Für eine abhörsichere Kommunikation mit dem Smartphone können Sicherheitsschlüssel bei realen Begegnungen ausgetauscht werden: Eine Anwendung erzeugt den Schlüssel, der quasi im Vorübergehen an Freunde verteilt wird.
Abhörsichere Kommunikation etwa mit dem Smartphone ist heute auf Verschlüsselung angewiesen. Und eine sichere Verschlüsselung ist auf sichere Schlüssel angewiesen. Anstatt diese mit speziellen Verfahren beispielsweise über das Internet zu erzeugen, schlagen Forscher am KIT im Projekt Soken (Social Key Exchange Network) vor, diese bei persönlichen Begegnungen automatisch zu erzeugen und von Smartphone zu Smartphone weitergeben zu lassen. Die Schlüssel werden bei jeder Begegnung neu modifiziert, sodass eine Nachricht nur von den beiden Gesprächsteilnehmern gelesen werden kann. „Verwendet man diese über persönliche Treffen ausgetauschten Schlüssel, so wird das Abhören enorm erschwert. Ein Angreifer muss eines der Geräte in der Kette korrumpiert haben, um den Schlüssel zu kennen. Kombiniert man das Verfahren mit heutigen Techniken, so wird der Aufwand für eine Massenüberwachung deutlich erhöht“, erläutert Prof. Jörn Müller-Quade, Leiter der Arbeitsgruppe für Kryptographie und Sicherheit am KIT.
Der Schlüsselaustausch folgt dabei dem sozialen Netz seiner Benutzer: Nur wer sich real begegnet, tauscht auch Schlüssel aus. So gelangen Schlüssel von Freunden zu Freunden der Freunde und so fort. Dadurch können auch zwei nur entfernte Bekannte dank gemeinsamer Freundschaften sicher verschlüsselt kommunizieren. Je mehr gemeinsame Freunde zwei Benutzer haben, desto höher werde die Wahrscheinlichkeit, dass selbst mit spezialisierten Viren oder Trojanern infizierte Smartphones in der Übermittlungskette den letztendlich für die Kommunikation verwendeten Schlüssel nicht berechnen können.
„Unsere Simulationen haben gezeigt, dass selbst bei vielen infizierten Smartphones immer noch ein Großteil der Kommunikationsvorgänge verlässlich vor dem Abhören geschützt ist“, ergänzt Dirk Achenbach, ebenfalls Forscher in der Arbeitsgruppe.
Der Grund dafür liegt darin, dass das System bei jedem erneuten Aufeinandertreffen von zwei Personen einen neuen Schlüssel erzeugt. Gelangt auch nur einer dieser Schlüssel über einen Pfad ohne infiziertes Smartphone zum Empfänger, so ist die anschließende Kommunikation sicher. So kann im eigenen sozialen Netz ein stetiger Schlüsselaustausch mit langfristiger Sicherheit entstehen. Wann ein solches System auf dem Markt erhältlich sein wird, kann Müller-Quade noch nicht abschätzen.
Weitere Informationen: www.kit.edu
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