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Nachhaltige Kunstfasern: Biobasiertes Nylon

Nachhaltige Kunstfasern
Biobasiertes Nylon aus Abfällen der Holzindustrie

Biobasiertes Nylon aus Abfällen der Holzindustrie
T-Shirts, Strümpfen, Hemden, Seilen – Nylonfasern sind vielfältig einsetzbar. Auch die Medizintechnik greift zuweilen auf diesen Werkstoff zurück (Bild: Chetna/stock.adobe.com)
Für biobasiertes Nylon können Abfallstoffe aus der Holzindustrie als Rohstoffe dienen und Erdöl ersetzen. Mikroorganismen im Prozess senken den Energiebedarf. Auch wird kein klimaschädliches Lachgas freigesetzt.

In T-Shirts, Strümpfen, Hemden, Seilen oder gar als Bestandteil von Fallschirmen und Autoreifen – in all diesen Produkten kommen Polyamide als synthetische Kunstfasern zum Einsatz, kurz: Nylon. Nylon-6 und Nylon-6,6 sind zwei Polyamide, die rund 95 % des globalen Nylon-Marktes ausmachen und aus fossilen Rohstoffen produziert werden. Doch dieser petrochemische Prozess ist umweltschädlich – zum einen, weil dabei weltweit rund 10 % des klimaschädlichen Distickstoffmonoxids (Lachgas) ausgestoßen werden, zum anderen, weil er viel Energie benötigt. „Unser Ziel ist, die gesamte Produktionskette von Nylon grün zu machen. Das ist möglich, wenn wir auf biobasierte Abfälle als Ausgangsstoffe zugreifen und den Syntheseprozess nachhaltig gestalten“, sagt Prof. Falk Harnisch, Leiter der Arbeitsgruppe Elektrobiotechnologie am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

Mit Katalysator zum Nylon

Wie das gelingen kann, haben die Leipziger Forschenden um Falk Harnisch und Dr. Rohan Karande vom Forschungs- und Transferzentrum für bioaktive Materie B-Actmatter der Universität Leipzig nun beschrieben. So besteht Nylon zu rund 50 % aus Adipinsäure, die bisher industriell aus Erdöl gewonnen wird. In einem ersten Schritt wird dabei Phenol zu Cyclohexanol umgewandelt, das dann zur Adipinsäure umgesetzt wird. Für diesen energieintensiven Prozess sind hohe Temperaturen, ein hoher Gasdruck und organische Lösungsmittel notwendig, und er setzt viel Lachgas und Kohlenstoffdioxid frei.

Kurze Reaktionszeit, und effiziente Ausbeute

Die Forschenden haben ein Verfahren entwickelt, in dem sie Phenol mithilfe eines elektrochemischen Prozesses in Cyclohexanol umwandeln können. „Die dahinterstehende chemische Umwandlung ist dieselbe wie bei den etablierten Verfahren: Die elektrochemische Synthese ersetzt jedoch das Wasserstoffgas durch elektrische Energie, findet in wässriger Lösung statt und braucht dafür lediglich Umgebungsdruck und Raumtemperatur“, erläutert der Elektrobiotechnologe Falk Harnisch.

Damit diese Reaktion möglichst schnell und effizient läuft, braucht es einen geeigneten Katalysator. Dieser soll die Ausbeute an Elektronen, die für die Reaktion notwendig sind, und die Effizienz, wie viel Cyclohexanol letztlich aus Phenol entsteht, maximieren. In Laborexperimenten zeigten sich die besten Ausbeuten mit einem auf Kohlenstoff basierten Rhodium-Katalysator mit fast 70 % an Elektronen und knapp mehr als 70 % Cyclohexanol.

„Die relativ kurze Reaktionszeit, die effiziente Ausbeute und die effektive Energienutzung sowie Synergien mit dem biologischen System machen dieses Verfahren für eine kombinierte Produktion von Adipinsäure attraktiv“, urteilt Dr. Micjel Chávez Morejón, UFZ-Chemiker. Wie in einem zweiten Schritt das Bakterium Pseudomonas taiwanensis Cyclohexanol in Adipinsäure umwandelt, hatten bereits in einer früheren Forschungsarbeit zwei andere UFZ-Arbeitsgruppen herausgefunden.

Nylon aus Abfallprodukt der Holzwirtschaft

Und noch eine weitere Lücke einer grünen Nylon-Produktion konnten die Leipziger Forschenden schließen, indem sie perspektivisch eine umweltfreundliche Alternative für das aus fossilen Ausgangsstoffen produzierte Phenol entwickelten. Dafür setzten sie Monomere wie beispielsweise Syringol, Catechol oder Guaiacol ein, die allesamt als Abbauprodukt von Lignin anfallen, einem Abfallprodukt der Holzwirtschaft. „Weltweit werden rund 4,5 Millionen Tonnen Adipinsäure hergestellt. Wenn wir dafür Holzreststoffe erschließen, hätte das einen entscheidenden Einfluss auf den Weltmarkt“, sagt Rohan Karande

Bis das ligninbasierte Nylon marktreif wird, ist es allerdings noch ein weiter Weg. Die Forschenden wollen im nächsten Schritt das Verfahren vom Milliliter-in den Litermaßstab bringen. Doch Falk Harnisch und Rohan Karande sind sich einig: „Das Verfahren für das ligninhaltige Nylon zeigt exemplarisch das große Potenzial elektrochemisch-mikrobieller Prozesse.“

Kontakt:
UFZ
Prof. Falk Harnisch
Gruppenleiter Elektrobiotechnologie
E-Mail: falk.harnisch@ufz.de
https://doi.org/10.1039/D3GC01105D
www.ufz.de/index.php?de=36336&webc_pm=26/2023

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