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Zusammenarbeit stärkt den Medizintechnik-Standort Schweiz

Medizintechnik-Markt
Zusammenarbeit stärkt den Medizintechnik-Standort Schweiz

Zusammenarbeit stärkt den Medizintechnik-Standort Schweiz
Die Schweiz gilt als einer der weltweit wichtigsten Märkte für die Medtech-Herstellung (Bild: swisshippo/stock.adobe.com)
Traditionell präsentiert sich die Schweiz mit einer starken Medizintechnik-Industrie: Innovative Hersteller und Start-ups, investitionsfreudige Konzerne und eine aktive Forschungslandschaft machen den Standort attraktiv und die Produkte weltweit begehrt. Die Umsetzung der neuen EU-MDR bereitet der Branche aber weiter Sorgen.

Susanne Schwab
susanne.schwab@konradin.de

Mit Spannung wurden die Finalisten des jährlich ausgeschriebenen Swiss Medtech Award erwartet. Jetzt stehen die drei Unternehmen fest, die auf die begehrte Auszeichnung für herausragende Leistungen der Schweizer Medizintechnikindustrie sowie auf das Preisgeld von 50 000 SFR hoffen dürfen: Die Galvosurge Dental AG zieht mit einem ausgeklügelten, hocheffizienten System zur Reinigung von eingesetzten Zahnimplantaten ins Schlussrennen. Die Icotec AG tritt mit nicht-metallischen und damit strahlendurchlässigen Implantaten zur Behandlung von Wirbelsäulentumoren an. Und die Scewo AG hat es mit einem treppensteigenden Elektrorollstuhl ins Finale geschafft.

Motivation und Innovation treiben den Markt an

Peter Biedermann, Geschäftsleiter des Schweizer Branchenverbands Swiss Medtech, zeigt sich nach der Finalisten-Auswahl von den innovativen und unternehmerischen Leistungen begeistert, genauso aber auch von der Motivation, welche die Unternehmen antreibt: „In der Medizintechnik steht der Mensch im Mittelpunkt. Der innere Antrieb, Menschen zu bestmöglicher Gesundheit und Lebensqualität zu verhelfen, war am Hearing bei allen Kandidaten zu spüren.“ Wer die begehrte Trophäe und das Preisgeld mit nach Hause nimmt, wird auf dem Swiss Medtech Day am 8. September bekanntgegeben.

Mit Kreativität, Technologie und Unternehmergeist erobern Schweizer Medizintechnikhersteller die Weltmärkte. Künstliche Intelligenz und Digitalisierung treiben die Branche weiter an. Durch die Neueröffnung des Center for Artificial Intelligence in Medicine (CAIM) in Bern entsteht zudem ein neues Zentrum, das durch die Verknüpfung von Medizin, Ingenieurwissenschaften, Forschung und Industrie beispielsweise neue patientenspezifischere Therapien ermöglicht.

Schweizer Medizintechnik-Markt auch in Corona-Zeiten stabil

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit lässt die Schweizer Medizintechnikindustrie seit Jahren wachsen. Nach Angaben der jüngsten Branchenstudie SMTI von Swiss Medtech beschäftigt sie rund 63 000 Mitarbeiter und schuf allein in den letzten zwei Jahren 4500 neue Arbeitsstellen in der Schweiz. Die 1400 Unternehmen erwirtschafteten 2019 einen Umsatz von 17,9 Mrd. SFR. Der Exportanteil liegt mit 12 Mrd. SFR bei 67 %. Importiert hat die Schweiz Medizinprodukte im Wert von 5,9 Mrd. SFR. Für das Covid-geprägte Jahr 2020 prognostizierte die Branche vorsichtig einen Umsatzrückgang um 2 %, für das laufende Jahr wird wieder mit einem Wachstum von über 8 % gerechnet. Wichtigste Handelspartnerin ist nach wie vor die Europäische Union. Sie nimmt der Schweizer Medizintechnikindustrie 46 % ihrer Exporte ab. Umgekehrt stammen rund 54 % des in die Schweiz importierten Medtech-Volumens aus der EU.

