Die spinale Muskelatrophie ist eine Erbkrankheit in unterschiedlichen Ausprägungen, die bislang nicht heilbar sind. Bewegung ist, wenn überhaupt, nur eingeschränkt möglich. Gleichzeitig ist Bewegung aber sehr wichtig, um Nebenwirkungen und Verlauf der Krankheit abzuschwächen und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern. Dafür sind bereits eine Reihe Exoskelette auf dem Markt.
Speziell für Kinder wurde im EU-Projekt Echord++ ein Exotrainer entwickelt, der heute als Atlas 2020 kommerziell verfügbar ist. Das Exoskelett enthält zehn Aktuatoren und ein optimiertes Design bei nur 14 kg Gewicht. Atlas hilft Kindern, sich wieder aus eigener Kraft zu bewegen. Das verbessert nicht nur die Lebensqualität der kleinen Patienten deutlich, sondern spart nebenbei den Krankenkassen jährlich hohe Beträge, weil viele Nebeneffekte der Krankheit ausbleiben, die normalerweise durch Bewegungsmangel entstehen.
Gemeinsam mit Partner entwickeln
Ziel des EU-Projekts Echord++ ist es, marktfähige Automatisierungs-Technologien, wie den Atlas 2020, zu wettbewerbsfähigen Preisen zu entwickeln. Dafür wurden Konsortien gebildet, die aus einem Forschungsinstitut sowie aus Partnern aus Industrie und Wirtschaft bestehen. Die Koordination liegt beim Lehrstuhl für Echtzeitsysteme und Robotik der Technischen Universität München (TUM).
Auch für den Pflege-Bereich sind die Projektpartner aktiv: Ältere Patienten haben oftmals Einschränkungen im organischen, persönlichen und sozialen Bereich – und diese dokumentierten Veränderungen entscheiden über die Therapie. Eine gründliche Anamnese erfordert bei Senioren jedoch wesentlich mehr Zeit.
Eine umfassende geriatrische Untersuchung bietet allerdings die Chance, dem Patienten frühzeitig und qualifiziert zu helfen. Für einige dieser Untersuchungen ist nicht unbedingt ein Arzt oder Pfleger erforderlich.
Robotik intensiviert Pflege und Reha-Maßnahmen
Roboter können bereits heute einen Teil dieser Aufgaben übernehmen: Der von den Projekt-Partnern entwickelte Prototyp Assesstronic beispielsweise versteht Stimme, Gestik oder Berührung des Patienten, kann sie interpretieren und einordnen. Er erhebt diese Daten selbständig, verarbeitet und speichert sie, sodass sie jederzeit verfügbar sind.
Der Roboter-Prototyp Clarc ist ebenfalls dafür konzipiert, Ärzten Zeit zu sparen, indem er mehrere Standardtests einer umfassenden geriatrischen Untersuchung ohne menschliche Aufsicht völlig selbständig durchführt. Clarc überwacht die Bewegung des Patienten, erfasst alle Daten über Video und Audio und bewertet durchgeführte Tests. Der Arzt kann anschließend diese Multimedia-Informationen analysieren, die Ergebnisse bearbeiten und die Entwicklung des Patienten über die Zeit begutachten. (su)
Einige der Anwendungen zeigt das EU-Projekt Echord ++ auf der Medica:
Halle 12, Stand F37
Über Echord++
Echord++ hat das Ziel, den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Industrie und Anwendern in der Robotik zu verstärken und ihre Zusammenarbeit zu unterstützen. Das EU-finanzierte Projekt mit einer Laufzeit von fünf Jahren (2013 bis 2018) fördert kleine Forschungsprojekte, so genannte „Experiments“, innovative Robotertechnologien in öffentlichen Einrichtungen „Public End-User Driven Technological Innovation“ (PDTI) und „Robotics Innovation Facilities“ (RIFs), offene Labore, die mit moderner Hard- und Software ausgestattet sind und wissenschaftliche und technische Unterstützung anbieten. Das Echord ++ – Projekt wurde aus dem Siebten Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung, technologische Entwicklung und Demonstration im Rahmen der Finanzhilfevereinbarung Nr. 601116 gefördert.