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Taiwan setzt auf internationale Kooperationen - Marktchancen

Marktchancen
Taiwan setzt auf internationale Kooperationen

Taiwan setzt auf internationale Kooperationen
Leonie Yang, Media & Communications Manager des German Trade Office Taipei (AHK Taiwan) Bild: Hanson Hsieh
Marktchancen | Taiwans neue Regierung baut auf Biotechnologie und Medizintechnik und sucht internationale Investoren. Die können unter anderem bei der Entwicklung und Herstellung vor Ort mit staatlicher Förderung und Steuererleichterungen rechnen, sagt Leonie Yang vom German Trade Office Taipei.

Bettina GonserFreie Journalistin in Stuttgart

Frau Yang, Präsidentin Tsai Ing-wen und ihre Regierung wollen Taiwan zu einem asiatischen Zentrum für Biotechnologie und Medizintechnik ausbauen: Was steckt hinter dieser Politik?
Der geplante Ausbau Taiwans zu einem Zentrum für Biotechnologie und Medizintechnik ist einer der fünf Eckpunkte der Wirtschaftspolitik von Präsidentin Tsai Ing-wen. Ziel ist es, das Wirtschaftswachstum wieder zu stabilisieren und strukturelle Probleme zu beheben. Mit einem Anteil der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung von 12,5 Prozent ist Taiwan zudem auf dem Weg, eine Super-aged Society zu werden. Die demographische Entwicklung sorgt für eine zunehmende Nachfrage nach medizintechnischen Produkten, für 2017 wird ein Marktvolumen von etwa 3,6 Milliarden Euro erwartet. Dabei besteht insbesondere ein Bedarf an Medizintechnik für die Prävention und Behandlung von Herz- und Gefäßkrankheiten, Diabetes sowie Nieren- und Lebererkrankungen, der von den einheimischen Branchenfirmen nicht gedeckt werden kann, vor allem wenn es um spezialisierte Ausrüstung geht.
Wo liegen die Schwerpunkte und wie sollen sie umgesetzt werden?
Die Regierung hat einen mehrgleisigen Plan entwickelt. So sollen bis 2025 im Bereich der Medizintechnik 80 Spezialgeräte für den Weltmarkt entwickelt werden. Mit Hilfe von Förderprogrammen will man die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessern, um ausländische Investitionen und Spezialisten anzuziehen sowie die Entwicklung und Produktion zu erleichtern. Um Innovationen voranzutreiben, setzt Taiwan auf den Ausbau von internationalen Kooperationen. Zudem soll der Medizintourismus weiter ausgebaut werden, vor allem im Rahmen der in Nähe des Flughafens Taoyuan entstehenden Aerotropolis.
Wo bieten sich im Zuge dieser Politik Chancen für europäische Branchenunternehmen?
Es bieten sich insbesondere Chancen im Export von medizinischer Hightech-Ausrüstung, da die Nachfrage danach von den ortsansässigen Unternehmen nur unzureichend bedient wird. Weiterhin ist großes Potenzial für Produkte zur Anwendung im Heim- und Pflegebedarf erkennbar, ebenfalls begründet in der demographischen Entwicklung des Landes. Darüber hinaus kann Taiwan Unternehmen, die bislang nicht in Asien aktiv sind, als Testmarkt für das chinesische Festland dienen.
Was unternimmt Taiwan, um internationale Investoren ins Land zu holen?
Die Regierung hat Programme ins Leben gerufen, um die Gesundheitsbranche zu fördern und Investitionsanreize zu schaffen, zum Beispiel in Form von Steuererleichterungen. Gefördert wird unter anderem die lokale Entwicklung und Herstellung hochwertiger Medizintechnik wie Dialysemaschinen, Ausrüstung für die In-vitro-Diagnostik, Mikrochirurgie und Medizinroboter. Ausländische Investoren werden für Produktion, Forschung und Entwicklung gesucht.
Wo liegen die Stärken der taiwanesischen Medizintechnikbranche?
