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Torgefährlichkeit, alles errechenbar

Und außerdem war da noch was
Torgefährlichkeit, alles errechenbar

Torgefährlichkeit, alles errechenbar
Schweiß, Bangen, Mitfiebern – mit kühlem Kalkül kommt man vielleicht eines Tages zum gleichen Ergebnis. Aber: Man will doch Grund zum Jubeln haben! (Bild: Michael Stifter/ Fotolia)
Schon im Fußballfieber? Schon getippt? Dann könnte das neu entwickelte Modell eines Trainingswissenschaftler interessant sein: Mit ihm lässt sich die Torgefährlichkeit einer Mannschaft messen.

Wie wird Erfolg im Fußball messbar? Das fragen sich nicht nur Fußballfans, sondern auch Wissenschaftler. Das Problem: Tore lassen im Fußball nur bedingt eine Aussage über die Leistung einer Mannschaft und die Qualität ihrer Spieler zu. Sie fallen selten, manchmal durch eine einzige Unaufmerksamkeit, oder selbst einer hochdominanten Mannschaft fehlt das nötige Quäntchen Glück.

Torschüsse reichen als Maßeinheit nicht

Natürlich diskutieren Fußballrunden wie Medien ausgiebig Indikatoren wie Torschüsse, erfolgreiche Pässe, Zweikämpfe, Ballbesitz und zurückgelegte Distanzen – aus wissenschaftlicher Sicht wird jedoch auch ihr Nutzen als Maßeinheit für Leistung hinterfragt. Im Halbfinale der letzten Weltmeisterschaft 2014 beispielsweise hatte Deutschland weniger Torschüsse als Brasilien (im Verhältnis 14:18), gewann aber 7:1.

Mit Mathe zur Spielerbewertung

Zentrales Kriterium für die „Leistung“ im Fußball sind die Situationen, in denen die Möglichkeit besteht, ein Tor zu erzielen. So schreibt es Dr. Daniel Link in seinem neu erschienen Buch „Data Analytics in Professional Soccer“. „Im Fußball kommt es primär darauf an, dass eine Mannschaft mit dem Ball in den torgefährlichen Bereich um das Tor kommt und den Gegner umgekehrt daran hindert“, sagt der Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik der Technischen Universität München (TUM).

Dr. Daniel Link stellt objektive Kriterien vor, um in Echtzeit die Mannschaftsleistung mit einem eigens dafür entwickelten Algorithmus festzustellen. Mit ihm kann er quantitativ die Wahrscheinlichkeit berechnen, ob ein bestimmter Spieler, der gerade im Ballbesitz ist, ein Tor erzielen wird. Die Berechnung dieser Metrik basiert auf der räumlichen Konstellation von Spieler und Ball und besteht aus den vier Komponenten Druck, Dichte, Ballkontrolle und Spielfeldzone.

Übereinstimmung von Mensch und Maschine

Mit diesem Ansatz hat der Autor in Zusammenarbeit mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) 64 Bundesligaspiele ausgewertet. Die Positionsdaten der Spieler und des Balls wurden über ein optisches Tracking-System erfasst. Außerdem wurde die automatische Bewertung durch Links Algorithmus mit Bewertungen durch semi-professionelle Fußballtrainer bei hundert Spielszenarien verglichen. Hierbei zeigte sich eine hohe Übereinstimmung zwischen der Einschätzung der Szenen zwischen der Maschine und dem Menschen.

Taktik auf Erfolg prüfen

„Aus der Gefährlichkeit lassen sich weitere Metriken ableiten, mit denen Fragen zur Analyse des Spiels beantwortet werden können“, erklärt der Sportwissenschaftler seinen neuen Ansatz. „Wir verwenden diese Metriken, um einzelne Aktionen in einem Spiel zu analysieren, Spielpassagen zu beschreiben und die Leistung als auch Effizienz von Teams über die Saison zu charakterisieren.“

Für zukünftige Studien würden sie ein zufalls- und ergebnisunabhängiges Kriterium darstellen, um den Einfluss von zentralen Ereignissen in einem Fußballspiel, verschiedenen Spielsystemen oder taktischen Gruppenkonzepten auf den Erfolg hin zu untersuchen.

Big Data für den Fußball

Damit würde vielleicht nicht nur das Trainieren, sondern auch das Tippen auf Fußballergebnisse Erfolg versprechender. Oder der Ausgang der WM wird eines Tages mit Big-Data-Tools schlicht berechnet – eine KI könnte ja zu dem Schluss kommen, dass die Entscheidung durch Algorithmen die bessere Lösung sei, ohne Kosten, ohne Diskussionen um Doping, ohne Krawalle, alles nachvollziehbar und der schnellste Weg, um die Frage nach der besten Mannschaft zu beantworten. Aber ich schätze, da würde vorher jemand den Stecker ziehen…

www.tum.de/die-tum/aktuelles/pressemitteilungen/detail/article/34675/

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