Von den Schneestürmen auf den Gipfeln des Himalaya bis zur Gluthitze der nordafrikanischen Wüste: In einem Jahr wird es im italienischen Bozen einen Ort geben, an dem die extremsten Klimabedingungen der Erde simuliert werden können. Das Besondere daran: Umweltfaktoren wie Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Sonneneinstrahlung können einzeln oder in Kombination eingesetzt werden. Eine Revolution in der Umweltsimulation, aber auch der Beginn einer neuen Ära in der Medizin: Im terraxcube können Forscher untersuchen, wie der menschliche Körper auf extreme klimatische Bedingungen reagiert. Auch in der Umweltforschung und bei Industrietests kommt der Klimasimulator zum Einsatz. Die Landesregierung steht hinter dem Projekt, denn es öffnet seine Tore für lokale und internationale Unternehmen.
Platz für komplexe Tests
Ein Lkw oder zwei Pistenraupen passen in den so genannten Large Cube. Der große Raum des Klimasimulators besteht aus haushohen Betonwänden und ist zwölf Meter lang. Er bietet Raum für komplexe Tests mit viel Platzbedarf. Der Small Cube im Untergeschoss besteht aus vier kleineren, unabhängigen Simulationskammern – ein Ambulatorium, eine Werkstatt und ein Kontrollraum sind nur einige der vorgesehenen Diensträume. Im September 2018 sollen alle Räume einsatzbereit sein.
„Es ist oft ein schwieriges Unterfangen, wenn wir untersuchen, wie der menschliche Körper auf unterschiedliche Höhenlagen und extreme Klimabedingungen reagiert“, erklärt Hermann Brugger, Notfallmediziner von Eurac Research. Er forschte letztes Jahr mit seinen Mitarbeitern in den Bergen von Cervinia, als knapp neben ihnen eine Lawine abging. Doch nicht nur drohende Naturgewalten können Studienergebnisse beeinträchtigen, und Menschen in Gefahr bringen. „Medizinische Studien erfordern präzise, standardisierte und replizierbare Bedingungen – nur unter diesen Umständen sind die Ergebnisse aussagekräftig. Aus diesen Überlegungen heraus ist 2011 die Idee des Klimasimulators entstanden“, fährt Brugger fort, der den terraxcube gemeinsam mit Stephan Ortner, Direktor von Eurac Research, auf den Weg gebracht hat. „Uns war von Anfang an klar, dass wir die Klimakammern nicht ausschließlich für Forschungszwecke nutzen werden: terraxcube ist eine komplexe und kostspielige Einrichtung – sie soll auch Unternehmen für hochwertige Industrietests offenstehen“, erläutert Ortner.
Neben medizinischen auch Pflanzen-Tests
Doch nicht nur bei medizinischen Studien und Industrietests kommen die Simulationskammern zum Einsatz. Von ihrem Freiluftlabor im Matschertal werden die Umweltforscher von Eurac Research Wiesenstücke und Pflanzen in den Small Cube bringen. „Dort werden wir untersuchen, wie sich Klimaveränderungen und extreme Klimabedingungen auf Pflanzen und die Biodiversität auswirken“, berichtet Roland Psenner, Präsident von Eurac Research.
http://terraxcube.eurac.edu/de