ist in zehn Jahren? Man sieht erst auf den dritten oder gar vierten Blick, welche Industriezweige oder Unternehmen betroffen sind. Es sind viele. Und diese müssen sich überlegen, ob sie Kooperationen eingehen. Ein Beispiel: Schon bald könnte ein Pflaster mit Sensoren fast 8o Prozent der Leistungen eines Hausarztes abdecken. Die Frage ist: Wer vermarktet das Pflaster und verdient daran? Welche Verantwortung trägt das Unternehmen? Und welche Aufgaben übernimmt der Hausarzt dann? Darauf sollten wir schnell Antworten finden.

www.vdi.de/bildung/qualitaetsdialoge

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