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Der Hauch des Todes

Und außerdem war da noch was
Der Hauch des Todes

Der Hauch des Todes
Was da Tödliches aus dem Höhleneingang drang, war so recht geeignet, die Zuschauer in früheren Zeiten zu beeindrucken Bild: Tomertu/Fotolia
Zaubertricks der Antike: Bei den Opferritualen in einigen Tempelgrotten fielen Tiere unvermittelt tot um, während die Priester unversehrt blieben. Dabei könnte medizinisches Wissen im Spiel gewesen sein…

An der Schwelle zur Unterwelt ist‘s gefährlich. Das weiß auch Prof. Hardy Pfanz. Der Vulkanbiologe der Universität Duisburg-Essen (UDE) erforscht seit Jahren das Tor zur Hölle, sprich Tempelgrotten. Einer dieser magischen Ort, das Heiligtum von Hierapolis, das nahe Pamukkale liegt, zog schon vor über 2000 Jahren Pilger an. Hardy Pfanz hatte bei antiken Geschichtsschreibern wie Strabon, Cassius Dio und Plinius vom Tor zur Hölle gelesen – und war elektrisiert. Sie berichteten genau, was bei den Zeremonien geschah: Im Vorhof des Pluto-Tempels, einer unterirdischen Grotte, sammelte sich ein unsichtbarer, giftiger Dunst, der Tiere sofort tötete und den Priestern nichts anhaben konnte.

Der tödliche Atem des Höllenhunds

Es muss der tödliche Atem des Höllenhunds Kerberos sein, der für den Gott Pluto den Eingang zur Unterwelt bewacht – davon waren die Menschen damals überzeugt. Sie konnten von ihren höher gelegenen Sitzreihen über der Arena das mystische Spektakel ungefährdet beobachten. „Gleichzeitig waren sie beeindruckt von der übernatürlichen Kraft der Priester. Man kann sich gut vorstellen, wie Religion entsteht“, sagt Hardy Pfanz.

Ein unsichtbarer Gas-See

Der Professor, der den weltweit einzigen Lehrstuhl für Vulkan-Biologie innehat, weiß durch seine weltweiten Studien an CO2-Gas-Seen, was es mit dem „Todeshauch“ wirklich auf sich hat: „Hierapolis liegt wie viele andere Heiligtümer und Orakelstätten über tektonischen Störungen“. Viele Pluto-Tempel seien über Grotten errichtet – auch die beiden Heiligtümer in Hierapolis. In diese Grotten ströme geogenes Kohlendioxid; dabei bildet sich je nach Uhrzeit, ein bis zu anderthalb Meter hoher, unsichtbarer Gas-See, der tödlich ist. „Wir haben nachgewiesen, dass die CO2-Konzentration in den Höhlen zeitweise extrem hoch war, nämlich zwischen 60 und 80 Prozent. Da erstickt man sofort; schon bei fünf bis acht Prozent wird einem schwindelig.“

Werte am Boden sind besonders hoch

Bei ihren umfangreichen Messungen fand das Team aus deutschen, türkischen und italienischen Forschern außerdem heraus: Es hängt vom Tageslicht ab, wie konzentriert der Gas-See ist. Früh morgens ist die Konzentration stark. Danach verringert sie sich durch die Infrarotstrahlen der Sonne; geht die Sonne unter, steigt die Menge an Kohlendioxid wieder. „Weil CO2 schwerer ist als Luft, sind die Werte am Boden besonders hoch.“

Erhöhte Position schützt vor CO2

Die Priester waren clever, findet Pfanz. „Sie wussten, wann der tödliche Atem des Kerberos wirkte und bis zu welcher Höhe ein Aufenthalt völlig ungefährlich war. Morgens waren das etwa 40 cm über dem Boden. Wollten sie ihre übernatürlichen Kräfte demonstrierten, stellten sie sich auf Steine um die Opfertiere. Diese standen jedoch mitten im CO2-Dunst, ihnen wurde schwindelig, die Köpfe sanken zu Boden, wo sie die tödliche Dosis einatmeten. Die Priester hingegen konnten auf ihrer Position etwa 20 bis 40 Minuten aushalten.“ Nur stolpern durften sie bei ihrem Abgang dann wohl nicht.

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