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Point of Care – und weitere Trends im Medical Design

Design für Medizinprodukte
Point of Care – und weitere Trends im Medical Design

Design | Digitalisierung, 3D-Druck oder eHealth – wie viele andere Branchen ist auch die Medizintechnik einem dynamischen Wandel unterworfen. Doch welche Trends werden die Medizintechnik zukunftsweisend prägen?

Markus Wild
Wilddesign, Gelsenkirchen

Während sich die meisten Akteure in der Medizintechnik gezwungenermaßen mit den rapide gestiegenen regulativen Anforderungen – wie beispielsweise der neuen Europäischen Medical Device Regulation (MDR) oder anderer aktueller Normenwerke – auseinandersetzen, lenkt eine Trendstudie der Agentur Wilddesign aus Gelsenkirchen die Aufmerksamkeit auf das Thema Medical Design. Das darauf spezialisierte Unternehmen hat 15 Trends herausgefiltert, die maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung der Branche nehmen werden. Einer der stärksten Trends: Point of Care. Insbesondere im Bereich der Diagnostik nimmt die Ausrichtung auf den Patienten immer mehr zu und rückt verstärkt an ihn heran. Die fortschreitende Miniaturisierung und Digitalisierung ebnen dafür den Weg: Immer kleinere und leichtere, gleichzeitig aber leistungsstärkere Komponenten machen bislang stationäre Labor- und Medizintechnik klein und mobil. Das Potenzial ist hoch, und die Nachfrage ist es auch.

Zeitgleich mit dem technischen Fortschritt wächst auch die Neugier der Menschen auf die vielfältigen Möglichkeiten des Self-Trackings. Ohne Umwege über das Wartezimmer oder das Labor möchten sie eine Diagnose über das eigene Wohlbefinden stellen können: Nicht der Mensch geht zur Medizin, sondern die medizinischen Geräte kommen zu ihm. Ältere oder chronisch Kranke – wie z.B. Diabetiker oder Asthmatiker – können sich ebenso wie fitness- und gesundheitsorientierte Menschen mittels Messung ihrer Vitalparameter über ihr Wohlbefinden informieren. Ein Allergietest in der Apotheke bringt Menschen zum Beispiel schnell Aufschluss über eine mögliche Unverträglichkeit und erspart ihnen den Umweg über die Arztpraxis.

Die Möglichkeit der patientennahen Behandlung, Untersuchung und Diagnostik wird dazu führen, dass die medizinische Leistung zukünftig viel breiter gestreut wird: Zwar kann sie die Versorgung im Krankenhaus oder in der Arztpraxis nicht ersetzen, bietet aber dem Patienten jenseits der ärztlichen Behandlungsräume zusätzliche Optionen zur Überwachung seiner Gesundheit – beispielsweise den Vitalparameter-Check im Fitness-Center oder das Blutdruckmessen in der Shopping-Mall.

PoC-Devices sind aber auch bei professionellen Einsätzen nicht mehr wegzudenken. Mobile Ultraschallgeräte beispielsweise sind für eine Diagnose vor Ort von großem Wert. Ebenso wie bildgebende Verfahren erleichtern auch mobile Diagnostik-Geräte valide Befunde. Lange Wartezeiten bis zum Laborergebnis gehören damit der Vergangenheit an und Therapie-Maßnahmen können direkt eingeleitet werden. Auch in der Veterinärmedizin können die Vorteile der PoC-Devices künftig genutzt werden: Das Unternehmen Boehringer Ingelheim hat jüngst ein mobiles Analysegerät entwickelt und vorgestellt, mit dem Tierärzte direkt während des Einsatzes eine gesicherte Diagnose stellen können. Die Funktionalität des Geräts ist dabei vergleichbar mit der eines Diagnostik-Labors.

Der User als treibende Kraft für Produktinnovationen

Neben Point of Care zählt Usability zu den stärksten Medical Design Trends und wird zur treibenden Kraft für Produktinnovationen. Denn eine neue Technologie kann noch so innovativ sein: Ob sie einen tatsächlichen Mehrwert für den Anwender mit sich bringt, entscheidet ihre Gebrauchstauglichkeit. Der technische Vorsprung wird daher an Wichtigkeit verlieren; stattdessen wird sich die Usability eines Produktes zu einem zentralen Wettbewerbsvorteil entwickeln.

Gerade in der Medizin ist es wichtig, dass der Anwender technische Geräte, Instrumente und Hilfsmittel intuitiv und fehlerfrei bedienen kann. Immer mehr zur Verfügung stehende Informationen, zunehmender Zeitdruck, eine multinationale Belegschaft und uneinheitliche Bedienkonzepte bilden häufige Fehlerquellen, die ernste Folgen nach sich ziehen können. Um diese zu vermeiden, ist daher der Usability-Engineering-Prozess neben dem Risikomanagement zu einer der wichtigsten Einflussgrößen für Medizinprodukte geworden und inzwischen per Norm wie der DIN EN 62366-1 vorgeschrieben.

Abgesehen von den regulatorischen Vorgaben und dem Ziel, Medizinprodukte so zu gestalten, dass effizientere Arbeitsabläufe oder eine höhere Sicherheit für die Patienten erreicht werden, soll es dem Anwender auch eine gewisse Freude bereiten, das Produkt zu nutzen. Bei Wearables beispielsweise liegen Erfolg und Misserfolg nur wenige Millimeter auseinander. Während des Design-Entwicklungsprozesses ist eine genaue Passung daher von großer Bedeutung, da bereits kleinste Abweichungen den Tragekomfort stark beeinträchtigen können. Gleichbedeutend mit der Ergonomie ist eine simple Bedienbarkeit des Produkts. Kann der User es nicht intuitiv anwenden und mühelos in seinen Alltag einbauen, wird es sich nicht durchsetzen können.

www.wilddesign.de


15 Trends = 15 Herausforderungen

Welche Trends die Medical Design Agentur Wilddesign noch für ausschlaggebend hält, ist im Medical Design Trend Update nachzulesen. 15 Trends, die das international etablierte Unternehmen im Medical Design in den kommenden Jahren für richtungsweisend hält, stellt es darin detailliert vor. Umfangreiche Recherchen und zahlreiche Gespräche mit Fachleuten aus unterschiedlichsten Disziplinen der Medizintechnik-Branche boten dafür die Basis. Beispiele aktueller Innovationen, aber auch Visionen und Experten-Interviews runden die Trendstudie ab. Das Medical Design Trend Update lässt sich kostenlos downloaden unter:
www.wilddesign.de/blog/de/medical-design-trend-update/

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