Zwei US-Ingenieure und ein deutscher Physiker wurden vom Europäischen Patentamt mit dem Erfinderpreis 2017 ausgezeichnet. Das Forscherteam entwickelte ein medizinisches Bildgebungsverfahren, das die frühe Diagnose von schweren Augenerkrankungen ermöglicht.
Das Europäische Patentamt (EPA) hat die US-Ingenieure James G. Fujimoto und Eric A. Swanson sowie den deutschen Physiker Robert Huber für die Entwicklung der Optischen Kohärenztomografie (OCT) mit dem Europäischen Erfinderpreis 2017 ausgezeichnet. OCT ist die erste Technologie, die Echtzeitbilder von menschlichem Gewebe mit mikroskopischer Auflösung liefert, ohne dass dafür invasive Untersuchungen und chirurgische Gewebeentnahmen vorgenommen werden müssen. Sie ist weltweit zum Standardverfahren bei Millionen von Untersuchungen geworden und ermöglicht die frühe Diagnose von schweren Augenerkrankungen wie Glaukom (grüner Star), aber auch von Krebs und Herzerkrankungen. Das Team wurde bei der Preisverleihung in Venedig in der Kategorie „Nicht-EPO-Staaten“ geehrt, einer von fünf Sparten des Europäischen Erfinderpreises.
Krankheiten besser verstehen
„Dank diesem Team können Ärzte lebendes Gewebe nun auf eine gründliche Weise untersuchen, um grünen Star, Krebs und andere schwere Erkrankungen schneller und rechtzeitiger zu diagnostizieren“, sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli. „Mit dieser Erfindung können wir Krankheiten auch besser verstehen. Sie hat zu neuen Behandlungen geführt und damit die Lebensqualität von Million Menschen verbessert. Die Arbeit dieses Teams ist überdies ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Patente dabei helfen können, mit einer Erfindung ein ganzes Geschäftsfeld zu entwickeln und aufzubauen.“
Laser-Fokus auf Innovation
OCT funktioniert ähnlich wie Ultraschall – nur dass es die Zeitverzögerung des Echos von Lichtstrahlen anstatt jener von Schallwellen misst. 1993 als klinischer Prototyp eingeführt revolutionierte die Technik den Behandlungsstandard in der Augenheilkunde und wurde sogleich als „bahnbrechende medizinische Technologie“ begrüßt. Die Erfindung ist das Ergebnis einer interdisziplinären Arbeitsansatzes, der zur Anmeldung von mehr als 50 Patenten geführt und einen großen wirtschaftlichen Erfolg bewirkt hat. „Heute nähert sich der (OCT-)Markt der Milliarde-Dollar-pro-Jahr -Marke. Über 16 000 qualifizierte Arbeitsplätze sind entstanden. Zudem konnten Milliarden an unnötigen Gesundheitsausgaben eingespart werden“, sagt Eric Swanson. Mit der Hilfe von Patenten haben europäische Unternehmen wie Carl Zeiss, Heidelberg Engineering und Michelson Diagnostics die OCT-Technologie auf den Markt gebracht und sind auch führenden Firmen auf diesem Gebiet avanciert.
Auszeichnung für außergewöhnliche Erfinder
2017 hat das EPA zum 12. Mal den Europäischen Erfinderpreis verliehen, mit dem jedes Jahr außergewöhnliche Erfinder aus Europa und der ganzen Welt ausgezeichnet werden, die maßgebliche Beiträge zu gesellschaftlicher Entwicklung, technologischem Fortschritt und wirtschaftlichem Wachstum geleistet haben. Die Preisträger wurden von einer unabhängigen, internationalen Jury unter mehr als 450 Erfindern und Erfinder-Teams für die diesjährige Preisverleihung ausgewählt.
Weitere Informationen: www.epo.org
Kurzfilm über die Erfinder: www.youtube.com
Unsere Webinar-Empfehlung
Erfahren Sie, was sich in der Medizintechnik-Branche derzeit im Bereich 3D-Druck, Digitalisierung & Automatisierung sowie beim Thema Nachhaltigkeit tut.
Teilen: