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Patent Intelligence zeigt Digitalisierung in der Medizintechnik

Patentanalyse zur Digitalisierung
Patent Intelligence: Wer digitalisiert was in der Medizintechnik

Digitale Durchleuchtung: Wer Patente analysiert, bekommt einen Eindruck davon, wohin sich die Medizintechnik entwickelt. Telemedizin, OP-Roboter und die digitale Patientenakte spielen dabei eine Rolle, denn die Digitalisierung transformiert die Branche weiterhin.

Dr. Nina Müller
Gottschald Patentanwälte Partnerschaft, Düsseldorf

Ihre Innovationen schützen Unternehmen meist durch Patente, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Gleichzeitig zeigt sich in Patenten die Unternehmensstrategie: Eine Analyse der Patente spiegelt das Marktgeschehen, das Verhalten von Wettbewerbern sowie Entwicklungstrends und Kooperationen von Unternehmen. Ableiten lassen sich diese Informationen aus Metadaten, die jede Patentanmeldung ergänzen. Dazu zählen beispielsweise die Länderabdeckung eines Patents, das Anmeldedatum und die Zuordnung zu einem technischen Gebiet.

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Im Rahmen der Patent Intelligence lassen sich Datenpunkte auswerten und zueinander in Bezug setzen
(Bild: Gottschald Patentanwälte Partnerschaft)

Auch über die Entwicklungen in der Medizintechnik geben Analysen im Sinne der Patent Intelligence Auskunft. Betrachtet man zum Beispiel die Schnittmenge zwischen Digitalisierung und Medizintechnik, so zeigt sich, dass die Patentanmeldezahlen weltweit seit Beginn des Jahrtausends – mit wenigen Ausnahmen – jährlich steigen. Allein im Jahr 2021 wurden in diesem technischen Feld etwa 24 000 neue Patentfamilien angemeldet.

In etwa 10 % der Fälle war dabei mindestens ein Familienmitglied vertreten, dessen Anmeldung an das Europäische Patentamt (EPA) ging. Damit ist Europa nach China und den USA aktuell eine der wichtigsten Regionen für Patentanmeldungen, bei denen es um Digitalisierung und Medizintechnik geht.

Spezialisiert auf Digitalisierung in der Medizintechnik

Mit Patentdaten lässt sich auch analysieren, welche Unternehmen sich stark auf die Digitalisierung in der Medizintechnik fokussieren. Dies trifft zum Beispiel auf die Patentportfolios von Heartflow und Lunit zu. Ein Blick auf deren Webseiten bestätigt das. So erstellt das US-amerikanische Unternehmen Heartflow aus Mountain View in Kalifornien KI-gestützt ein 3D-Modell des Herzens, das bei der Behandlung koronarer Herzkrankheiten unterstützt. Die Lunit Inc. mit Hauptsitz im südkoreanischen Seoul entwickelt KI-gestützte medizinische Bildgebungslösungen für die Krebstherapie.

MRT-Diagnostik: Mit wenig Daten kommt KI schneller zum Bild

Analysierbar werden solche Informationen auch, weil das Patentamt jede Patentanmeldung anhand eines fein unterteilten Klassifizierungssystems einordnet, passend zum technischen Gebiet der Erfindung. Eine Analyse dieser Klassen kann erste Rückschlüsse auf technologische Trends ermöglichen.

Gestensteuerung: Zahl der Patentanmeldungen wächst

Betrachtet man beispielsweise die Klasse für die Gestensteuerung chirurgischer Geräte (CPC-Klasse A61B2017/00207), ist zu sehen, dass die Zahl der Neuanmeldungen pro Jahr weiterhin steigt. Bemerkenswert ist, dass etwa ein Viertel der derzeit aktiven Patentfamilien einen Bezug zur künstlichen Intelligenz aufweisen. Themen sind beispielsweise die Verwendung von AR-Brillen zur Unterstützung während der Operation.

