Ideen für neue Medizinprodukte und Verfahren für Diagnose und Therapie sind in der gesamten Medizintechnikbranche unzählig vorhanden. Diese entstammen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Mediziner und Pflegepersonal entdecken Verbesserungspotential bei der täglichen Arbeit mit den Patienten; Forschungseinrichtungen haben Einblicke in die neusten Technologien; bei den Herstellern liegt das Produktions-Know-How und technisch-wirtschaftliche Verständnis. Trotz der geballten Kompetenz findet die Mehrheit der Lösungen jedoch keinen nachhaltigen Zugang zum Gesundheitssystem.
Unzureichender Dialog als Ursache für nicht erfolgreiche Innovationen
Als eine der entscheidenden Ursachen für nicht erfolgreiche medizintechnische Innovationen sieht Prof. Dr. Thomas A. Schildhauer, Direktor und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Bergmannsheil in Bochum, den unzureichenden Dialog zwischen Entwicklern und klinischen Anwendern in der Entwicklungsphase: „Einige Medizinproduktehersteller binden uns als klinische Anwender eng in die Produktentwicklung ein. Dabei entstehen sehr bedarfsgerechte und praxisnahe Lösungen. Häufig ist es aber so, dass wir Produkte erhalten, bei denen schnell der Eindruck entsteht: Das hat noch nie ein Arzt in der Hand gehabt. Das ist wirklich bedauerlich, denn oft sind es Kleinigkeiten, die über die Einsetzbarkeit eines Produktes entscheiden und die man im Dialog leicht hätte besser machen können.“
Der mangelhafte Informationsaustausch zwischen Anwendern, Forschern und Herstellern verbirgt weiteres ungenutztes Potential. Gute Ideen, die seitens der Anwender bei der medizinischen Tätigkeit entstehen, werden nicht als Entwicklungsprojekt aufgegriffen und gehen so verloren. Es fehlt an gut funktionierenden Kommunikationskanälen für den Transfer von Ideen aus der Klinik in die Industrie. Auf beiden Seiten herrscht Unsicherheit und lückenhaftes Verständnis für die spezifischen Herausforderungen bei der Entwicklung von innovativen Produkten. Sorge vor Wissensabfluss ohne Beteiligung an Schutzrechten, Bedenken hinsichtlich des Aufwandes für die Zertifizierung und völlig unterschiedliche Sprachwelten zwischen Medizinern und Ingenieuren werden oft als Hürden genannt.
Dialogförderung
Da die intensive Kooperation der beteiligten Akteure ein derart wichtiges Kriterium für erfolgreiche und bedarfsorientierte Medizinprodukte ist, hat sich das Netzwerk Forum Medtech Pharma zum Ziel gesetzt, diesen Dialog zu fördern. Einen Beitrag dazu soll die Fachtagung „Bedarfsgerechte Innovationen in der Medizintechnik – Kooperative Entwicklung von Lösungen am Beispiel Intensivmedizin und Chirurgie“ am 21. November in Bochum leisten. In Vorträgen und interaktiven Diskussionen wird das Verständnis gestärkt, wie bedarfsorientierte Medizinprodukte tatsächlich aussehen, an welchen Kriterien sich entscheidet, ob Innovationen erfolgreich oder nicht erfolgreich sind und wie aktuelle Herausforderungen am besten in der interdisziplinären Kooperation gelöst werden können.
Alle Informationen zur Veranstaltung:
www.medtech-pharma.de/deutsch/events/2018/intensivmedizin.aspx