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Medizintechnik Thailand: Medizintourismus und Demographie sorgen für Wachstum

Marktchancen
Medizintechnik-Markt Thailand: Medizintourismus und Demographie sorgen für Wachstum

Thailand will sich zum Medical Hub in Südostasien entwickeln. Gesundheitsausgaben und Ansprüche steigen, vor allem aber treibt der Privatsektor die Nachfrage nach Medizintechnik an.

Bettina Gonser
Freie Journalistin in Stuttgart

Buddhas, Tempel und Kanäle: Bangkok, die schillernde Metropole Thailands, ist nach Hongkong die meistbesuchte Stadt der Welt. Alle zwei Jahre im September wird die Millionenstadt zwischen Tradition und Moderne zum größten Marktplatz für Medizintechnik im südostasiatischen Raum. Die Attraktivität der Medical Fair Thailand hat auch mit dem Messestandort zu tun – vor allem aber mit ganz konkreten Fakten.

„Thailand ist ein extrem wachsender Markt im Bereich Gesundheitswirtschaft“, sagt Marcus Kuhlmann, Leiter des Fachverbands Medizintechnik im Branchenverband Spectaris. Wachstumsraten von jährlich 10 % machen das südostasiatische Königreich zum attraktiven Absatzmarkt für Medizintechnik, wobei das Marktvolumen von rund 1,5 Mrd. US-$ genügend Spielraum nach oben lässt.

Erfolgreicher Gemeinschaftsstand auf der Medical Fair Thailand

Kuhlmann betreute die Unternehmen, die sich 2017 auf der Medical Fair Thailand am deutschen Gemeinschaftsstand beteiligten. Mit 27 Ausstellern war der Zuspruch stärker denn je, wie auch die Messe insgesamt mit einem Ausstellerplus von 20 % ihren bislang größten Erfolg verbuchen konnte. Die Messe Düsseldorf Asia als Veranstalter zählte 830 Aussteller und 9000 Fachbesucher aus 65 Ländern.

Der Erfolg der Messe hat nicht nur mit dem rapiden Wachstum des thailändischen Marktes zu tun, sondern mit der Entwicklung der Region insgesamt. So prognostiziert das Wirtschaftsforschungsinstitut BMI Research dem südostasiatischen Gesundheitsmarkt ein jährliches Wachstum von über 12 % bis 2021. In Thailand selbst sollen die Gesundheitsausgaben bis 2020 weiter um jährlich 6 % steigen. Für 2017 wurde laut der Außenwirtschaftsagentur Germany Trade and Invest (GTAI) ein Wert von umgerechnet rund 28,6 Mrd. US-$ angesetzt.

Vor allem der Privatsektor kurbelt die Nachfrage an

Überhaupt verfolgt die thailändische Regierung ehrgeizige Pläne. So will sie das Land zu einem regionalen Medical Hub entwickeln – mit Investitionsanreizen für ausländische Unternehmen. Der Gesundheitssektor werde zu den wichtigsten Sektoren des Landes und der Wirtschaftspolitik der nächsten Jahre gezählt und solle besonders stark ausgebaut werden, sagt Marcus Kuhlmann: „Hinter diesem Wachstum steckt also der politische Willen der thailändischen Regierung.“

Die Nachfrage nach Medizintechnik wird jedoch zunehmend vom Privatsektor angetrieben. Zwar liegt der Anteil des öffentlichen Sektors bei 55 %: Was moderne Technologien anbelangt, sind aber vor allem die privaten Spezialkliniken investitionsfreudig. „Thailands regionaler Wettbewerbsvorteil resultiert aus dem hohen internationalen medizinischen Standard mehrerer Privatkliniken bei vergleichsweise günstigen Kosten“, beurteilt GTAI-Korrespondent Waldemar Duscha die Situation. Allein der Zustrom von drei Millionen Medizintouristen brachte den privaten Klinikketten im Jahr 2016 laut GTAI mehr als 3 Mrd. US-$ ein.

