Virtual Reality (VR) ist ein Phänomen, das Menschen jeden Alters in seinen Bann zieht. Es wird das Gefühl vermittelt, inmitten des virtuellen Geschehens zu sein. Die Zuschauer werden zu Augenzeugen einer Situation, die sie in 360 Grad umgibt und die sie als real empfinden. Davon ausgehend entstand die Idee, die Virtual Reality-Technologie einzusetzen, um ältere Menschen zu mehr körperlicher Bewegung zu motivieren. Neben den technischen Herausforderungen bei der Entwicklung war dabei auch zu klären, ob diese neue Technologie zur Erhaltung der Mobilität im Alter beitragen kann, und ob sie bei älteren Personen auf Zustimmung stößt.
Höhere Motivationssteigerung mit Virtual Reality
Mithilfe virtueller Realität soll bei dem gemeinsamen Projekt von MTC Cluster Oberösterreich, dem Büro für Sozial- und Regionalplanung, der Netural GmbH, Linz, sowie dem Forte Fortbildungszentrum der Elisabethinen Linz GmbH & Co. KG die Mobilität der Generation 50+ gesteigert werden. Dafür verknüpften die Verantwortlichen das Training an einem ergonomischen Sportgerät erfolgreich mit der VR-Technologie.
Während die Anwender am Ergometer trainieren, haben sie eine VR-Brille auf und sind in ihrer Wahrnehmung mitten auf der virtuellen Trainingsstrecke. Die erlebte Fahrgeschwindigkeit hängt von der eigenen Tretgeschwindigkeit am Ergometer ab. Der Tretwiderstand des Ergometers wiederum wird durch den Grad der Steigung auf den jeweiligen Streckenpassagen bestimmt. Die Trainingsmethode „New Reality“ beinhaltet sowohl Software- als auch Hardwarekomponenten.
Dazu wurde eigens ein Prototyp für eine Virtual Reality-App entwickelt, die zwei vordefinierte virtuelle Trainingsstrecken, zum einen eine Schnee- und zum anderen eine Küstenlandschaft, beinhaltet. Die App erhält zudem vom Ergometer Informationen zur aktuellen Tretgeschwindigkeit, zu den verbrauchten Kalorien und der gefahrenen Distanz.
43 Probanden und Probandinnen aus drei Altersgruppen – bis 29 Jahre, 30 bis 49 Jahre sowie 50 Plus – testeten den Prototypen der Trainingsmethode unter Aufsicht im Fortbildungszentrum der Elisabethinen. Zu diesem Zeitpunkt hatten knapp drei Viertel der Personen keine Erfahrung mit Virtual-Reality-Systemen. Rund 80 % der Teilnehmer gaben anschließend mit den Schulnoten 1 und 2 an, dass sie die Trainingsmethode, die Virtual Reality und Ergometer kombiniert, zum Training motivierte. Auf die Frage, ob die Probanden das Angebot des neuen Trainings öfter nutzen würden, antworteten rund 75 % mit „ja“. Aus der Altersgruppe 50 Plus waren es sogar 78,3 %. Jeder aus dieser Altersgruppe würde zudem das Training weiterempfehlen.
Herausforderung beim Design und bei Gesundheitsthemen
Bei der Entwickelung von VR-Applikationen gibt es nicht nur Herausforderungen beim Designen der Mechaniken, sondern auch gesundheitliche Themen, die es zu beachten gibt. Im Projekt „New Reality“ spielte zum Beispiel Kinetose, besser bekannt als Reise- oder Bewegungskrankheit, eine Rolle. Betroffene haben dabei mit körperlichen Reaktionen wie Schwindel und Übelkeit zu kämpfen, die durch ungewohnte Bewegungen etwa in einem Verkehrsmittel, aber auch durch den Gebrauch einer VR-Brille hervorgerufen werden können. Das Entwicklerteam nahm daher starke Kurven aus der Streckenführung und stattete die virtuellen Fahrstrecken mit einer sichtbaren Fahrlinie aus. Die Trainierenden können sich auf diese Linie konzentrieren und geben ihren Augen dadurch „Halt“. Widersprüchliche Reize – soll heißen: das Gehirn nimmt eine Bewegung visuell wahr, das Innenohr, das für die Registrierung körperlicher Bewegungen zuständig ist, aber nicht – werden reduziert oder gar vermieden.
Vor allem die medizinischen Ergebnisse und Aspekte aus dem Projekt „New Reality“ wollen die Beteiligten – das Büro für Sozial- und Regionalplanung, die Netural GmbH sowie das Fortbildungszentrum der Elisabethinen für künftige Weiterentwicklungen in der Therapie nutzen. Es ist geplant, die Trainingsmethode auf Patienten mit unterschiedlichen Krankheitsbildern – im Speziellen auf Demenzkranke sowie adipöse Kinder und Jugendliche – auszuweiten. (su)
Cluster-Aktivitäten
Der Medizintechnik-Cluster der OÖ. Wirtschaftsagentur Business Upper Austria in Linz ist die zentrale Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Medizin. Ziel ist es, die rund 230 Partner im Bereich der Medizintechnik zusammenzuführen und gemeinsame Projekte zu initiieren. Seit Gründung des Clusters im Jahr 2002 konnten bereits 84 Ideen erfolgreich in Projekten umgesetzt werden. Ausgehend vom zentralen Thema der Medizintechnik fokussiert der Cluster seine Aktivitäten auf drei Themenschwerpunkte:
– MedTech.Transfer mit der Initiative MedTech.Transfer
– MedTech.IT mit der Initiative Digital MedTech und
– MedTech.Ein- & Umstieg mit Unterstützung von Start-ups und bestehenden Unternehmen beim Ein- und Umstieg in die Medizintechnik, mit dem Fokus auf Regularien.
Auf der Medica: Halle 17, Stand D20