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Der Raum macht die Musik

Und außerdem war da noch was
Der Raum macht die Musik

Der Raum macht die Musik
Ein klassischer Schuhkarton: Der Saal des Wiener Musikvereins (Bild: © Bwag/Wikimedia)
Von wegen Gänsehaut allein durch die Interpreten – auch die Raumakustik spielt beim Konzertgenuss eine Rolle, fanden nun Forscher heraus. Mehr Gefühle erweckte dabei der klassische „Schuhkarton“ – selbst wenn die Testhörer gar nicht im Saal selbst saßen.

Dass Musik starke Emotionen bis hin zu Gänsehaut bei den Zuhörern hervorrufen kann, wissen wir schon lange. Das lässt sich über den elektrischen Widerstand der Haut sogar messen. Das haben nun auch Dr. Jukka Pätynen und Prof. Tapio Lokki von der Aalto University School of Science in Finnland getan: In einem akustisch speziell angepassten Hörraum präsentierten sie ihren Testpersonen, ganz klassisch, die 7. Symphonie von Beethoven, beziehungsweise einen Ausschnitt davon – abgespielt über Lautsprecher auf der Bühne von sechs europäischen Konzertsälen, darunter die Berliner Philharmonie, und das Berliner Konzerthaus, der Wiener Musikverein, die Kölner Philharmonie, das Amsterdam Concertgebouw und das Musikzentrum Helsinki. Mikrophone hatten dabei jeweils von zwei Sitzpositionen den Raumklang aufgezeichnet. Bei den Testpersonen wurde während des Zuhörens Testhörer an einem Finger der Hautwiderstand gemessen.

Das erstaunliche Ergebnis: Identisch gespielte klassische Orchestermusik ruft stärkere Emotionen hervor, wenn sie in einem so genannten Schuhkarton-Saal zum klingen kommt, wie zum Beispiel im Wiener Musikverein oder dem Berliner Konzerthaus.
Das bestätigte auch der subjektive Eindruck der Probanden. Die Forscher führen das darauf zurück, dass der Schall bei rechteckigen Sälen stärker und früher reflektiert wird und so einen satteren Raumklang erzeugt. Hingegen würden Konzerthäuser mit modernen Grundrissen einen filigranerern Klang erzeugen, der offenbar weniger starke Gefühle hervorrufe.
Aber nicht nur das: Auch die Sitzpositionen spielt anscheinend eine Rolle beim Klangerlebnis – und zwar abhängig vom jeweiligen Saal. So rief ein virtueller Sitzplatz nahe am Orchester beim Wiener Musikverein starke emotionale Reaktionen hervor, ein Platz im hinteren Teil des Saals dagegen nicht. „In der hinteren Position kann der Klang als zu stark hallend empfunden werden“, erklären die Forscher das Ergebnis.
In den Sälen der Berliner Philharmonie und dem Berliner Konzerthauses löste die Musik auf den hinteren Plätzen stärkere Gefühle aus als der Platz vorne. Hier scheint laut der finnischen Forscher der Raumklang erst weiter hinten richtig zum Tragen zu kommen, während vorne vorwiegend der direkte Schall des Orchesters zu hören ist.
„Unsere Studie demonstriert, dass die Akustik des Saals eine wichtige Rolle für die emotionale Wirkung der Musik spielt“, sagt Pätynen. Das zu wissen, sei nicht nur für Zuhörer wichtig, sondern auch beispielsweise für Tonaufnahmen von Konzerten. „Schließlich ist das gefühlsmäßige Erleben der Musik ein Schlüsselfaktor für viele Zuhörer.“ Und für Konzertbesucher vielleicht interessant: Sich auch mal umsetzen – vielleicht ist der Klang weiter hinten oder vorne ja besser.
Wer sich selbst überzeugen will: Von den Forschern gibt es ein Video mit verschiedenen Hörbeispielen, zum Nachlesen die Pressemeldung der Universität Aalto.
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