Nicht ausreichend kompakt, nicht flexibel genug, zu wertvoll, nicht sinnvoll in den Betriebsablauf auf den Stationen zu integrieren – die Mängelliste der Anwender hinsichtlich Medizintechnikprodukten scheint lang. Schon die erste einleitende Diskussion auf dem diesjährigen Compamed Frühjahrsforum in Krefeld zeigte, dass insbesondere Hightech-Medizintechnik viel zu oft am realen Bedarf des Fachpersonals vorbeientwickelt wird. Franziska Niederschelp vom Helios Klinikum stellte die Digitalisierungsmaßnahmen und Fortschritte innerhalb der Helios-Gruppe vor. Dem Thema Sprachassistenz für Arztbriefe und Aktenführung kommt hier künftig eine besondere Bedeutung zu. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Patientendaten aus Medizingeräten, Laboren und von der Station, die automatisiert gebündelt und digital zusammengeführt werden müssen.
Fachärzte bei der Entwicklung von Swordcath mit dabei
Anästhesist, Intensiv- und Notfallmediziner Dr. Jens Ebnet sensibilisierte für die besonderen Anforderungen, denen sich Medizintechnik in Akutsituationen gegenübergestellt sieht. Da Risiken hinsichtlich der Akzeptanz, auch aufgrund von Gewissenskonflikten, entstehen können, ist es notwendig, Fachärzte in die Entwicklung von automatisierten, datenverarbeitenden Medizingeräten ausreichend einzubeziehen. Am Beispiel seines eigens entwickelten „Swordcath“, eines intuitiven Systems für die Blutkathederanlage, kritisierte er ebenfalls regulatorische Hürden und mangelnde politische Unterstützung für KMU.
Dass es durchaus Möglichkeiten zur Unterstützung und finanzieller Förderung innovativer Konzepte und Ideen gibt, stellte Maren Geissler vom Helios Center for Research and Innovation aus Wuppertal vor.
Sensoren ermöglichen bessere Patientenversorgung
Die zweite Session thematisierte Technologien, die innovative Möglichkeiten für Anwendungen in Diagnose und Therapie bieten können. Das CSEM aus der Schweiz hat ein optisches Verfahren entwickelt, um Blutdruck zuverlässig zu kontrollieren. Die Anwendung ist mittels des Lichts der Kamera eines handelsüblichen Smartphones per App möglich. Eike Kottkamp von Innome erläuterte die Vorteile von Einweg-Sensorik-Produkten: Bei Einsatzgebieten, in denen nicht im Hochpräzisionsbereich gemessen werden muss, können Einweg-Sensoren attraktive Alternativen zu aufwändigen und teuren Sterilisationsprozessen sein und neue Anwendungsfelder ermöglichen, beispielsweise unter Wundverbänden. Dr. Dirk Janasek vom ISAS.e.V. stellte ein innovatives Verfahren für einen zuverlässigen Test auf die Bluterkrankheit vor. Michael Görtz vom Fraunhofer IMS erläuterte, wie Sensor-Implantate in der Lage sind, beispielsweise Blutdruck, Augen-Innendruck, Hirndruck kontinuierlich zu überwachen und Therapiemaßnahmen zu unterstützen. Und Dr. Heike Kreher von Micronit stellte einen mikrofluidischen Chip vor, der beispielsweise einen Subtyp von Leukämie mittels Schnelltest ermitteln kann und eine zeitnahe Therapiemaßnahme für den Patienten ermöglicht.
Kommunikation zwischen Anwendern und Herstellern ist essenziell
Ein weiterer großer Themenaspekt war die Vorstellung und Diskussion von Weiterentwicklungen bereits marktfähiger und – auch in Krefeld vor Ort – erfolgreich eingesetzter Produkte. Die Bandbreite umfasst unter anderem smarte Hausnotrufsysteme von der Easier Life GmbH, die WLAN-Anbindung von medizintechnischen Geräten, ein Infrarot-basiertes System zur diskreten Raumüberwachung in Hinblick auf sturzgefährdete Patienten, und Robotik-Systeme zur Unterstützung von Querschnittsgelähmten.
Die Compamed 2019 findet vom 18. bis 21. November in Düsseldorf statt:
www.compamed.de
www.ivam.de