Der deutsche Medtech-Verband BVMed unterstützt in seiner Stellungnahme zur Nationalen Kreislaufwirtschafts-Strategie (NKWS) das Ziel eines zirkulären Wirtschaftens und der Ressourcenschonung. Hier gebe es auch im Gesundheitssystem Handlungsbedarf, denn es produziere in Deutschland mehr als 5 % der Treibhausgas-Emissionen. „Durch die Implementierung der so genannten vier Rs – Reuse, Reduce, Repair und Recycle – können Emissionen reduziert werden“, so der BVMed.
Die ausführliche BVMed-Stellungnahme kann hier heruntergeladen werden.
Laut BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Dr. Marc-Pierre Möll gilt es jedoch, Besonderheiten zu beachten: „Die in der NKWS vorgesehene Weiterentwicklung bestehender Regelungen für eine erweiterte Hersteller-Verantwortung sollte die spezifischen Anforderungen an die Medizintechnik-Industrie, die sich aus der Versorgung von Patient:innen und dem Schutz des medizinischen Personals ergeben, berücksichtigen.“
Einwegprodukte minimieren Infektionsrisiko
Im Gesundheitswesen müssen laut BVMed zum Beispiel aus Sicherheitsgründen teilweise Einwegprodukte verwendet werden, die auf gesonderte Weise durch medizinische Einrichtungen entsorgt werden. Dafür gebe es hohe Entsorgungsanforderungen – beispielsweise durch die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) – um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. „Diese Anforderungen sollten bei der Ausgestaltung der Kreislaufwirtschaftsstrategie mitberücksichtigt werden“, fordert der BVMed in seiner Stellungnahme. Daraus ergebe sich auch Änderungsbedarf bei abfallrechtlichen Vorgaben: „Potenziell infektiöses Material kann nur schwer bis gar nicht im Kreislauf gehalten werden. Um in Zukunft eine strukturierte sowie sichere Rückführung von Medizinprodukten zu ermöglichen, müssen die Rahmenbedingungen angepasst werden“, heißt es weiter.
Medtech-Branche braucht praxisnahe Rahmenbedingungen
Ein weiteres Anliegen des Medizintechnik-Verbandes sind ausreichende Übergangszeiten für die Medtech-Branche. Um die Versorgung der Patient:innen mit Medizinprodukten kontinuierlich gewährleisten zu können, bedarf es aus BVMed-Sicht einer besonders sensiblen Güterabwägung.
Eine Änderung eines Produkts, beispielsweise durch ein neues Ökodesign, ist durch die EU-Medizinprodukte-Verordnung streng reguliert. Bereits eine vermeintlich kleine Änderung am Bestandsportfolio ist enorm aufwendig und zeitintensiv.
Ein Umstellungszeitraum – die Entwicklung, Registrierung und Validierung von Produkt- und Verpackungslösungen – beläuft sich in der Praxis meist auf mindestens 6 Jahre. „Es braucht praxisnahe und versorgungssichere Rahmenbedingungen, sodass es nicht zur Unterbrechung oder Engpässen in der Versorgung kommt. Insbesondere ist auf ausreichend Übergangszeiten für die Branche zu achten“, fordert der BVMed.
Einkäufer will wissen, ob sich ein Medizinprodukt aufbereiten lässt
Nachhaltigkeit in der Medtech-Branche
BVMed-Nachhaltigkeitsexpertin Clara Allonge: „Die Medtech-Branche ist sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und arbeitet bereits jetzt intensiv daran, die nachteiligen Auswirkungen ihrer Produkte in Bezug auf Mensch und Umwelt zu minimieren“. Eine erste Bestimmung des sozialen, ökologischen und ökonomischen Fußabdrucks der Medtech-Branche legte der BVMed bereits 2022 mit der SEE-Impact-Study vor. „Zudem können die Unternehmen der Medizintechnik-Branche auf der Grundlage des Muster-Kodex-Nachhaltigkeit des BVMed ihr Nachhaltigkeitsverständnis verdeutlichen“, so Allonge.