Wer im kleinen, aber wohlhabenden Großherzogtum Luxemburg lebt und arbeitet, ist bei Krankheit in guten Händen. Das Gesundheitssystem zählt zu den besten in Europa. Das staatlich finanzierte System unter der Aufsicht der Nationalen Gesundheitskasse (Caisse Nationale de Santé, CNS) arbeitet nach hohen Standards, bietet allen Bürgern grundlegenden Versicherungsschutz, freie Anbieterwahl für Patienten und Pflicht der Anbieter, feste Leistungen zu festgelegten Gebühren anzubieten. Private Krankenhäuser gibt es in Luxemburg nicht. Alle Kliniken werden von der CNS betrieben.
Das Großherzogtum gewährleistet seiner wachsenden Bevölkerung Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung. Deshalb wird auch in den kommenden Jahren moderne Medizintechnik benötigt. Da die inländische Branche überschaubar und auf Nischen spezialisiert ist, muss das luxemburgische Gesundheitswesen medizinische Produkte und Geräte fast ausschließlich importieren. Nach Angaben der Gtai German Trade & Invest kamen 2021 etwa 21 % aller luxemburgischen Medizintechnikeinfuhren aus Deutschland. Zu den wichtigsten Produktgruppen zählen Orthopädietechnik und Prothesen, Therapie- und Atmungsgeräte, Röntgenapparate und zahnmedizinische Instrumente. Auch in den kommenden Jahren wird das Land stark in Medizintechnik investieren: Zwei Klinikneubauten mit zahlreichen fachmedizinischen Abteilungen sind mit rund 1,4 Mrd. Euro veranschlagt. Und obwohl Deutschland – hinter Belgien – bereits seit vielen Jahren Platz zwei der wichtigsten Lieferländer belegt, bietet der luxemburgische Markt für deutsche Medizintechnikhersteller weiteres Wachstumspotenzial.
Zukunftsbranchen wie E-Health und KI in Luxemburg präsent
Auch im Bereich der digitalen Gesundheit ist Luxemburg ein Vorbild: Seit Jahren treibt das Land E-Health-Innovationen, auf Französisch E-Santé, voran. Begünstigt wird der Ausbau der digitalen Gesundheit durch die geringe Einwohnerzahl, die hohe Wirtschafts- und Kaufkraft und die gut ausgebaute Infrastruktur der Informations- und Kommunikationstechnologie. Die Wirtschaftspolitik hat sich das Ziel gesetzt, in einigen Bereichen der angewandten Künstlichen Intelligenz weltweit die Führung zu übernehmen. Dazu tragen unter anderem renommierte Forschungseinrichtungen sowie eine lebhafte Start-up-Szene bei. Da die geringe Größe des Landes für die Analyse großer KI-Datenmengen jedoch ein Nachteil ist, haben luxemburgische Akteure ein starkes Interesse an Kooperationen mit Forschungszentren in den Nachbarländern. Das eröffnet auch Chancen für deutsche Unternehmen.
Roboter mit KI zeigt autistischen Kindern Gefühle
Ein erfolgreiches Beispiel ist das Unternehmen LuxAI, ein Spin-off der Universität Luxemburg, das Robotik und Künstliche Intelligenz verknüpft. 2016 gründeten der auf KI spezialisierte Informatiker Dr. Pouyan Ziafati und die Medizinerin Dr. Aida Nazarikhorram ihr Unternehmen und stellten mit QT-Robot eine Lösung vor, die autistischen Kindern dabei helfen soll, neue soziale, emotionale und kommunikative Fähigkeiten zu erlernen.
Der sprechende, 60 cm große Roboter vermittelt mit Hilfe ausdrucksstarker Gesichts- und Körperbewegungen, was Emotionen sind und wie man mit ihnen umgeht. Mittlerweile hat das Projekt Autismuswissenschaftler und Kliniker aus Luxemburg, Deutschland, Frankreich, Italien und dem Vereinigten Königreich zusammengebracht. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Uniklinik Erlangen wurde die Wirksamkeit bereits erfolgreich getestet.
Gesundheitsmarkt Portugal: Kleiner Markt – stark in E-Health
Ein weiteres internationales Projekt, an dem Kliniker und Forscher aus Luxemburg, Frankreich, Deutschland und der Schweiz beteiligt sind, ging im April dieses Jahres in Luxemburg an den Start: Ziel von Clinnova ist es, die Vorteile der Präzisionsmedizin für Behandlungsentscheidungen durch Datenverbund, Standardisierung und Interoperabilität zu nutzen. Das Projekt wird gemeinsam vom Luxemburgischen Nationalen Forschungsfonds (FNR), der Region Grand Est, dem Kanton Basel sowie dem Land Baden-Württemberg unterstützt und soll einen gemeinsamen Startpunkt für die Entwicklung medizinischer KI-Algorithmen im Herzen Europas schaffen. Der luxemburgische Teil des Clinnova-Projekts wird vom Luxembourg Institute of Health (LIH) in Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg, dem Centre Hospitalier du Luxembourg und den Hopitaux Robert Schuman geleitet. „Die transnationalen Forschungsinitiativen werden sich zu einer wichtigen Antriebskraft für die Grundlagenforschung entwickeln“, sagt Dr. Jasmin Schulz, Hauptkoordinatorin von Clinnova am LIH. Das Gesundheitsministerium unterstütze zudem das Ziel, eine führende digitale Wirtschaft zu werden.
Weitere Informationen
Zur Gtai:
www.gtai.de
Zum Social-Robot QT-Robot:
www.luxai.lu
Zum Luxembourg Institute of Health:
www.lih.lu
Land und Leute
- Land
Das Großherzogtum Luxemburg liegt an der Grenze zu Deutschland, Belgien und Frankreich. Mit rund 650 000 Einwohnern auf einer Fläche von knapp 2600 km2 ist es eine repräsentative Demokratie in Form einer konstitutionellen Monarchie. Großherzog Henri von Nassau übernimmt hauptsächlich repräsentative Aufgaben. Die politische Lage gilt als ausgesprochen stabil. Gemeinsam mit seinem Nachbarstaat Belgien und den Niederlanden bildet Luxemburg die Benelux-Staaten.
- Sprache
Die Sprachensituation im Großherzogtum ist durch den Gebrauch und die gesetzliche Anerkennung der drei Amtssprachen Lëtzbuergesch (Luxemburgisch), Französisch und Deutsch gekennzeichnet. Die Luxemburgische Sprachenpolitik unterscheidet sich von der belgischen dahingehend, dass alle drei Sprachen gleichberechtigt nebeneinander existieren. Englisch ist die Verkehrssprache der großen ausländischen Gemeinschaft. Zudem gibt es in Luxemburg eine große portugiesische Gemeinschaft.
- Industrie
Als globaler Finanzplatz ist Luxemburg eine Drehscheibe für den internationalen Fondvertrieb und Sitz vieler internationaler Banken. Der Dienstleistungssektor macht inzwischen rund 85 % des luxemburgischen Bruttoinlandsprodukts aus. Weitere wichtige Industriezweige sind die Maschinenbau- und Elektronikindustrie. Durch die steigende Nachfrage im In- und Ausland bieten sich gute Bedingungen für einen erfolgreichen Markteintritt deutscher Unternehmen. Auch der Bedarf an hochwertiger Medizintechnik ist in Luxemburg hoch. Da der Umfang der inländischen Branche jedoch vergleichsweise gering ist, fördert das Großherzogtum den Aufbau eines Biomedizin-Clusters und eröffnet deutschen Herstellern somit gute Geschäftschancen.