Inhaltsverzeichnis
RKT im Dienst der Medizintechnik
Kunststoffe für die Medizintechnik
Einflüsse der aktuellen Rohstoffknappheit bei RKT
Rohstoffknappheit und das Verhältnis zu Kunden
Netzwerkpartner: So sieht die Hilfe aus
Ursachen für die Knappheit bei Kunststoffen
„Weltweite Logistikkette“: was es zu verbessern gilt
Erwartungen an Kunststofferzeuger
Recycling und Wiederverwendung von Kunststoffen
Perspektive für die Rohstoffmärkte
Kreislaufwirtschaft und die Verfügbarkeit von Kunststoffen
Kreislaufwirtschaft-Projekte bei RKT
Herr Eberhardt, seit wann ist RKT in der Medizintechnik tätig? Mit welchen Produkten?
RKT produziert bereits seit über 20 Jahren Kunststoffteile und Kunststoffprodukte für medizinische Anwendungen, beispielsweise PCR-Tests, Teile für Insulinpumpen oder Health Care Devices. Vor ein paar Jahren haben wir unsere Leistungen auf die gesamte Fertigungskette ausgeweitet und unterstützen von der Entwicklung bis hin zur Verpackung im Kundennamen.
Welche Kunststoffe verwenden Sie im Medizintechnik-Bereich?
Wir verwenden unter anderem Polycarbonate, Polyamide, Polypropylen, Polymethylmethacrylat, Thermoplastisches Polyurethan, Polyphenylensulfid, Polytetrafluorethylen und Cycloolefin-Copolymere, um nur einen kleinen Ausschnitt der Materialien für unsere Medizintechnik-Sparte zu nennen.
Sind Sie von der aktuellen Rohstoffknappheit betroffen?
Ja, auch wir sind von der Rohstoffknappheit bei den Kunststoffgranulaten betroffen. Manche Produkte können deshalb nur mit erheblichen terminlichen Verzögerungen gefertigt und an Kunden ausgeliefert werden. Phasenweise mussten wir Kurzarbeit anmelden.
Rohstoffmangel und hohe Frachtkosten bremsen auch die Medizintechnik aus
Inwieweit sind Ihre Kunden davon betroffen? Wie ist das Verständnis der Kunden für die Situation?
Im Fall von Single Source sinken bei den Kunden die Sicherheitsbestände – sofern vorhanden – und die Unternehmen können ebenfalls nicht ausliefern. Hat der Kunde mehrere Lieferanten, dann kann es sein, dass ein Lieferant eine Zeitlang lieferfähig ist, sofern entsprechende Bestände vorhanden waren.
Die Kunden erfahren als Medizinproduktehersteller im Grunde das gleiche Schicksal wie wir Kunststoffverarbeiter und es sind ja keine Einzelfälle, die diese Situation betrifft, sondern sie betrifft uns alle. Daher ist durchaus Verständnis vorhanden.
Wie hat sich die Beschaffung von Kunststoffen für RKT in den letzten Monaten verändert?
Die Problematik besteht seit über einem Jahr. Es gibt auch immer wieder Force Majeure Situationen bei Kunststoffherstellern und Verteilerzentren. Wir helfen uns innerhalb unserer Netzwerke aus und greifen auf Bestände zurück, die anderweitig nicht ad-hoc oder innerhalb eines überschaubaren Zeitraums benötigt werden.
Hilfe über Netzwerkpartner: Wie sieht das aus? Können Sie das an einem Beispiel beschreiben?
Ja, wir fertigen beispielsweise Spritzgussteile für einen Kunden, der auch eine eigene Spritzgussfertigung unterhält. In jüngster Zeit gerieten wir in Lieferengpässe dem Kunden gegenüber wegen Nachschubengpässen bei der Beschaffung von Kunststoffgranulaten. Da unsere Lieferanten jedoch ebenfalls nur bedingt Zuteilungen für ihre Region erhalten und unser Lieferant für uns keine Zuteilung erhielt, mussten wir mit unserem Kunden direkt eine Lösung finden. Der Kunde verarbeitet in seiner Produktion exakt das gleiche Material, wovon er uns ausreichend Menge abgeben konnte, um bei RKT seine Bedarfe zu decken und ohne bei sich selbst einen Engpass zu erzeugen.
