Die deutschen Medizintechnikhersteller blicken zuversichtlich auf das laufende und zurückhaltender auf das bevorste-hende Jahr, so die Einschätzung von Spectaris. Für 2018 rechnen Experten mit einem Umsatzplus von etwa 4 bis 5 %, so dass – nachdem das Ziel 2017 knapp verpasst wurde – wohl erstmalig die 30-Mrd.-Euro-Marke überschritten wird. Laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes erzielten die Unternehmen der Branche zwischen Januar und Juni 2018 ein Umsatzplus von insgesamt 3,8 %.
Auslandsgeschäft pusht die Branche
„Die Geschäftsentwicklung entspricht damit weitgehend unseren Erwartungen, wir rechnen mit einem Gesamtumsatz von rund 31 Milliarden Euro“, betont Geschäftsführer Jörg Mayer. Vor allem das Auslandsgeschäft bringt positive Impulse. Und auch für die Beschäftigtenzahl weisen die Prognosen einen Zuwachs aus: Es wird erwartet, dass die Mitarbeiterzahl in Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten um 4 % auf 143 000 ansteigen wird.
2019 ebenfalls Wachstum von 4 % geplant
Für 2019 rechnet der Branchenverband mit einem weiteren Umsatzplus von etwa 4 %. Die rund 1300 Betriebe mit jeweils mehr als 20 Beschäftigten würden dann einen Umsatz von mehr als 32 Mrd. Euro erwirtschaften. Inklusive Kleinstbetriebe zählen etwa 12 300 Unternehmen mit rund 200 000 Mitarbeitern zur deutschen Medizintechnikindustrie. Das erwartete Beschäftigungsplus beläuft sich für 2019 auf rund 3 %.
Digitalisierung bleibt Erfolgsfaktor
„Das Wachstumspotenzial ist nach wie vor hoch. Europa und den USA bilden weiterhin eine gute Basis für Medizintechnik-Geschäfte der Unternehmen, aber die Schwellenländer geben den Ausschlag“, erklärt Mayer. Der größte Erfolgsfaktor für die Branche bleibe die Digitalisierung. Die erfolgskritischen Themen reichen, laut Mayer, vom vernetzten Krankenhaus und OP-Saal, Big Data, Telemedizin und dem 3D-Druck über Computer-assistierte Interventionen und Robotik bis hin zu Feedback-gekoppelten oder diagnostischen Implantaten. Wie wichtig die Digitalisierung für die Branche noch werden wird, verdeutlicht auch eine neue, von Spectaris und der Messe Düsseldorf in Auftrag gegebene Roland-Berger-Studie, die anlässlich der Medica vorgestellt wird.
USA und MDR hemmen die Branche
Doch der Verband der Hightech-Industrie sieht auch Gefahren für die Branche, die das Wachstum hemmen könnten: „Die weltweit um sich greifenden protektionistischen Maßnahmen sind Gift für unsere Unternehmen“, so Mayer. „Die zunehmende Verschärfung des Handelskonflikts zwischen den USA und China betrachten wir daher mit Sorge.„ Und auch die neue Medizinprodukteverordnung aus Brüssel (MDR) gefährdet Innovationen, weiteres Wachstum und Produktverfügbarkeit. Viele Fragen zur praktischen Umsetzung der Verordnung sind noch offen, die Probleme der Unternehmen im Angesicht von MDR-bedingter Zeitnot und Engpässen beim Marktzugang nicht gelöst.
Wachstum auch auf dem Weltmarkt
Für den Weltmarkt Medizintechnik prognostizieren die Marktforscher von Evaluate Medtech für die kommenden Jahre ein deutliches Wachstum: Die Marktgröße soll, ausgehend von 405 Mrd. US-$ im Jahr 2017, 2024 einen Wert von etwa 595 Mrd. US-$ erreichen.