Auf dem Europäischen Kongress zur Tattoo- und Pigmentforschung in Regensburg konnten sich Tätowierer, Wissenschaftlern und Mediziner austauschen. Es ging darum, wie der Körper auf Tätowierungen reagiert.
Tattoos erfreuen sich mittlerweile einer breiten gesellschaftlichen Akzeptanz. Rund 10 Mio. Menschen in Deutschland tragen bereits ein oder mehrere Hautbilder, in Europa sind es fast 100 Mio.. Tattoo-Studios gibt es inzwischen in jeder Stadt. Doch ob und wie der Körper auf Tätowierungen reagiert, ist bisher nicht ausreichend untersucht. Um die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben, wurde 2013 die European Society of Tattoo and Pigment Research (ESTP) gegründet.
Wissensaustausch
Die Gesellschaft organisiert alle zwei Jahre einen europaweiten Kongress, auf dem Mediziner, Wissenschaftler und professionelle Tätowierer sowie Vertreter von nationalen und internationalen Behörden, Industrie und Handel zusammentreffen, um ihr Wissen auszutauschen. Dieses Mal fand der Europäische Kongress zur Tattoo- und Pigmentforschung (ECTP) Ende März 2017 am Universitätsklinikum Regensburg (UKR) statt. „Ziel des dreitätigen Kongresses war es, das Fachwissen und die spezielle Expertise im Bereich Tätowierungen und Pigmente zusammenzubringen sowie die Forschung auf diesem Gebiet zu intensivieren und zu fördern“, so Prof. Wolfgang Bäumler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie des UKR und diesjähriger Tagungspräsident des ECTP.
Farbe dringt bis in Lymphknoten vor
Erst seit 2009 unterliegen Tattoofarben einer Tätowiermittelverordnung, die eine Negativliste mit verbotenen Substanzen beinhaltet. Man weiß heute, dass Farbpigmente nach dem Tätowieren von der Haut durch die Lymphgefäße in andere Organe des Körpers abtransportiert werden und sich beispielsweise in Lymphknoten und Leber einlagern.
Der Kongress bot seinen Teilnehmern eine Plattform, sich anhand von Fachvorträgen und Open-Sessions zu den unterschiedlichen Regelungen über den Einsatz von Tätowiermitteln in den USA und der EU zu informieren und mit Vertretern vom Bundesinstitut für Risikobewertung, dem Bundesverbraucherschutzministerium, der Europäischen Chemikalienagentur ECHA sowie der amerikanischen Food and Drug Administration FDA zu diskutieren.
Akuter Aufklärungsbedarf
Bisher gibt es keine epidemiologischen Studien darüber, wie sich Tattoofarben im Körper auswirken, so dass aktuell nicht klar ist, ob es zu Langzeitfolgen kommen kann. „Insgesamt gibt es in Sachen Tattoo noch viel Aufklärungsbedarf, einerseits um das Tätowieren sicherer zu machen, andererseits, um bei Menschen das Bewusstsein für die Risiken und mögliche Folgen, die mit einer Tätowierung einhergehen, zu schärfen“, resümiert Prof. Bäumler.
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