Herr Nasimzada, was gab bei Teamtechnik den Anstoß, eine eigene Software-Entwicklung zu betreiben?
Unser Ziel war es, für Automotive eine eigene flexible Leitrechner und Prüfsoftware im Haus zu haben, um unabhängig von Lieferanten zu sein. Und um noch schnellere Inbetriebnahmezeiten zu realisieren und Prozessabläufe für unsere Anlagensysteme abzusichern. So ist es uns gelungen, die Kommunikationswege zwischen Projektierung und Entwicklung entscheidend abzukürzen. Die Software Teamsoft ist dabei auf unsere Montage- und Prüfanlagen abgestimmt und ermöglicht ein sicheres Datenhandling.
Welche Vorteile haben die Anwender in dieser Branche jetzt durch das System?
Als fertiges Software-Produkt ist es direkt einsetzbar, kann aber auch flexibel auf Anforderungen und Änderungen reagieren. Als Partner für Simultanes Engineering haben wir auch viele Kunden, die mit Hilfe der intuitiven Ablaufeditoren von Teamsoft nach der Betriebsübergabe Taktzeiten und Prüfparameter selbst optimieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass umfangreiche Analysefunktionen und -Tools zur Verfügung stehen, wie beispielsweise Produktionsstatistiken, Kurvenanalysen für Prüfergebnisse oder automatische Trendanalysen sowie Traceability-Funktionen.
Und wie wird das System eingesetzt?
Die Software ist in die Anlage integrierbar, da wir ein vollständiges Softwarekonzept, bestehend aus Steuerungs-, Leit- und Prüfsoftware, aufbauen. Die Daten sind aber auch extern verfügbar und sowohl live als auch nachträglich auswertbar. Die Software erfasst automatisch Rezeptänderung durch Versionierung, sodass immer eine Rückverfolgbarkeit von Produkt und Rezept gegeben ist. Die Erfassung der Prozesswerte obliegt dem Kunden. Er bestimmt den Umfang und welche Prozesswerte erfasst und gespeichert werden.
Welche Module gibt es?
Unserer Produktfamilie Teamsoft besteht aus der Prüfsoftware Teamsoft.Test sowie dem Leitsystem Teamsoft.MES. Je nach Anwendungsfall kann auch eine Kombination beider Produkte zum Einsatz kommen. On top gibt es weitere Module wie die Archivierungs- oder Trendanalysefunktion.
Für welche Branchen ist die Anwendung der Software noch interessant?
Wir starten gerade mit der Einführung von Teamsoft in unserem Geschäftsbereich Medtech, denn die Software berücksichtigt jetzt auch die spezifischen Anforderungen in der Medizintechnik. Und sie gewährleistet dabei höchste Datensicherheit mit fertigen und bewährten Datenkonzepten. Prinzipiell ist Teamsoft für alle Montageanlagen und Prüfstände von Medical Devices eine ideale Leitrechner- und Prüfsoftware.
Arbeiten Sie bereits an konkreten medizintechnischen Anwendungen?
Ja, die Software wird bereits in erste Produktionsanlagen für Injektionssysteme installiert, die Anfang 2019 an den Start gehen werden. Hier steuert Teamsoft die Montage-Prozesse und führt in der Prüfung unter anderem die Kraft-Wegmessung aus. Ein anderes Beispiel, für das die Software eingesetzt werden kann, ist die Variantenproduktion, bei der die Verwaltung der Produktionsaufträge gesteuert und der Aufwand für die Anlagenprogrammierung reduziert wird. Ebenfalls interessant sind Funktionen für die Batch- oder Schichtprotokolle zum Thema NIO-Teile, Fehleranalyse beziehungsweise Prozess- und Stationsanalyse.
Welche Vorteile bieten sich für die Medizintechnik-Hersteller?
Viele der Vorteile, die bereits in der Automobilindustrie genutzt werden, gelten auch für die Medtech-Industrie, wie zum Beispiel die webbasierte und komfortable Bedienung. Zudem werden die gesetzlichen Vorschriften immer enger. Die Rückverfolgbarkeit beschränkt sich nicht mehr nur auf das Medikament, sondern auch auf das Device. Anwender, die sich mit den Themen Reporting, Track and Trace und kompletter Rückverfolgbarkeit beschäftigen müssen, können von einer sicheren und verlässlichen Speicherung und Auswertung der gewaltigen Maschinen- und Prozessdaten profitieren.
Erfüllt die Prüfsoftware die vorgegebenen regularischen Anforderungen der Medizintechnik-Branche?
Spezielle Anforderungen der Medizinbranche sind in der Regel die Regularien durch FDA/GMP, die erfüllt werden müssen. Unsere Prozesse in der Softwareentwicklung gewährleisten eine Einhaltung der Vorschriften von unserer Seite. Aber auch der Kunde muss eine Rückverfolgbarkeit gewährleisten und darlegen können. Dabei unterstützt die Software. Wir treffen immer wieder auf Anforderungen, die sich mit Auswertungen und Analysefunktionen beschäftigen. Zum Beispiel haben viele bisher ihre Ergebnisauswertungen über visuelle PDF-Vergleiche durchgeführt oder CSV-Dateien in Excel importiert. Mit Teamsoft kann der Produktionsverantwortliche diese Informationen gebündelt und einfach auswerten. Das ist ein enormer Zeitgewinn für ihn.
Wo sind dem System Grenzen gesetzt?
Die Taktzeit setzt generell eine Grenze bei der Datenspeicherung. Tendenziell werden immer mehr Daten gespeichert und gleichzeitig die Taktzeiten reduziert. Dieser Herausforderung müssen sich jedoch alle im Markt eingesetzten Leitrechner- und Prüfsoftwarelösungen stellen. Wir stimmen uns hier mit den Anforderungen des Anwenders in Bezug auf Datenerfassung ab, sind also nicht nur Ansprechpartner für Mechanik und Elektrik, sondern auch für Datentechnik.
Rückverfolgbarkeit bleibt ein wichtiges Thema für MedizintechnikherstellerBild: Teamtechnik
Software optimiert Datensammlung
Automation ist heute smart und generiert enorme Datenmengen. Informationen zu Produkt, Produktion und Anlage werden während des Automationsalltags fortwährend, zeitnah und webbasiert ohne zusätzlichen Aufwand erfasst und ausgewertet. Produktionsraten können auf diese Weise schneller und verlässlicher analysiert und gesteigert werden. Besonders Hersteller im Bereich Medizintechnik und Automotive profitieren davon: Die Rückverfolgbarkeit von Produktionsdaten ist dort unabdingbar. Die Software Teamsoft trackt beispielsweise Maschineneinstellungen, Ablaufversionen, Rezepte und Chargentypen. Die enormen Datenmengen werden intelligent komprimiert, damit sie jederzeit schnell entpackt wieder verfügbar sind.
