Heute kommt Stúfur, der Kurze. Er ist der dritte im Bunde von 13 Trollbrüdern und liebt Kinder. Eigentlich ungewöhnlich, denn seine Mutter, Gryla, ist eine Menschenfresserin, die in der isländischen Wildnis wohnt. So berichten zumindest zahlreiche Internet-Einträge über die isländischen Weihnachtsbräuche.
Ursprünglich kamen Gryla und ihre Kinder demnach zu den Menschen, um Angst zu verbreiten oder Unruhe zu stiften. Laut isländischer Sage wurden ungehorsame Kinder von Gryla mitgenommen, in einem großen Topf gekocht und verspeist. Diese Horrorsage diente anscheinend auch lange als beliebtes Erziehungsmittel, um Kinder zum Bravsein anzuhalten. Dies wurde jedoch bereits 1746 per Dekret untersagt.
Geschenke der Weihnachtsgesellen
Die Riesin Gryla flößt auch heute noch Angst ein. Aber ihre Kinder, die Jólasveinar (= Weihnachtsgesellen), bringen statt böser Streiche nun eher Geschenke. Am 12. Dezember beginnt Stekkjastaur, der auf deutsch so etwas wie „Pferchpfosten“ hieße: Er ist dürr und steif und steht in dem Ruf, die Milch der Mutterschafe im Stall zu klauen. Und dann kommt jeden Tag ein weiterer Weihnachtsgeselle hinzu, bis am 24. alle 13 an der Reihe waren.
Jeder bringt für brave Kinder ein kleines Geschenk und steckt es in deren Schuhe. Wer nicht brav war, erhält eine alte Kartoffel. Danach verschwinden die Gesellen auch nicht auf einmal, sondern gehen einzeln nacheinander, bis am 6. Januar, dem christlichen Dreikönigsfest, der letzte in der isländischen Wildnis verschwindet.
Stúfur liebt angebrannte Essensreste
Stúfur, der Kurze oder auch Knirps, der am 14. Dezember zu den Isländern kommt, soll im Gegensatz zu seinen Brüdern fröhlich und bei den Kindern sehr beliebt sein (vielleicht auch aufgrund seiner geringen Größe?). Er liebt angebrannte Reste in Pfannen und Töpfen – die die meisten von uns wohl auch gut verschmerzen können, spart das doch das lästige Schrubben, bis diese weg sind.
Nicht verwechseln sollte man die Weihnachtsgesellen mit dem rot-weißen Coca-Cola-geprägten Weihnachtsmann, der bei uns das Christkind fast verdrängt hat. Einen Stúfur oder einen seiner Brüder in rot-weiße Mäntelchen zu stecken, beleidigt die meisten Isländer. Ihre Gesellen kamen schließlich ursprünglich in Lumpen und trieben Schabernack, statt „Hoho“ zu rufen“. Und im Einheitslook will man die dreizehn grundverschiedenen Brüder schon gleich gar nicht!
Auf die Löffel aufpassen
Morgen kommt übrigens der Þvörusleikir – Löffellecker, auch Kochlöffelschlecker genannt. Was er vorhat, verrät schon der Name. Also: Haltet die Löffel fest, vor allem, wenn da noch etwas zum Essen zu holen ist!
Ein paar isländisch-weihnachtliche Eindrücke, inklusive Fotos der Gesellen:
www.inreykjavik.is/die-13-islandischen-weihnachtsmanner/
Mit Informationen zur Weihnachtskatze und zu der Vorgabe, zu Weihnachten ein neues Kleidungsstück zu bekommen:
www.iceland.is/the-big-picture/news/celebrating-christmas-with-13-trolls/7916/