Neben gut ausgebildeten Arbeitskräften verfügt Taiwan über mehrere Biotechnologiecluster. Die geographische Lage ermöglicht einen erleichterten Markteintritt in andere asiatische Länder, insbesondere die Nähe zum bedeutenden Nachbarmarkt China ist als entscheidende Stärke anzusehen. Viele taiwanische Branchenunternehmen fertigen auf Grundlage von OEM-/ODM-Verträgen für den Export. Einige versuchen allerdings, eigene Marken aufzubauen. Vor allem große Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnik wie beispielsweise Delta Electronics erkennen die guten Absatzchancen und stiegen in den letzten Jahren vermehrt in die Medizintechnik ein.
Und wo sehen Sie Schwächen?
Als Schwachpunkte der Branche sind der verhältnismäßig kleine lokale Markt sowie die durch unvollständige Harmonisierung internationaler Standards hervorgerufenen Hürden bei der Produktzertifizierung zu nennen. Das German Trade Office Taipei setzt sich seit langem für eine vereinfachte Markteinführung von Produkten ein, die vorher in der EU zugelassen wurden.
Wie beurteilen Sie die strategische Bedeutung Taiwans im Hinblick auf den chinesischen Markt?
Taiwan bietet optimale Bedingungen, um als Brückenkopf zu fungieren. Seit April 2016 besteht ein Abkommen zwischen der Volksrepublik und Taiwan über die gegenseitige Anerkennung von klinischen Studien. Daten, die an vier Krankenhäusern in Taiwan erhoben wurden, können auch für die Zulassung von medizinischen Produkten in der Volksrepublik verwendet werden. Dadurch lassen sich insbesondere die Zeit bis zur Markteinführung sowie Kosten für klinische Studien stark reduzieren. Zudem kann die Akzeptanz neuer Produkte seitens der Konsumenten in Taiwan und deren Nutzungsverhalten beobachtet werden, bevor diese in den chinesischen Markt gebracht werden.
Was sollten europäische Unternehmen beim Export von Medizintechnik nach Taiwan berücksichtigen? Gibt es besondere bürokratischen Hürden – und wie lassen sie sich überwinden?
Zuständig für den taiwanischen Medizintechnikmarkt ist die Taiwan Food and Drug Administration (TFDA), wobei sich diese das US-amerikanische System zum Vorbild genommen hat und entsprechend den Markt in drei Risikoklassen einteilt. Dabei gilt insbesondere für medizintechnische Produkte der Klasse I seit März 2014 die Good Manufacturing Practice, die alle fünf Jahre eine Neuregistrierung vorsieht. Ausländische Unternehmen benötigen einen lokalen Agenten zur Produkteinführung auf den taiwanischen Markt. Allerdings kommen nur Unternehmen in Frage, die selbst als Händler oder Hersteller für medizintechnische Produkte tätig sind. Dabei dauert der gesamte Prozess für Produkte, die Ähnlichkeiten mit Produkten auf dem taiwanischen Markt aufweisen, laut TFDA derzeit etwa 100 Tage, für neue Erzeugnisse 200 Tage.
Wie unterstützt das German Trade Office Taipei interessierte Unternehmen aus der Medizintechnik-Branche?
Das German Trade Office Taipei ist der erste Ansprechpartner für Unternehmen, die in den taiwanischen Markt investieren wollen. Dabei bieten wir unseren Kunden ein umfassendes Dienstleistungsportfolio, um diese optimal und zielgerichtet zu unterstützen. Beispielsweise verfügen wir über ein weitläufiges Netzwerk an Kontakten zu unterschiedlichen Institutionen der hiesigen Wirtschaft und Regierung, wodurch wir unsere Kunden bei der Suche nach Geschäftspartnern optimal beraten und unterstützen können. Zudem haben wir umfassende Erfahrung im Bereich der Unternehmensgründung hier in Taiwan und können potenzielle Kunden über den gesamten Prozess hinweg unterstützen.
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