Bei bettlägerigen Personen dreht sich alles um die richtige Liegeposition im Bett. Die Lagerung muss individuell auf den Patienten und dessen körperliche Verfassung abgestimmt sein. Dazu ist regelmäßig eine Lageveränderung durchzuführen, um den Druck auf die Körperteile des Patienten zu vermindern und einem Dekubitus vorzubeugen.
Arbeitserleichterung für Pflegekräfte
Das Wenden und Umlagern von bettlägerigen Personen ist für das Pflegepersonal ein kraftaufwendiger Vorgang, der in der Regel mehrmals täglich von zwei bis drei Pflegekräften durchgeführt wird und viel Zeit in Anspruch nimmt. Häufig kommen Hilfsmittel, wie Hebe- oder Gleitmatten, Mobilisationsgurte oder Patientenlifter zum Einsatz. Dabei ist darauf zu achten, dass die bettlägerige Person vorsichtig bewegt wird – ein Ziehen oder Zerren kann zu Verletzungen der Haut führen.
Idee entstand in der Coronakrise
Infolge der Covid-19-Pandemie ist der Pflege- und Betreuungsaufwand für Patienten, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, nochmals deutlich gestiegen. Zur Behandlung künstlich beatmeter Personen wird empfohlen, diese regelmäßig in die Bauchlage zu drehen, um mehr Sauerstoff ins Blut zu transportieren. „Die Produktidee für unser System zur Umlagerung bettlägeriger Personen wurde geboren, als wir im Frühjahr des vergangenen Jahres die Fernsehbilder von den überfüllten Intensiv-Stationen gesehen haben,“ erinnert sich Holger Kuster, Abteilungsleiter Entwicklung & Konstruktion bei Framo Morat leitet und in seiner Funktion federführend für das Innovationsmanagement beim Hochschwarzwälder Antriebsspezialisten ist.
Mehr Lebensqualität für bettlägerige Menschen
Ein Jahr und zahlreiche Iterationsstufen später präsentiert die Franz Morat Group nun eine Produktneuheit, die den Arbeitsalltag des Pflegepersonals erleichtern und gleichzeitig den Positionswechsel für den Patienten komfortabler gestalten soll. „Mithilfe des Systems kann die Umlagerung des Patienten von einer Pflegekraft eigenständig und körperschonend durchgeführt werden,“ berichtet Kuster. Außerdem kann die Pflegekraft während des Wendevorgangs besser mit dem Patienten interagieren und auf dessen Bedürfnisse eingehen. So wird das Sicherheitsgefühl für bettlägerige Menschen gestärkt und gleichzeitig eine komfortable und menschenwürdige Behandlung ermöglicht.
Flexibler Einsatz an unterschiedlichen Betten
Das kompakte System mit Abmessungen von 2 m x 1 m x 0,85 m ist nach wenigen Handgriffen einsatzbereit und kann an unterschiedlichsten Varianten von Krankenhaus- & Pflegebetten verwendet werden. Nach dem Positionieren am Fußende des Bettes und dem Ausfahren der Stützvorrichtung werden die Wickelwellen ausgeklappt und parallel zu den Bettkanten positioniert. Über ein Klettverschluss-System wird ein besonders reißfestes Spezial-Laken an den Wickelwellen angebracht. Durch Rotation der Wickelwellen in entgegengesetzte Richtung wird das Laken sicher fixiert und der Patient wird angehoben. Das System wurde in der Standardausführung auf eine Traglast von bis zu 120 kg Körpergewicht des Patienten ausgelegt. Eine entsprechende Skalierung des Systems auf höhere Traglasten ist möglich.
Expertise von der Idee, über die Entwicklung bis zur Serienfertigung
Bei der Entwicklung des Systems konnte das Innovations-Team der Franz Morat Group auf die langjährige Erfahrung als Zulieferer und Entwicklungspartner renommierter Medizingerätetechnik-Unternehmen zugreifen. Zum Produktportfolio des Eisenbacher Traditionsunternehmens gehören hochpräzise Verzahnungskomponenten für Patiententransportliegen, Stirnradschneckengetriebe für C-Bögen oder komplett kundenspezifisch entwickelte Antriebssysteme für OP-Tische oder radiologische Bestrahlungsanlagen. „Nachdem wir das Projekt im Mai 2020 gestartet haben, konnten wir bereits drei Monate später den Funktionsnachweis über einen ersten Demonstrator auf Basis eines Gabelstaplers erbringen,“ berichtet Kuster stolz. „Danach flossen unterschiedliche Konzepte zur Aufwicklung des Lakens in die Weiterentwicklung der Wendevorrichtung ein. Parallel wurde ein geeignetes Fahrgestell beschafft, welches Anfang 2021 mit der Wendevorrichtung verheiratet wurde,“ so Kuster.
Schneckengetriebe treibt Wendevorrichtung an
Im Zentrum der Wendevorrichtung steht ein zweistufiges Schneckengetriebe, das auf Norm-Schneckenradsätzen aus dem Katalog-Sortiment von Framo Morat basiert. Über die zweite Getriebestufe wird die Kraft direkt auf die Wickelwelle übertragen. Durch den Einsatz eines Schneckengetriebes, dessen Vorteil beim Drehen des Patienten im angehobenen Zustand in der Selbsthemmung liegt, wird dem Sicherheitsaspekt Rechnung getragen. So kann sichergestellt werden, dass das System bei einer Störung, wie beispielsweise einem Stromausfall, in der aktuellen Position verharrt und keine Abwicklung des Lakens über die Wickelwelle erfolgt.
Partner für Markteinführung gesucht
Nach erfolgreichen Praxistests steht das System zur Patientenumlagerung kurz vor der Markteinführung. Aktuell befindet sich die Franz Morat Group hierzu auf der Suche nach einem Partner mit Erfahrung in der Medizingerätetechnik.
Kontakt zum Unternehmen:
Franz Morat Group
Franz Morat Str. 6
79871 Eisenbach/Hochschwarzwald
https://de.framo-morat.com