Zu den großen Herausforderungen in der Behandlung von Patienten mit Diabetes zählt das Management chronischer Wunden, deren dauerhafte Abheilung deutlich verzögert ist. Die Kombination aus fehlendem Impuls zur Wundheilung und Infektionsgeschehen verhindert dabei Wundverschluss und Geweberegeneration – ein Problem, das durch den Diabetes deutlich verschärft wird. Die Behandlung ist teuer und langwierig. Die Therapie gestaltet sich für Ärzte und Patienten gleichermaßen mühsam, weshalb neue Konzepte dringend erforderlich sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Plasmabehandlung als ergänzendes Konzept für die Medizin
2. Kaltes Plasma beschleunigt die Heilung
3. Plasma für die Medizin: Angeregtes Gas stimuliert das Gewebe physikalisch
Plasmabehandlung als ergänzendes Konzept für die Medizin
Die Behandlung der chronischen Wunden mit Kaltplasma könnte ein solches Konzept sein. Dass sie Wirkung zeigt, wurde jetzt erstmalig wissenschaftlich bestätigt. Ärzte und Forscher im Herz- und Diabeteszentrum NRW (HDZ NRW), Bad Oeynhausen, im Klinikum Karlsburg und im Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) Greifswald haben dafür zusammengearbeitet. Sie untersuchten 62 Wunden in einer prospektiven, randomisierten, Placebo-kontrollierten und Patienten-verblindeten Studie, die ergänzend zur Standardwundtherapie entweder Kaltplasma oder Placebo erhielten.
Kaltes Plasma beschleunigt die Heilung
„Der Heilungsprozess unter Therapie mit Kaltplasma war signifikant beschleunigt, was zu schnellerem Wundverschluss führte“, sagt der Leiter der klinischen Prüfung, Prof. Diethelm Tschöpe, Direktor des Diabeteszentrums am HDZ NRW. Ein Vorteil des Verfahrens sei die gute Patientenverträglichkeit. „Wir haben keine mit der Therapie verbundenen Nebenwirkungen festgestellt“, ergänzt Wundexpertin Dr. Tania-Cristina Costea, Oberärztin der Klinik.
Die Annahme, dass Kaltplasma antimikrobiell und infektmodulierend wirkt, konnte nicht belegt werden. Dies könne vermutlich auf die effektive, begleitende Standardtherapie zurückgeführt werden und zeige, dass biologische Effekte des Plasmas in der Wundheilung relevant seien, führt PD Dr. Bernd Stratmann, Erstautor der Publikation und Forschungsleiter im Diabeteszentrum, weiter aus.
Plasma für die Medizin: Angeregtes Gas stimuliert das Gewebe physikalisch
Als Plasma wird ein angeregter Gaszustand bezeichnet, der oft als vierter Aggregatzustand – neben fest, flüssig und gasförmig – beschrieben wird. Die Kombination der verschiedenen Wirkprinzipien des Plasmas hat eine stark antibakterielle und wundheilungsfördernde Wirkung. Durch die physikalische Gewebestimulation kann der Wundheilungsvorgang wieder aktiviert werden, die Infektion soll durch die desinfizierende Wirkung zurückgedrängt werden.
Klinikdirektor Diabeteszentrum
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