Wellness-Tourismus boomt – auch bei Thailänder

Während einerseits der Gesundheits- und Wellnesstourismus boomt und sich wohlhabende Thailänder ebenfalls die Behandlung in einer Privatklinik leisten können, ist es um die öffentlichen Einrichtungen, die mehr als zwei Dritteln der Bevölkerung eine vorwiegend kostenlose Behandlung ermöglichen, weniger gut bestellt. Nicht zuletzt erhöht die zunehmende Alterung der Bevölkerung den Druck auf die Universalversicherung.

Heute leben knapp 70 Millionen Menschen in Thailand. Binnen zwanzig Jahren soll sich den Anteil der über 60-Jährigen von 17 % auf 30 % erhöhen. Mit der Intercare Asia, die vom 12. bis 14. Juli wieder in Bangkok stattfindet, gibt es eine eigene Messe, die auf den Seniorenmarkt ausgerichtet ist, mit Bereichen wie Homecare & Equipment, Rehabilitation und Medizintourismus bis hin zur Bestattung.

Mehr als 80 % der benötigten Medizintechnik werden importiert. 2017 waren dies Schätzungen zufolge Produkte im Wert von knapp 1,2 Mrd. US-Dollar, was einen Zuwachs um fast 11 % im Vergleich zum Vorjahr bedeuten würde. „Von dieser Importabhängigkeit Thailands wollen natürlich alle möglichst profitieren“, sagt Kuhlmann. Vier Länder steuern zwei Drittel der Einfuhren bei: die USA, Japan und China sowie Deutschland mit einem Anteil von rund 12 % und hohen Marktanteilen insbesondere bei medizinischen Möbeln, Röntgenapparaten und ophtalmologischen Instrumenten. Die Schweiz, Irland, die Niederlande, Großbritannien, Italien und Frankreich sind weitere wichtige Lieferländer.

Markteinstieg erfordert Geduld und kontinuierliche Präsenz

Oehm und Rehbein aus Rostock, Spezialist für Systemlösungen für digitales und mobiles Röntgen, ist über OEM- und Vertriebspartner in Thailand vertreten und vertreibt dort die gesamte Produktpalette im Software- und Hardwarebereich. Geduld und kontinuierliche Präsenz seien beim Markteinstieg unabdingbar, sagt Senior Sales Manager Enis Labiadh. Thailand sei bereits sehr gut mit Medizintechnik ausgestattet, die Ansprüche würden jedoch steigen und damit auch die Qualitätsanforderungen. „Gerade in diesem Bereich sehen wir sehr gute Chancen.“ Insgesamt betrachtet habe der asiatische Markt großes Potenzial.

Wie für die Oehm und Rehbein GmbH, die sich am deutschen Gemeinschaftsstand beteiligte, verlief die erste Teilnahme an der Medical Fair Thailand auch für die Sigma Medizin-Technik GmbH sehr vielversprechend. Das Medizintechnikunternehmen aus Gelenau im Erzgebirge, das unter der Marke Neurowerk Geräte für die neurologische Diagnostik entwickelt und produziert, nahm im Rahmen des Programms „EU Business Avenues in South East Asia“ an der Messe teil. Es bot 49 Unternehmen aus 14 EU-Ländern die Möglichkeit, sich im Europäischen Pavillon zu präsentieren.

Lokaler Händler hilft beim Markteintritt

„Der thailändische Markt ist groß und unterschiedlich von Region zu Region“, sagt Sandy Neubert-Mohamed, International Sales Manager bei Sigma: „Es empfiehlt sich, mehrere Händler vor Ort zu haben, um das ganze Land abzudecken.“

2017 wurde die Registrierung in Thailand abgeschlossen, seitdem vertreibt das Unternehmen seine EEG- und EMG-Geräte „Made in Germany“ über einen lokalen Händler. Die angrenzenden Länder seien ebenfalls sehr interessiert an Medizintechnik, vor allem Vietnam. Da für Medizintechnik eine Registrierung notwendig ist, sollte ein lokaler Händler gesucht werden, der einen beim Markteintritt unterstützt, empfiehlt Neubert-Mohamed.


Weitere Informationen

Über Spectaris:

www.spectaris.de

Über Oehm und Rehbein:

www.oehm-rehbein.de

Über Sigma Medizin-Technik:

www.neurowerk.de

 

Interview zum Thema

Der Markteintritt in Thailand zahlt sich nur langsam aus

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