Herr Dr. Schier, der Medtech Summit 2018 hat wieder ein volles Vortragsprogramm. Wo liegen die Schwerpunkte?
Schwerpunkt im technologischen Bereich sind generell die Beiträge, in denen hochinnovative Lösungen und die daraus resultierenden neuen medizinischen Anwendungsmöglichkeiten vorgestellt werden. In diesem Jahr greifen wir unter anderem Beispiele aus den Bereichen Implantattechnik, Neurostimulation oder Connected Health auf. Ergänzend decken wir mit den marktrelevanten Inhalten die unterschiedlichen Aspekte des Innovationsprozesses ab: Design, Patentierung, aber auch Zulassung und Erstattung spielen hier eine Rolle.
Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Die schnelle und sichere Bedienbarkeit medizinischer Geräte kann lebensentscheidend sein. Hierzu referiert Prof. Fritz Frenkler vom Lehrstuhl für Industrial Design an der TU München mit einem Einführungsvortrag. Marktrelevant ist auch die Kooperation zwischen Hersteller und Zulieferer: Für den gemeinsamen Erfolg spielt eine enge Zusammenarbeit beider Akteure eine entscheidende Rolle. Wie die erfolgreiche Kooperation mit EMS-Dienstleistern gelingt, darüber berichtet beispielsweise Hubert Kraus von Zollner Elektronik.
Welchen Input bekommen die Teilnehmer zum Stichwort Innovationen?
Die Refinanzierung neuer Medizintechnikprodukte ist ein entscheidender Faktor für kommende Innovationen. Die komplizierten Strukturen im Gesundheitsmarkt machen die Kostenerstattung teilweise zur großen Herausforderung. Andreas Bätzel vom ZVEI wird den Zugang ins deutsche Erstattungssystem erklären: Hierbei geht es unter anderem um Health Technology Assessment (HTA) oder die Übernahme von Innovationen in den Leistungskatalog der GKV durch den G-BA.
Gibt es weitere Themen, die die Branche beschäftigen?
Ganz neu auf dem Summit ist in diesem Jahr das Thema Frugale Innovationen, also Lösungen, die besonders einfach und kostengünstig eingesetzt werden können. Siemens Healthcare gibt hier einen Einführungsvortrag über Frugale Geschäftsmodelle. Aufstrebende Entwicklungs- und Schwellenländer bieten Marktpotenziale wie auch Industrieländer mit neuen Kundensegmenten. Und am zweiten Veranstaltungstag diskutieren Vertreter aus Politik, Unternehmen, Leistungsbringern und Kostenträgern im Rahmen des MedTech.Dialog.Bayern über zukünftige Chancen und Risiken für die Branche.
Für das Thema Marktzugang haben Sie den BVMed ins Boot geholt…
Ja, den neuen Regelwerken MDR und der IVDR widmen wir im Kongress eine eigene Session. Was müssen Hersteller beachten? Antworten auf diese Frage sollen genauso gefunden werden, wie auf die Frage, wie es mit den Themen klinische Bewertung und klinische Prüfung weitergeht. Bei diesem Thema ist uns die enge Kooperation mit dem BVMed sehr wichtig.
Sind Sie mit der Resonanz zum diesjährigen Kongress zufrieden?
Die positiven Rückmeldungen zum Kongressprogramm und zum Gesamtkonzept aus Kongress, Messe und Partnering zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Besonders oft hören wir, dass die beiden komplementären Themenstränge zu Technologie- und Marktthemen eine ideale Mischung darstellen. Außerdem konnten wir dieses Jahr viele bedeutende Kooperationspartner gewinnen, beispielsweise den BVMed, ZVEI oder bitkom. Das Gesamtkonzept kommt also an.
Auch das Partnering Programm hat inzwischen einen festen Platz auf dem Medtech Summit. Wie sind hier die Rückmeldungen?
Das Partnering ist ja eine Art Speed-Dating für Unternehmen. Vorab füllt jeder Teilnehmer einen Online-Fragebogen aus, in dem das Firmen-Profil beschrieben wird und aus dem hervorgeht, was die Firma oder Institution anbietet und wonach sie sucht. Dieses Konzept wird sehr gut angenommen, weil es jedem Teilnehmer bis zu 22 vorab vereinbarte Gespräche ermöglicht. Durch die Selektion der Gesprächspartner im Vorfeld sind die Gespräche sehr effizient. Das schätzen die Teilnehmer. Außerdem profitieren vom Partnering alle Event-Teilnehmer: Kongressbesucher können sich mit Ausstellern und Messebesuchern verabreden und umgekehrt.
Wie ist Ihre Meinung zum frühen Termin von Messe und Kongress im April?
Wir haben einen Termin gesucht, der unseren Besuchern und Ausstellern passt, der zeitlichen Abstand zur Hannover Messe hat und an dem die Veranstaltung in der NürnbergMesse möglich ist. Wir sind überzeugt, dass die Kombination aus Messe, Kongress und Partnering attraktiv ist und freuen uns, dass das Forum Medtech Pharma ideeler Träger von MT-Connect und MedTech Summit ist.
Gibt es einen Vortrag, den Sie sich persönlich auf keinen Fall entgehen lassen wollen?
Ganz besonders freue ich mich auf die beiden Plenarvorträge. Der Vorstandsvorsitzende des Forum Medtech Pharma Prof. Thomas Schildhauer wird eine Keynote zum Thema „Innovationen in der Gesundheitsversorgung – im Einklang mit klinischem Bedarf?“ geben. Er ist Direktor und Ärztlicher Direktor der Chirurgischen Klinik des BG-Universitätsklinikums Bergmannsheil in Bochum. In seinem Vortrag geht es darum, für einen noch intensiveren Dialog zwischen Industrie und Klinik zu werben, damit Innovationen konsequent am Bedarf für die medizinische Versorgung und am optimalen Workflow in der Klinik orientiert sind. Prof. Georg Duda, Direktor des Julius Wolff Institut der Charité – Universitätsmedizin Berlin, wird ergänzend dazu über Forschungstrends in der Medizintechnik sprechen und wird skizzieren, wie neue technologische Möglichkeiten die Gesundheitsversorgung transformieren.
MedTech.Dialog.Bayern stellt Ergebnisse vor
Auf der letztjährigen Veranstaltung fiel der Startschuss für den ersten MedTech.Dialog.Bayern. Initiiert vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie in Kooperation mit dem Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, wurden insgesamt vier Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, die sich mit den drängendsten Herausforderungen der Branche in den Bereichen Regulation und Digitalisierung beschäftigen sollten. Am 12. April ab 15:00 Uhr werden im Messeforum nun die erarbeiteten Lösungsansätze und konkrete Handlungsempfehlungen präsentiert.
In einem weiterführenden Prozess können diese als Basis dienen, um die Umsetzung von Maßnahmen im Dialog aller beteiligten Akteure gemeinsam auf den Weg zu bringen. Insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen der Branche sollen damit nachhaltig unterstützt werden.