Zusatzbelastung durch die neuen EU-Regulierungen

Doch die nun schon mehrere Jahre andauernde Rechtsunsicherheit zwischen der Schweiz und der EU bereitet den beiden Handelspartnern Sorge. Die Umfrageergebnisse zeigen die finanziellen Zusatzbelastungen der Branche aufgrund der Regulierungsumstellung auf die MDR und die IVDR. Der Aufwand für die Produktdokumentation und spätere Produktüberwachung steigt im Vergleich zum bisherigen Regulierungssystem deutlich an. Die Branche schätzt, dass sich aufgrund dessen die Produktkosten um durchschnittlich 8 % verteuern werden.

Zudem droht dem Markt, dass nach dem 26. Mai 2021, dem Geltungsbeginn der neuen EU-MDR, ausländische Hersteller einen Schweizer Bevollmächtigten ernennen müssen, um Medizinprodukte auch auf dem Schweizer Markt anbieten zu dürfen. Bislang galt Dank eines bilateralen Abkommens über die gegenseitige Anerkennung von Konformitätsbewertungen (MRA) für Medizinprodukte der freie Marktzugang, der Austausch sicherheitsrelevanter Informationen zwischen der Europäischen Union und der Schweiz.

Swiss Medtech erwartet Lösungen für MRA-Abkommen

Doch diese Verlängerung des MRA-Abkommens steht aktuell immer noch aus. Für Swiss-Medtech-Geschäftsführer Peter Biedermann ein unhaltbarer Zustand: Swiss Medtech fordert daher den Bundesrat erneut auf, noch vor dieser Deadline die erwartete Lösung zu realisieren. Dazu solle der Bundesrat verlässliche Zeichen des guten Willens aussenden und namentlich die Bereitschaft bekunden, die Kohäsionsgelder auszuzahlen, so Biedermann.

Im Gegenzug erwarten die Schweizer Medizintechnik-Unternehmen von der EU als Entgegenkommen die Nachführung des MRA-Abkommens. Ohne dessen baldige Nachführung drohen, laut Swiss Medtech, weitreichende Konsequenzen:

  • Schweizer Medizinprodukte könnten nicht mehr hindernisfrei in den EU-Raum exportiert werden. Das Ergreifen entsprechender Gegenmaßnahmen würde die Industrie in den nächsten Jahren mehrere Hundert Millionen Franken kosten.
  • Die wirtschaftliche Standortattraktivität der Schweiz würde erheblich leiden. Investitionen in industrielle Arbeitsplätze, in innovative Start-up-Unternehmen und in Headquarterfunktionen wären in Gefahr.
  • Die ohne Abkommen benötigten Maßnahmen für den Import von Medizinprodukten würden ausländische Lieferanten abschrecken.

Umfragen von Swiss Medtech zeigten zudem, dass rund jedes achte Medizinprodukt in der Schweiz nicht mehr verfügbar sein würde. Dies mit entsprechenden negativen Folgen für die medizinische Versorgungsqualität in der Schweiz. Auch die Patientinnen und Patienten in den EU-Ländern würden ohne Abkommen leiden, da Lieferungen aus der Schweiz behindert würden, so der Verband. Nicht nur in Pandemie-Zeiten bräuchten Hersteller und Anwender Perspektiven.


CAIM bringt KI in die Medizintechnik

Das Center for Artificial Intelligence in Medicine (CAIM) ist eine Forschungs-, Lehr- und Translationsplattform für Medizintechnologie, die KI nutzt, um die Versorgung der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Dabei führt es die Akteure aus Wissenschaft, Gesundheitswesen und Industrie zusammen. Im Januar 2021 wurde das CAIM als Zentrum der Medizinischen Fakultät der Universität Bern und des Inselspitals, Universitätsspital Bern, zusammen mit den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) und dem Schweizerischen Institut für Translationale und Unternehmerische Medizin (Sitem-Insel) als Partner eingeweiht. CAIM bündelt interdisziplinäre Berner Expertise im Bereich der Biomedizinaltechnik und fördert Projekte, die sich mit dem Potenzial der KI-Technologie für das Gesundheitswesen befassen.

www.caim.unibe.ch


Kontakt zum Medizintechnik-Verband:

Swiss Medtech
Freiburgstr. 3
CH-3010 Bern
www.swiss-medtech.ch

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