Über Künstliche Intelligenz in der Produktion wird viel gesprochen, in der Praxis kommt sie aber noch zu selten an. Das will die WGP (Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik) gemeinsam mit anderen Fertigungsexperten ändern. „Wir bauen ein bundesweites Demonstrations- und Transfernetzwerk auf, das die Umsetzung von Beispielanwendungen in der Industrie praktisch begleitet“, berichtet Prof. Christian Brecher, Sprecher des Präsidialausschusses der WGP und Leiter des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen. Sein Institut koordiniert die neue Initiative Pro KI. „Die deutsche Industrie bleibt bislang hinter ihren Möglichkeiten zurück, ihre Produktion mit KI effizienter und flexibler zu gestalten. Wir wollen sie dazu befähigen, entsprechende Applikationen einzusetzen.“ Bei Pro KI finden Interessierte an insgesamt acht Standorten in Deutschland nicht nur kostenfrei Rat, sondern auch praktische Beispiele und Empfehlungen bei der Implementierung von KI in ihre Produktionslinien.
Unternehmen wollen mit KI ihre Produktivität steigern
In den bereits laufenden Förderprojekten „Lernende Produktionstechnik – Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Produktion (Pro Lern)“ zeigte sich, dass es die bereits existierenden KI-Lösungen kaum aus den Hochschulen heraus in die produzierende Industrie schaffen. „Sie sind bei Unternehmern einfach nicht bekannt genug“, bedauert Christian Fimmers, Koordinator für Pro KI beim WZL Aachen. Dennoch ist man sich des Nutzens von Künstlicher Intelligenz für die Fertigung durchaus bewusst. Laut einer Befragung der 80 Teilnehmenden an der Auftaktveranstaltung im Umformbereich im Dezember 2022 wollen Unternehmen mit KI in erster Linie ihre Produktivität steigern. An zweiter Stelle steht der Wunsch, die Ausschussquote zu verringern, gefolgt von planmäßiger Wartung. Doch die Vorteile von Künstlicher Intelligenz reichen weit darüber hinaus. Sie gehen bis hin zu optimierter Qualitätssicherung und Werkstoffcharakterisierung oder auch der Minimierung von Prozessunsicherheiten und Maschinenausfallzeiten. Nach Projektbeginn Ende vergangenen Jahres ist in einem zweiten Schritt am 12. Januar ein sogenannter Pro KI-Infopoint in Darmstadt gestartet.
Start: KI in der Umformtechnik
In dessen Rahmen werden die Darmstädter Forschenden gemeinsam mit ihren Dresdner Kollegen jeden Monat eine Infoveranstaltung organisieren, bei der Anwender in kurzen Impulsvorträgen jeweils ein Schwerpunktthema behandeln. Über den Input können danach die Teilnehmenden ihre spezifischen Situationen mit einbringen und diskutieren. Dabei wird es ausschließlich um KI in der Umformtechnik gehen, denn dafür sind die Darmstädter und Dresdner die Experten innerhalb der WGP. Im Januar etwa stand die Frage im Mittelpunkt, wie man die Mitarbeitenden von den Vorteilen der KI-Anwendungen überzeugen kann. Immerhin sind auch für erfahrene Teams die Entscheidungen, die aus Künstlicher Intelligenz heraus getroffen werden, nicht immer nachvollziehbar. In diesem Jahr erfahren Teilnehmende unter anderem, wie sich die Verfügbarkeit ihrer Anlagen kostenoptimal steigern lässt, wie die Energieeffizienz in umformtechnischen Unternehmen gesteigert wird oder wie KI Unsicherheiten in Umformprozessen beherrscht.
Testumgebungen für Unternehmen
Im Laufe der kommenden Wochen wird das kostenfreie Format auf weitere Forschungsstandorte mit deren jeweiligen Schwerpunkten ausgeweitet. Neben Umformen werden dann Fügen, Trennen und Beschichten in der Fertigung behandelt. Organisatoren sind die Zentren, die für das jeweilige Thema ausgewiesene Erfahrungen haben. Beteiligt sind Institute in Aachen, Berlin, Darmstadt, Dresden, Hannover, Ilmenau, Karlsruhe und Nürnberg. „Neben den Infopoints stellen aber alle Standorte auch Demonstratoren und Testumgebungen für produzierende Unternehmen bereit“, betont Fimmers. „Es geht bei Pro KI wie gesagt hauptsächlich um den Transfer der neuen Technologien in die Praxis.“
https://wgp.de/de/wgp-hilft-beim-implementieren-von-ki