Am Kopf getragene Miniaturcomputer, wie die Datenbrille „Google Glass“, stimmen Datenschützer skeptisch. Es gibt aber auch Anwendungen, die den Datenschutz im Alltag erhöhen könnten, zeigen Saarbrücker Informatiker.
Per Augenzwinkern Fotos machen, mit einem Blick des rechten Auges Termine checken, Kurznachrichten lesen und sich den Weg zum nächsten Ziel anzeigen lassen: Die vom US-amerikanischen Unternehmen Google entwickelte Datenbrille „Google Glass“ macht das möglich.
Was IT-Experten als neuen Meilenstein feiern, stimmt aber Datenschützer eher misstrauisch. Bisher durften nur wenige ausgesuchte Personen die Prototypen ausprobieren. „Dank des Max-Planck-Institutes für Informatik, das hier nur wenige Schritte entfernt sitzt, konnten wir auch mit Google Glass forschen“, sagt Dominique Schröder, Juniorprofessor für Kryptographische Algorithmen an der Universität des Saarlandes. Das futuristisch anmutende Gerät besteht aus einem Brillengestell, an das ein Miniaturcomputer samt Kamera montiert ist. Dieser blendet über einen speziellen Glasbaustein, der am vorderen Ende des rechten Brillenbügels sitzt, Informationen in das Sichtfeld des Trägers ein. Laut dem Computermagazin „c’t“ wirkt das dann so, „als würde man aus ungefähr zweieinhalb Metern auf einen 24-Zoll-Monitor schauen“. Schröder, der auch am nur wenige Meter entfernten „Center for IT-Security, Privacy and Accountability (CISPA) forscht, ist die Datenschutzproblematik bei Google Glass bewusst: „Wir wissen, dass mit ihr Daten ausgespäht werden können. Aber sie kann auch zu deren Schutz eingesetzt werden.“
Um dies zu beweisen, kombinieren Dominique Schröder und sein Team die Datenbrille mit kryptografischen Verfahren und Techniken aus der automatischen Bildanalyse zu dem Softwaresystem „Ubic“.
Das Abheben von Geld an einem Bankautomaten ändert sich dadurch wie folgt: Der Kunde identifiziert sich gegenüber dem jeweiligen Automaten eindeutig. Der Automat fordert dann den öffentlichen Schlüssel des Kunden von einer vertrauenswürdigen Instanz an. Damit verschlüsselt er eine nur einmal benutzbare Persönliche Identifikationsnummer (PIN) und versiegelt diese zusätzlich mit einer „Digitalen Signatur“, dem digitalen Gegenstück zur herkömmlichen Unterschrift. Das Ergebnis zeigt er als schwarz-weißes Code-Quadrat (QR-Code) auf seinem Bildschirm an. Die darunter verborgene PIN kann jetzt nur der zuvor identifizierte Brillenträger sehen. Google Glass blendet sie ihm in sein Blickfeld. „Obwohl sich der Vorgang in der Öffentlichkeit abspielt, kann so niemand die PIN ausspähen“, erklärt Schröder. Auch das Mitlesen der Eingabe sei zwecklos, da die PIN jedes Mal neu generiert würde.
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