Jedes Jahr wird in Österreich bei etwa 1800 Menschen eine Amputation der unteren Extremität durchgeführt. Die Betroffenen sind lange Zeit in ihrer täglichen Aktivität und ihren Körperfunktionen eingeschränkt. Ein relativ neuer und vielversprechender Ansatz für die Rehabilitation sind auf Virtual Reality (VR) basierende Therapien.
Österreichischer Dachverband zeichnet Masterarbeit aus
Die Masterarbeit von Bianca Bichler, Absolventin des Studiengangs Digital Healthcare der Fachhochschule St. Pölten, „Doorz – VR-gestütztes Training von Aktivitäten des täglichen Lebens für Personen mit Beinprothesen“ hat das Potenzial solcher Therapien untersucht. Bichler hat dafür ein eigenes Spiel entworfen, das nun mit dem MDT-Innovationspreis 2021 von MDT Austria, dem Dachverband der gehobenen medizinisch-technischen Dienste Österreichs, ausgezeichnet wurde.
VR-Spiel trainiert Menschen mit Beinprothese
Bei dem VR-Spiel müssen die Menschen in einer virtuellen Welt Türen öffnen und spontan auf Ereignisse reagieren. „Für meine Arbeit habe ich einen VR-Prototyp entwickelt, der das spontane Durchführen eines Schrittes in eine bestimmte Richtung trainiert – eine Aktivität, mit der Menschen mit Beinprothese oftmals Probleme haben. Probanden und Probandinnen haben die Nutzbarkeit des Spiels getestet und Rückmeldungen zum Training und zu ihrer Motivation gegeben“, sagt Bichler.
Mit VR-Therapien Schmerzen lindern und Motivation steigern
Solche VR-Therapien können laut Bichler auch zum Lindern von (Phantom-)Schmerzen beitragen und den Betroffenen helfen, ihre motorischen Funktionen wiederzuerlangen und Aktivitäten im Alltag auszuführen. „Virtual Reality erweist sich als gute Ergänzung zur konventionellen Therapie für Menschen, die unter einer Amputation der unteren Extremität leiden. VR hilft die Motivation zu steigern und kann die Therapie nachhaltig unterstützen“, sagt Jakob Doppler, Leiter des Studiengangs Digital Healthcare der FH St. Pölten.
Studiengang Digital Healthcare: Forschung und Lehre verbinden
Entwickelt hat Bianca Bichler ihr Spiel im Rahmen des Forschungsprojekts Remocap-Lab, das den Einsatz von Virtual Reality im Gesundheitswesen und in der Rehabilitation untersucht. Es ist Teil eines seit Jahren an der FH St. Pölten aufgebauten Forschungsschwerpunkts zum Thema Digital Healthcare.
„Bianca Bichlers Abschlussarbeit ist ein hervorragendes Beispiel für die gelungene Verschränkung von Lehre und Forschung an unserer FH. Wir haben Bianca während ihrer Thesis direkt in unser Forschungsteam eingebunden, ihr die entwickelten Prototypen zur Verfügung gestellt und sie dann auch bei der Weiterentwicklung begleitet“, sagt Brian Horsak, Leiter des Center for Digital Health and Social Innovation der FH St. Pölten, der die Arbeit von Bichler gemeinsam mit Junior Researcher Lucas Schöffler betreut hat.
Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft unterstützt das Projekt
Am Remocap-Lab der FH St. Pölten arbeitet ein multidisziplinäres Team aus den Bereichen Gesundheit und digitale Medientechnologien an der FH St. Pölten zusammen. Das Projekt wird vom Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort im Rahmen des Programms Coin Aufbau der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert.
Weitere Informationen zum prämierten Spiel von Bianca Bichler: www.youtube.com/watch?v=j-Rxnw5XhKw
Kontakt zur Hochschule:
Fachhochschule St. Pölten GmbH
Matthias-Corvinus-Str. 15
A-3100 St. Pölten
www.fhstp.ac.at