Die Herausforderungen sind groß: Circa 1,5 Millionen Menschen sterben pro Jahr allein in der Sub-Sahara-Region Afrikas an den vier häufigsten Erkrankungen Malaria, HIV/Aids, Covid-19 und Tuberkulose. Der Grund dafür ist oftmals eine mangelnde Gesundheitsversorgung, gerade in abgelegenen Gebieten. Im Rahmen des Precare-Projekts entwickeln Fraunhofer-Forschende daher eine mobile vorklinische Versorgungsplattform, die auf einen handelsüblichen Pickup montiert werden kann und so auch in unzugänglicheren Gebieten Vorsorgeuntersuchungen, Tests und Impfungen ermöglicht. In dem vom Fraunhofer ISE realisierten Gesamtkonzept sind weitere modulare Versorgungselemente enthalten, wie eine Wasseraufbereitungsanlage, eine Einheit zur bedarfsgerechten vor-Ort-Desinfektionsmittelproduktion, ein Kühlschrank sowie eine Telekommunikationseinheit.
„Unter dem Motto ‘Made in Africa for Africa‘ ist es unser langfristiges Ziel, eine Serienfertigung vor Ort zu etablieren, um so nicht nur die örtliche Gesundheitsversorgung und -vorsorge zu verbessern, sondern auch um Arbeitsplätze zu schaffen und gleichzeitig eine lokale Wertschöpfung zu ermöglichen“, erklärt Dr. Lothar Schäfer, Koordinator des Projekts und stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer IST. „Wir binden bewusst lokale Akteure ein, um die Bedürfnisse vor Ort zu ermitteln und gleichzeitig die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen.“
Während der Erprobungsphase soll medizinisches Fachpersonal in Südafrika dezentrale Untersuchungen von Kranken und verschiedenen Bevölkerungsgruppen, beispielsweise von Schwangeren durchführen und diese unter anderem über weitere Behandlungsmöglichkeiten und Vorsorgeuntersuchungen aufklären. Die mitgeführten Medikamente, Impfstoffe und Untersuchungsgeräte wie Blutdruckmesser oder EKG erlauben darüber hinaus eine schnelle Grundversorgung vor Ort. Ein weiteres Ziel der Plattform ist die frühzeitige Erkennung von Krankheiten und das Bereitstellen von Diagnosetechnologien für die Bevölkerung – insbesondere für Menschen in ländlichen Gebieten.
Die Fraunhofer-Zukunftsstiftung ermöglicht die Entwicklung der mobilen Precare-Versorgungsplattform durch eine Förderung in Höhe von rund 0,6 Mio. Euro.