Technik allein reicht nicht, um mit Gesten gut zu steuern

Die technologische Nähe von Unternehmen lässt sich auch durch die Analyse von Amtszitationen feststellen – Wettbewerber mit ähnlichem Fokus wie das eigene Unternehmen sind erkennbar. Hierfür lässt sich das Patentprüfungssystem eines Patentamts wie des EPA nutzen. Denn hier wird jede neue Patentanmeldung unter anderem darauf überprüft, ob es frühere Veröffentlichungen gibt, die die gleiche Erfindung zeigen und somit neuheitsschädlich für die eigene Patentanmeldung sind.

Schaut man im Umfeld der Digitalisierung in der Medizintechnik auf die Sprachsteuerung chirurgischer Geräte, so zeigt sich, dass der Konzern Johnson&Johnson hier aktuell verstärkt aktiv ist. Die Analyse beruht auf Patentfamilien in der CPC-Klasse A61B2017/ 00203 in Kombination mit Klassen und Stichwörtern mit Bezug zu künstlicher Intelligenz.

High-Speed-Mikroskop lässt sich mit Gesten steuern

Patent Intelligence zeigt den Wettbewerb bei der Sprachsteuerung

Die Patentanmeldungen von Johnson&Johnson sind neuheitsschädlich für neuere Anmeldungen, vor allem von Intuitive Surgical. Hier verrät die Patentanalyse also, dass beide im Bereich der Sprachsteuerung chirurgischer Geräte miteinander konkurrieren. Auch hier bestätigen Branchennews die Einschätzung.

Richtig angewendet, kann Patent Intelligence ein wichtiges Puzzleteil bei strategischen Unternehmensentscheidungen sein. Dafür sollten Entscheider jedoch immer Marktanalysen und Branchenwissen einbeziehen, um falsche Schlüsse zu vermeiden. Denn wie ein Patentprüfer Zitationen in ein technisches Gebiet einordnet, hängt auch von seiner Erfahrung ab. Darüber hinaus lässt sich die Auffindbarkeit der Daten steuern, indem in den Patentanmeldungen bestimmte Schlagwörter verwendet werden. Dies muss bei der Analyse berücksichtigt werden.

Die Auswertung der beschriebenen Daten erfolgte mit der Software Patentsight von Lexisnexis, Teil der RELX Group.


Weitere Informationen

Bei der Gottschald Patentanwälte Partnerschaft mbB in Düsseldorf ergänzen industrienahe Patentingenieure im Techcenter die Patentanwälte der Kanzlei und stellen ihr technisches Wissen zur Verfügung. Moderne Softwaretools unterstützen bei der Akquise und Verarbeitung aller relevanten Daten.

https://gottschald-ip.de/


Über Patent Intelligence

Die systematische Analyse der Metadaten von Patenten, auch als „Patent Intelligence“ bezeichnet, kann bei strategischen Entscheidungen in einem Unternehmen helfen. Möglich wird dies durch die Digitalisierung und die daher flächendeckende Verfügbarkeit von Metadaten zu den Patenten.

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Die Analyse von Patentdaten sowie zugehöriger Informationen im Rahmen der Patent Intelligence kann ein wichtiges Puzzleteil bei der Unternehmensausrichtung sein
(Bild: DamienGeso/istockphoto.com/Gottschald Patentanwälte Partnerschaft)

In der Vergangenheit mussten bibliografische Daten manuell aus entsprechenden Dokumenten extrahiert werden. Heute läuft das automatisiert, sodass Metadaten mit hoher Genauigkeit und geringer Zeitverzögerung verfügbar sind. Entscheidend dafür sind immer bessere Methoden der automatisierten Texterkennung.
Durch Patent Intelligence lassen sich zum Beispiel gezielt potenzielle Lizenznehmer für eine Technologie identifizieren. Patent Intelligence kann aber auch die Qualitätssicherung der eigenen Patentabteilung unterstützen.
Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind

  • das Erkennen von Strategiewechseln der Wettbewerber,
  • die Due-Diligence-Prüfung von Unternehmen,
  • die Beurteilung der Stärke von Patentportfolios sowie
  • die Analyse von Trends in einzelnen Technologiebereichen und Branchen.

Besonders bei Due Diligence Prüfungen können die datenbasierten Methoden der Patent Intelligence bisher nicht genutzte Informationen zugänglich machen. So kann Patent Intelligence den Unternehmen, die diese konsequent und richtig anwenden, einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

 

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