Entweder man hat einen Partner oder man hat Kinder, die ständig vor dem PC oder der Spielekonsole hocken und stundenlang spielen – bevorzugt Actionspiele. Oder man ist selbst so ein Gamer und dem ständigen Vorwurf ausgesetzt, dass die stundenlange Zockerei verblödet. Aber was ist dran an diesem Vorwurf? Dem gingen Neuropsychologen der Ruhr-Universität Bochum auf den Grund.
Wettervorhersage als Aufgabe
Sie testeten dazu 17 Freiwillige, die laut eigener Angabe mehr als 15 Stunden pro Woche actionbasierte Spiele auf dem Computer oder der Spielekonsole spielten. Zusätzlich gab es eine Kontrollgruppe mit 17 Teilnehmern, die nicht regelmäßig spielten. Beide Gruppen absolvierten den so genannten Wettervorhersagetest, einen etablierten Test, der das Lernen von Wahrscheinlichkeiten erfasst. Gleichzeitig zeichneten die Forscher die Hirnaktivität der Probanden mit der Magnet-Resonanz-Tomographie auf.
In jedem Testdurchgang bekamen die Teilnehmer eine Kombination aus drei Spielkarten gezeigt und sollten einschätzen, ob die Karten Regen oder Sonnenschein vorhersagen. Anschließend bekamen sie Feedback, ob ihre Antwort richtig war. Anhand des Feedbacks sollten sie mit der Zeit lernen, welche Symbolkombination für welche Wettervorhersage stand. Die Kombinationen waren dabei mit unterschiedlich hohen oder niedrigen Wahrscheinlichkeiten für Regen und Sonnenschein verknüpft. Nach Abschluss der Aufgabe füllten die Probanden einen Fragebogen aus, mit dem das erlernte Wissen über die Spielkarten und ihre Bedeutung abgefragt wurde.
Videospieler besser bei hoher Unsicherheit
Das Ergebnis: Die Gamer waren deutlich besser darin, die Spielkarten mit den Wetterwahrscheinlichkeiten zu verknüpfen, als die Kontrollgruppe. Sie schnitten vor allem bei Spielkartenkombinationen mit hoher Unsicherheit gut ab – zum Beispiel, wenn eine Kombination in 60 % der Fälle Regen und in 40 % der Fälle Sonnenschein vorhersagte.
Die Analyse der Fragebögen ergab, dass die Spieler außerdem mehr Einsicht über die Bedeutung der Karten gewonnen hatten. „Unsere Studie zeigt, dass Videospieler besser darin sind, Situationen schnell zu erfassen, neues Wissen zu generieren und Wissen zu kategorisieren – und das vor allem in Situationen mit hoher Unsicherheit“, sagt Erstautorin Sabrina Schenk.
Videospielen als Therapie für Senioren
Diese Art des Lernens ging mit einer gesteigerten Aktivität im Hippocampus einher, einem Hirnbereich, der eine entscheidende Rolle für Lernen und Gedächtnis spielt. „Wir glauben, dass Videospiele bestimmte Gehirnregionen wie den Hippocampus trainieren“, so Schenk. „Das ist nicht nur für junge Leute spannend, sondern auch für Ältere; denn im Alter führen Veränderungen im Hippocampus dazu, dass die Gedächtnisleistung nachlässt. Vielleicht könnte man das in Zukunft mit Videospielen therapieren.“ 1:0 für die Gamer also.