Ob im Job oder in der Freizeit – immer mehr Menschen fühlen sich gestresst. Schlafstörungen, Erschöpfung, Rückenschmerzen, dies alles können Anzeichen für Stress sein. Laut einer aktuellen Studie der Betriebskrankenkasse Pronova BKK trifft dies auf 87 % der Deutschen zu. Langfristig schadet das der Gesundheit. Zwar gibt es viele Entspannungsmethoden wie Yoga, Meditation oder Muskelentspannungsübungen, im Alltag nehmen sich die meisten dafür jedoch wenig Zeit.
Übungen für den Elwetritsch
Dr. Corinna Faust-Christmann von der Nachwuchsgruppe Wearhealth an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) hat nun mit ihrem Team die App „Stress-Mentor“, entwickelt, die Nutzer täglich daran erinnert, sich zu entspannen. „Wir bieten eine Reihe von Übungen an“, sagt die Psychologin. „Diese sind zwischen fünf und 45 Minuten lang. Sie können individuell in den Tagesablauf eingebaut werden.“ Dazu zählen etwa Meditations-, Bewegungs- und Dehnübungen.
Die App „Stress-Mentor“ ist spielerisch gestaltet, um die Motivation zu erhöhen. „Wir haben ein kleines vogelähnliches Fabelwesen in unserer App, den rheinland-pfälzischen Elwetritsch. Der Nutzer muss sich um das Tier kümmern, indem er jeden Tag wenigstens eine Übung durchführt“, so Faust-Christmann weiter. „Bis zu drei Übungen täglich sind möglich.“
Stress-Tagebuch
Außerdem enthält die App ein Tagebuch, um den Stress im eigenen Alltag besser zu beobachten. „Über Skalen kann der Nutzer schnell einschätzen, wie stressig der Tag verlaufen ist oder welche positiven Erlebnisse es gab. Diese Angaben zu erfassen, dauert rund eine Minute“, sagt die Forscherin.
Die Gesundheits-App ist nicht für den langfristigen Gebrauch gedacht. „Sie ist rund drei Monate aktiv, je nachdem wie regelmäßig sie zum Einsatz kommt“, fährt Faust-Christmann fort. „Sie soll vermitteln, bewusster mit Stress umzugehen.“ Die Übungen sollten nach der Zeit einfach in den Alltag integriert worden sein. Stress-Mentor soll Ende des nächsten Jahres kostenfrei für Android-Geräte auf den Markt kommen.
Variante für Schmerzpatienten
Das Programm des Kaiserslauterer Forscherteams ist aber nicht nur für die Stressbewältigung interessant, sondern auch für Schmerzpatienten. Daran arbeitet das Team um Faust-Christmann derzeit mit der Medizinerin Dr. Katja Regenspurger von der Universitätsklinik in Halle. Dazu soll die App weitere Funktionen erhalten. Wenn eine Schmerzattacke auftritt, soll sie zum Beispiel helfen, den weiteren Tagesverlauf einfacher zu planen, um etwa Hilfe zu erhalten. „Wir möchten zudem ein Tagebuch anbieten, in dem sich Schmerztage oder Parameter wie Schmerzintensität erfassen lassen“, so Faust-Christmann. Die App könnte zum Beispiel als Begleitung zu einer multimodalen Schmerztherapie Verwendung finden.
Auf der Medica in Düsseldorf stellt das Team die Technik vom 12. bis 15. November am Forschungsstand Rheinland-Pfalz in Halle 7a an Stand B06 vor.