Worin sehen Sie die Gründe für die Knappheit, speziell in Bezug auf den Einkauf von Kunststoff?
Wir sehen grundsätzliche Rohstoffengpässe bei Kunststoffherstellern aus den USA und China. Im internationalen Vergleich ist Deutschland ein kleiner Abnehmer. Und in manchen Branchen erwarten Kunden, dass Kunststoffe bis hin zu einer Jahresproduktion bevorratet werden. Das führt zu großen Lagerbeständen bei einigen Kunststoffverarbeitern, wohingegen bei anderen dann Lieferengpässe entstehen.
Stichwort „weltweite Logistikkette“: Wie ist Ihrer Meinung nach hier der aktuelle Stand? Was müsste verbessert werden?
In Folge der weltweiten Pandemie haben viele Hersteller von Kunststoffen ihre Produktionskapazitäten dem Bedarf angepasst. Die Steigerung der Produktionsmenge bei Abklingen der Pandemie hatte einen zeitlichen Versatz. Eine Verbesserung wäre sicherlich in einer besseren Planung und kürzeren Hochlaufzeiten zu sehen – dies mit Unterstützung der Politik aufgrund der globalen Perspektive.
Zudem waren die Transportmittel, und hier vor allem die Verfügbarkeit von Containern und Frachtschiffkapazitäten, monatelang ein wirkliches Problem. Allerdings muss der Material-Nachschub im Ursprung der Kette vorhanden sein, die Logistikplanung deckt ja nur die Verteilung ab.
Welche Erwartungen haben Sie an die Kunststofferzeuger?
Wir benötigen mehr Innovationen für die Kreislaufwirtschaft, das heißt für die Wiederverwendung von Kunststoffen. Die aktuelle Rohstoffknappheit, jedoch auch die absolut richtige Forderung nach Nachhaltigkeit, sollten der Nährboden für neue Lösungen und fortschrittliche Technologien sein.
Welche anderen Möglichkeiten sehen Sie zur Beschaffung von Kunststoffen? Können Sie beispielsweise ihre Kunststoffabfälle recyceln und wiederverwenden?
RKT bereitet Rezyklate nicht selbst auf, wir arbeiten hier mit externen Partnern zusammen. Wir setzen sie jedoch immer dort ein, wo unser Kunde ein Rezyklat akzeptiert und die Gesamtprodukteigenschaften dieses zulassen. Der Anteil an Rezyklat am Gesamtprodukt wird vom Kunden festgesetzt. Durch die Kreislaufwirtschaft getrieben, könnte es schon bald zu Vorschriften kommen, die bestimmte Prozentraten von Rezyklaten vorschreiben, darin sehen wir eine Entschärfung des Beschaffungsproblems bei Rohmaterialien.
Denken Sie, dass sich die Lage auf den Rohstoffmärkten in bald wieder entspannen wird? Was müsste dafür getan werden?
Ich sehe kein schnelles Ende der Rohstoffknappheit. Wir müssen meiner Meinung nach erstens zu mehr Innovationen in der Kreislaufwirtschaft kommen beziehungsweise diese genehmigen. Und zweitens sollte die Verwendung von Rezyklat gesetzlich vorgeschrieben werden. Stellen Sie sich vor, es würde eine 100-prozentige Verwendung von Rezyklat vorgeschrieben werden, dort wo es die Produkteigenschaften zulassen – wir hätten automatisch eine geringere Nachfrage nach Rohmaterial und einen geringeren Verbrauch desselben.
Könnte der Ausbau der Kreislaufwirtschaft die Verfügbarkeit von Kunststoffen verbessern?
