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Es geht um den Menschen

Gebrauchstauglichkeit: Expertgroup optimiert Medizintechnik durch Human Centered Design
Es geht um den Menschen

State-of-the-Art-Medizintechnik hat eine Perfektion erreicht, die eine Verbesserung durch rein technische Innovationen immer schwieriger macht. Die Expertgroup kreiert mit Human Centered Design Produkte, die am Markt durch ihre Benutzerfreundlichkeit überzeugen.

Vertrauen ist im Gesundheitswesen einer der wichtigsten Faktoren: Das Vertrauen des Patienten in seinen Arzt; das Vertrauen des Arztes in seine eigenen Fähigkeiten; das Vertrauen eines OP-Teams in die komplexe Technik. Den Aufbau dieses Vertrauens zu unterstützen hat sich die Virtamed AG, Zürich, auf die Fahne geschrieben, und zwar mit Hilfe einzigartiger Operationssimulatoren, die es Ärzten erlauben, Operationen der endoskopischen „Schlüsselloch“-Chirurgie am digital simulierten Patienten bis zur Perfektion zu trainieren.

Die jüngste Entwicklung im Produktportfolio von OP-Simulatoren bei Virtamed heißt Arthros und ermöglicht Orthopäden ein virtuelles Training für Kniearthroskopien. „Wir haben die medizinische und technische Basis von Arthros gemeinsam mit der Uniklinik Balgrist und der ETH Zürich entwickelt“, erklärt Stefan Tuchschmid, CEO und einer der Gründer von Virtamed. Arthros bietet Ärzten die Möglichkeit, alle realen Handgriffe eines arthroskopischen Eingriffs mithilfe einer raffinierten Forcefeedback-Robotik am Simulator zu üben. Gleichzeitig zeigt ein Bildschirm im virtuell nachgebildeten Kniegelenk jede Bewegung des Instruments. „Chirurgen können mit Arthros Eingriffe so lange üben, bis sie buchstäblich jede Herausforderungen im Griff haben“, unterstreicht Tuchschmid.
Arthros gehört zu Virtameds wachsender Produktefamilie von Simulatoren, die jungen Ärzten helfen, sich ohne Risiko auf ihre erste minimal-invasive OP am richtigen Patienten vorzubereiten. Die Verbesserung des Selbstvertrauens und der Sicherheit, die das Training am Simulator bietet, ist ein Mehrwert, der im Gesundheitswesen willkommen ist. Doch um im hart umkämpften Medizintechnikmarkt einen echten Vorsprung zu haben, genügt es oft nicht, nur eine brilliante Innovation anzubieten. „Die Bedürfnisse der Kunden müssen auf verschiedenen Ebenen berücksichtigt werden und von Anfang an in neue Produkte einfließen“, ist Stefan Tuchschmid überzeugt; für die Optimierung der Gebrauchstauglichkeit von Arthros hat er deshalb nach Spezialisten für Human Centered Design gesucht.
Gefunden hat er sie bei der Expertgroup, einer Kooperationsgemeinschaft dreier spezialisierter Schweizer Dienstleister für die Medizintechnik-Industrie. Durch die Kombination von Design Thinking, Ingenieurkompetenz und Produktionsqualität ermöglichen die Unternehmen Erdmann Design in Brugg, ADS Engineering in Pratteln und die Leitner AG, Busswil, beschleunigte Produktentwicklung und Realisation unter besonderer Berücksichtigung der Benutzerfreundlichkeit. „Im Human-Centered-Design-Prozess werden die Anliegen, Ziele und Erwartungen der Anwender von Anfang an bei der Produktgestaltung berücksichtigt und aufeinander abgestimmt“, erklärt Raimund Erdmann, CEO von Erdmann Design. Das Designteam der Expertgroup untersuchte daher zuerst mit Hilfe von Beobachtungen und Interviews den Nutzungskontext von Arthros im medizinischen Umfeld und leitet daraus die Nutzungsanforderungen ab.
