Schwer zu zerspanen. Medizintechnik. Titan. Der Gedankengang liegt nahe. Zu den Werkstoffen, die den Fertigungsexperten Kopfzerbrechen bereiten, gehört aber auch ein sehr weiches Material: Um ein Bauteil aus Feinsilber herzustellen, müssen bei der Werkzeugauswahl ebenfalls alle Register gezogen werden.
Aus Feinsilber – auch als 999 Silber bezeichnet – fertigt beispielsweise die Normteile Lindner GmbH im sächsischen Ehrenfriedersdorf ein Bauteil für die Elektro-Sensortechnik. Die Silberanode wird als elektrisch leitendes Bauteil von einem großen Sensortechnik-Hersteller verbaut, dessen Produkte für Sterilisatoren eingesetzt werden – wichtige Geräte für die Medizintechnik, die mit Wasserdampf, Hitze und Druck Bakterien oder Viren unschädlich machen.
Geforderte Oberflächengüte ist mit Werkzeugsystem erreichbar
„Werkstücke für die Medizintechnik unterliegen strengen Anforderungen an die Oberflächengüte und der Toleranzen“, sagt Geschäftsführer Jens Lindner. Daher nutzen die Spezialisten aus dem Erzgebirge beim Innenausdrehen zweier Bauteile – darunter die Silberanode, aber auch ein Teil, das aus Titan bestehen kann – das Werkzeugsystem Supermini, das die Tübinger Paul Horn GmbH anbietet. „Nur so konnten wir die geforderte Oberflächengüte erreichen“, erzählt Lindner.
Das Zerspanungsverhalten von Silber ähnelt dem von Kupfer. Es ist sehr weich, langspanig und neigt zur schnellen Bildung von Aufbauschneiden. Da die Anode eine Wandung von nur 0,25 mm Dicke sowie eine lange Auskragung hat, musste die Spannung in der Spannzange mit Bedacht gewählt werden. „Letztlich musste das Bauteil von zwei Seiten gefertigt werden“, sagt Heiko Köhler, der als Horn-Außendienstmitarbeiter an der Suche nach der Fertigungslösung beteiligt war. Die beiden Außeneinstiche übernimmt eine Wendeschneidplatte des Typs 312.
Titan ist einer der zu bearbeitenden Werkstoffe
Auf einer Werkzeugmaschine vom Typ Star SR20 fertigt Lindner aber auch andere Werkstücke für die Sensorik eines Sterilisators – zum Teil aus Werkstoffen, mit denen ebenfalls nicht leicht umgehen ist. Rund 3000 dieser Bauteile werden pro Jahr hergestellt. „Wir produzieren sie aus Titan, Hastelloy oder nichtrostendem austenitischen Stahl“, so der Geschäftsführer. Die Innendurchmesser von 8,9 mm, 7,9 mm, 6,8 mm und 5,8 mm seien eng tolerierte Passungen. Die geforderte Oberflächengüte von Ra=0,38 µm ist mit dem Supermini aber gut zu erreichen: Die gefertigte Oberfläche liegt sogar bei einem Wert von Ra=0,2 µm. Geschäftsführer Lindner ergänzt: „Auch die Standzeiten bei den schwer zerspanbaren Werkstoffen stellen uns zufrieden.“ Den Außeneinstich übernimmt ebenfalls eine Vollradius-Wendeschneidplatte des Horn-Systems 312, mit einem Radius von 0,5 mm.
Das Horn-Werkzeugsystem Supermini – seit mittlerweile 30 Jahren auf dem Markt und vielfach weiterentwickelt – löst viele Zerspanungsaufgaben, wenn es um Bohrungen mit Durchmessern von 0,2 mm bis 8 mm geht. Über 1500 Varianten sind als Standard verfügbar, aus denen der Anwender eine passende Lösung wählen kann. Zum Einsatz kommt das System beim Ausdrehen, Einstechen, Fasen, Gewindedrehen, Nutstoßen und weiteren Bearbeitungsoperationen.
Verbesserte Präzision und Wiederholgenauigkeit beim Bearbeiten
Die Schneidengeometrien sowie die Substrate lassen sich auf die zu bearbeitenden Werkstoffe anpassen. Eine aktuelle Weiterentwicklung ist die Spannung des Werkzeugs im Werkzeugträger. Sie erfolgt nicht mehr über Spannschrauben am Schaft, sondern über einen Spannkeil an der Stirnseite des Trägers. Lindner ist begeistert davon: „Die Präzision und die Wiederholgenauigkeit sind noch besser geworden. Wir würden uns jedoch wünschen, dass Horn größere Eckenradien ab 0,3 Millimeter als Standard ins Programm aufnehmen würde. Abweichende Radien haben wir als Sonderplatten bestellt.“
Beide Unternehmen arbeiten seit 20 Jahren zusammen, und in dieser Zeit stellte Lindner die Zerspanungsexperten schon vor einige schwierige Aufgaben. „Horn ist für uns seit Jahren ein kompetenter Begleiter und Ansprechpartner“, lobt der Geschäftsführer und spricht von „Jungs, die ihr Handwerk verstehen – und uns davon profitieren lassen“.
Über den Anwender
Die Normteile Lindner GmbH im sächsischem Ehrenfriedersdorf wurde im Jahr 1990 gegründet und produziert mit 70 Mitarbeitern einfache, aber auch komplexe Bauteile für alle Industriebereiche. Um dem Fachkräftemangel in der Region entgegenzuwirken, gründete das Unternehmen im Jahr 2018 die Lindner Akademie für die kommenden und und jetzt schon in der Ausbildung stehenden Azubis.
Kontakt zum Hersteller des Supermini-Werkzeugsystems:
Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH
Horn-Straße 1
D-72072 Tübingen
Tel.: +49 (0)7071–7004–0
info@phorn.de
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