Ja, natürlich. Ein Ausbau der Kreislaufwirtschaft würde sich auf die Verfügbarkeit von Kunststoffen nicht nur in einzelnen Branchen wie der Medizintechnik positiv auswirken, es würde die gesamte Welt in allen Branchen, in denen Kunststoffe verarbeitet werden, verändern. Wichtig ist hierfür, dass branchenübergreifend gedacht und gearbeitet wird, wobei Gesellschaft, Wirtschaft und Politik Hand in Hand arbeiten müssen. Die Kreislaufwirtschaft ist wichtig und muss von den Kunststoffherstellern und Verarbeitern anerkannt werden. Der Druck aus der Öffentlichkeit kann hier ein Motor für Innovationen sein.
Auch in der Medizintechnik?
Bei Medizinprodukten steckt die Verwendung von alternativen Materialien noch in den Kinderschuhen. Die größten Hürden für Biokunststoffe liegen im Preis, der Akzeptanz, der Anwendbarkeit und der Recyclingfähigkeit. Diese Werkstoffe sind um 50 bis teilweise 200 Prozent teurer als solche mit fossilem Ursprung. Zum anderen sind Biokunststoffe nicht per se nachhaltig. Biobasierte Rohstoffe können beispielsweise in Konkurrenz zur Nahrungsmittelherstellung stehen oder ebenso zu Belastungen von Böden und Gewässern führen. Bei bioabbaubaren Kunststoffen ist ein Recycling, welches in den existenten Kreislauf passt, nicht möglich. Dieser Kreislauf müsste ebenfalls weiter entwickelt werden für derartige Materialien. Das Thema ist durchaus komplex und sollte nicht schwarz-weiß betrachtet werden.
Gibt es zum Thema Kreislaufwirtschaft Projekte bei RKT?
Wir setzen die genannten Rezyklate dort ein, wo wir dürfen und die Vorgaben zu den Produkteigenschaften dies zulassen. Als Befürworter der Kreislaufwirtschaft und der Nachhaltigkeit beziehen wir 100 Prozent grünen Strom, haben unseren Wasserverbrauch in fünf Jahren um knapp 60 Prozent reduziert, den Stromverbrauch um 16 Prozent, trotz einer steigenden Verbraucheranzahl. Und unsere Heizkosten konnten wir über die letzten sieben Jahre hinweg sogar um 95 Prozent senken. Aktuell gehen wir Projekte mit Großkunden an, die bis 2030 komplett CO2-neutral sein möchten und wo wir als Lieferant entsprechend eingebunden werden.
Über den Kunststoffverarbeiter RKT
1974 gegründet, hat sich die RKT Rodinger Kunststoff-Technik GmbH, Roding, als Full-Service-Anbieter in den Kernbereichen Medizintechnik und Industrietechnik am Markt etabliert. Das international tätige Unternehmen deckt die gesamte Fertigungskette ab – von der Entwicklungsunterstützung, dem Werkzeugbau, dem Spritzguss, der Veredelungstechnik, der Baugruppenmontage bis hin zur Verpackung und Logistik. Gefertigt wird automatisiert in Weiß- und Reinräumen und mit Einsatz von kollaborativer Robotik. Mit Erfahrung in der Mikrosystemtechnik stellt sich RKT auch den Herausforderungen der Mikro-Fluidik, insbesondere den mikrofluidischen Baugruppen für Labordiagnostik, Diagnostik sowie PoC. Hierzu gehört ebenso die Verarbeitung von speziellen Thermoplastischen-Kunststoffen (LCP, COP und TPE). Zudem verfügt das Unternehmen über jahrzehntelange Erfahrung in der Fertigung und Validierung von Disposables, Insulinpumpen, biotechnischer Artikel oder Healthcare-Produkten.
Kontakt zum Unternehmen:
Rodinger Kunststoff-Technik GmbH
Ernst-Abbe-Str. 3
93426 Roding
www.rkt.de