„Basierend auf diesen Informationen entwickeln wir auf der Engineering-Seite Lösungsideen, die sehr rasch zu Prototypen führen“, erläutert Georg Cramm, Geschäftsführer von ADS Engineering das Vorgehen. Dank der Einbindung des auf qualitativ hochwertige Bauteile und Produkte spezialisierten Zulieferunternehmens Leitner AG sind bereits die Prototypen der Expertgroup nahe am Finish der Endprodukte. Die greifbar gewordenen Lösungsideen werden dann erneut mit zukünftigen Nutzern getestet, bewertet und verfeinert. Allfällige Probleme mit der Bedienung oder Produktsicherheit können so bereits in der Evaluationsphase mit Hilfe von Usability-Tests beseitigt werden. Der Begriff Usability steht dabei nicht nur für anwendergerechte Bedienung, sondern auch für die Medizinnorm EN 62366-1-6. Gemäß dieser DIN-Norm dürfen Medizinprodukte seit 2010 nur noch auf den Markt gebracht werden, wenn der gesamte Entwicklungsprozess sowie alle Analyse- und Designschritte in einem Usability File festgehalten wurden. Am Ende des von der Expertgroup perfektionierten Entwicklungsprozesses entsteht ein Produkt, das die menschlichen Fähigkeiten unterstützt, von den Benutzern akzeptiert wird und mit dem die Aufgaben optimal bewerkstelligt werden können.
Dabei ist die Methode des Human Centered Design in der Medizintechnik keine Neuigkeit, sondern längst etabliert. „Aber bis vor kurzem haben nur die großen Hersteller mit eigenem Brand diesen Ansatz verfolgt“, relativiert Raimund Erdmann. Er kennt die Anliegen der globalen Medtech-Konzerne gut, hat er doch unter anderem OP-Carts für verschiedene Hersteller optimiert und für Stryker-Geräte weltweit eine Vereinheitlichung von Bedienungslogik und Erscheinungsbild grafischer Benutzeroberflächen umgesetzt. Beim Human-Centered-Design-Ansatz entstehen Lösungen in erster Linien aufgrund der menschlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten und nicht über die technischen Möglichkeiten. Erdmann ist überzeugt, dass der Fokus auf den Benutzer insbesondere bei größeren oder komplexen Systemen, die nicht nur von einer Person bedient werden, unabdingbar ist. Nur so kann ein Diktat durch Technik verhindert werden, das letztlich am Markt durchfällt.
„Bis vor kurzem haben nur Global Player im Human-Centered-Design-Verfahren entwickelt“, berichtet Raimund Erdmann. In der Schweiz stehen aber heute Firmen jeder Größe die notwendigen Ressourcen für den benutzerorientierten Design-Prozess zur Verfügung. Um auch jungen Unternehmen wie der Virtamed eine realistische Testumgebung für ihre Simulatoren zu bieten, arbeitet die Expertgroup mit der Akademie für Medizinisches Training und Simulation, AMTS, in Luzern zusammen. Am AMTS stehen Unternehmen und Entwicklern ein voll eingerichteter Operationssaal, ein Schockraum mit CT-Simulator, eine IPS und diverse Workshop-Räume zur Verfügung. „In der realitätsnahen Testumgebung des AMTS wurde die Ergonomie der Arbeitsabläufe genau analysiert, um beispielsweise zu erkennen, wann eventuell ein Werkzeug oder Kabel den Benutzern im Weg steht“, berichtet Georg Cramm. Der Dialog der erfahrenen Kooperationspartner garantiert dabei die Durchgängigkeit der Lösungsansätze. Und so konnten bereits vor Ort technisch umsetzbare Änderungsvorschläge skizziert werden, die das Produkt kompakter und mobil, aber auch angenehmer und leichter bedienbar machen. „Die Berücksichtigung des menschlichen Faktors ist der Grund für den Erfolg unseres Design-Ansatzes“, erklärt Raimund Erdmann. Gleichzeitig unterstreicht er, dass auch ökonomische Konzepte integriert werden können. Die Konzeption von Produktefamilien, die Basismodelle sowie mittlere und High-end-Versionen umfassen, gehört daher mit zu den Spezialitäten der Expertgroup.
  • Patrick Roth Geschäftsführer der Stiftung Competence Center for Medical Technology, Bern
  • Weitere Informationen Am World Medtech Forum in Luzern (25.-27. September) will die Expertgroup mit einem Gemeinschaftsstand und gemeinsamen Präsentationen den Human-Centered-Design-Ansatz und die neuen Usability-Anforderungen einem breiteren Publikum zugänglich machen. www.expertgroup-tm.com Zum Designspezialisten Erdmann: www.erdmann.ch

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