Laut des Gehaltsreports 2018 für Fach- und Führungskräfte der Jobplattform Stepstone sind die Verdienstmöglichkeiten für Ingenieure und technische Berufe in der Branche sehr attraktiv: Sie zählt zu den fünf Branchen, welche die höchsten Gehälter bezahlen – sowohl für Mitarbeiter mit wenig als auch mir großer Berufserfahrung. Für Vertriebsmitarbeiter steht die Branche sogar auf Platz 2 des Stepstone-Gehaltsrankings mit einem jährlichen Durchschnittseinkommen von 71 933 Euro.
Insgesamt beschäftigen die Medizinprodukte-Hersteller in Deutschland in Summe mehr als 200 000 Menschen. Aufgrund der schwierig werdenden Rahmenbedingungen ist der Jobmotor Medizintechnik in Deutschland laut Branchenverband BVMed allerdings leicht ins Stottern geraten: Nach seiner Herbstumfrage aus dem Vorjahr schaffen 2018 nur noch 44 % der Unternehmen zusätzliche Jobs. 2017 waren es noch 66 %. 12 % hatten angegeben, sogar Arbeitsplätze abbauen zu müssen. Dennoch gibt der BVMed Entwarnung: Die Berufsaussichten für Fachkräfte in der Branche seien weiter glänzend.
88 % der Unternehmen gaben vor Jahresfrist an, offene Stellen zu haben. Gesucht werden vor allem Ingenieure, Medizintechniker und Wirtschaftswissenschaftler. An der Spitze der offenen Stellen stehen Vertriebsmitarbeiter (61 %), gefolgt von Marketing und Kommunikation, Key Account Management, Regulatory Affairs sowie Produktion.
Regulatory Affairs Manager (RAM) stehen hoch im Kurs, um vor allem die neue EU-Medizinprodukte-Verordnung umzusetzen. Klinische Bewertungen und Prüfungen werden detaillierter geregelt und vorgeschrieben, die Zahl an Audits könnte zunehmen, technische Dokumentationen müssen angepasst werden. Dafür braucht es Personal. Laut BVMed rechnete mehr als die Hälfte der Unternehmen vor einem Jahr mit zusätzlichem Personalbedarf. „Die größeren Medtech-Firmen suchen derzeit alle nach RAM-Fachkräften“, sagte Uwe Loof, Geschäftsführer der Personalberatung Paon, kürzlich gegenüber der Nationalen Informationsplattform Medizintechnik. „Die Konzerne beschäftigen schon seit einiger Zeit ganze MDR-Taskforces, um ihren Bedarf an Regulatory Affairs Managern einschätzen und decken zu können.“ Kleine und mittelständische Häuser seien aber bislang in der Breite noch nicht aktiv geworden.
Der bayerischen Endoprothetikhersteller Peter Brehm, ein Unternehmen mit 160 Mitarbeitern, hat bereits in den vergangenen Jahren den Personalbestand aufgestockt. Statt früher zwei arbeiten nun zwölf Mitarbeiter im Verwaltungsbereich, davon alleine die Hälfte in der Regulierung: Zwei kümmern sich um klinische Studien, vier um die Zulassungen.
Regulatory Affairs Manager braucht breites Fachwissen
Das Unternehmen wünscht sich für den RAM-Bereich breit aufgestellte Fachkräfte mit technischem Verständnis, die in der Lage seien, mit anderen Abteilungen wie Entwicklern und Produktmanagern zu diskutieren, die aber auch Rechtstexte lesen können und wollen.
Ein weiterer Bereich, in dem Fachkräfte gesucht werden, ist die additive Fertigung: Nach Informationen der Jobplattform Joblift wurden in den vergangenen beiden Jahren hier deutschlandweit mehr als 6000 Stellen geschaffen. 2017 betrug das Wachstum 88 % gegenüber dem Vorjahr. Die Medizintechnikbranche inserierte mehr als dreimal so häufig wie im Vorjahr. 1300 Positionen waren hier zu besetzen. Besonders gefragt waren neben Konstrukteuren und Maschinenbauern Programmierer. Außerdem richteten sich viele Gesuche an Experten für Sales und Business Development sowie in Forschung und Entwicklung.
Doch wie werden Unternehmen attraktiv für junge Talente? Ein gut funktionierendes Talent Management ist der Schlüssel zum Erfolg. Dahinter steckt die Idee, dass zu jeder Zeit auf allen entscheidenden Stellen im Unternehmen geeignete, möglichst qualifizierte, motivierte, mitdenkende und kreative Mitarbeiter tätig sind. Das beginnt bei der Personalgewinnung und führt über die Einarbeitung und die Mitarbeiterbindung bis hin zur Weiterqualifikation und Nachfolgeplanung.
„Stellen- und Mitarbeiterprofile wandeln sich – künftig sogar permanent. Ehemals klar umrissene Tätigkeitsbeschreibungen erweitern und ändern sich in der digitalen Geschäftswelt“, sagt Steve Wainwright, Managing Director EMEA bei Skillsoft und Sumtotal, einem Anbieter eines integrierten Lern-, Talent- und Workforce-Management-Systems. „Dies erfordert einen gänzlich anderen Mitarbeitertypus – mit einer wesentlich breiteren Einstiegsqualifikation, permanenter Lernbereitschaft, hoher digitaler Affinität und nicht zuletzt einer ausgeprägten Kompetenz zur Zusammenarbeit in virtuellen Teams.“
Zwei grundlegende Fragestellungen seien dabei zu beantworten: Welche Qualifikation wird für bestimmte Aufgaben heute und künftig benötigt? Und welches Wissen muss geschult werden, um die erforderlichen Kompetenzen aufzubauen? Außerdem weist Wainwright auf veränderte Job-Prioritäten der Millenials hin: „Die beruflichen Erwartungen und Wertvorstellungen der Digital-Natives- Generation haben sich verändert.
Ihre Prioritäten orientieren sich überraschenderweise vorwiegend an konservativen Aspekten. Arbeitsplatzsicherheit, fachliche und persönliche Entwicklungsperspektiven, klar strukturierte Karrierepfade und eine angemessene Work-Life-Balance werden in Umfragen unter dieser Personengruppe als häufigste Wünsche genannt.“ Auch darauf müssen Unternehmen künftig verstärkt eingehen.
Um für bestehende und potenzielle Mitarbeiter attraktiv zu sein, geht die expandierende FIT AG, die 2017 die weltweit bislang größte additive Fabrik eingeweiht hat, ungewöhnliche Wege: Am Hauptsitz in Lupburg in der Oberpfalz hat das Unternehmen ein Gästehaus erbaut, in dem auch Mitarbeiter und sogar Auszubildende kostengünstige Apartments beziehen können.
Grafik: Stepstone
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