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US-Wahl mit Auswirkungen

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US-Wahl mit Auswirkungen

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind nach Europa der größte Handelspartner für die deutsche exportorientierte Medizintechnik. Nun hat das Land mit Donald Trump einen Präsidenten gewählt, der die Angst seiner Befürworter vor Digitalisierung und Globalisierung für seinen Wahlkampf nutzte. Bereits im Wahlkampf hatte er eine Kehrtwende in der amerikanischen Handelspolitik angekündigt und will Zölle und andere Handelshemmnisse wieder aufbauen.

Nahezu sicher scheint, dass Donald Trump als eine seiner ersten Amtshandlungen die Gesundheitsreform von Barack Obama kippen und Obamacare wieder abschaffen will. Eine Pflichtversicherung, wie sie der jetzige Präsident eingeführt hat, soll es unter ihm nicht länger geben. Geht es nach Trump, soll keiner gezwungen werden, eine Krankenversicherung abzuschließen. Stattdessen will er den Versicherungskonzernen mehr Freiheiten geben, mit dem Ziel, den Wettbewerb zu fördern. Auch dass Trump das mögliche transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) verhindern möchte, ist kein Geheimnis. Ein baldiger Abschluss der Vertragsverhandlungen zwischen den USA und der EU rückt nun vermutlich in noch weitere Ferne. Getreu seinem Wahlspruch „Make America great again“ setzt der neue Präsident auf heimische Produktion und heimische Produkte.
Welchen Einfluss dies auf die die exportstarke deutsche Medizintechnikbranche hat, ist noch nicht absehbar. Die entsprechenden Wirtschaftsvertreter zeigen sich bislang zurückhaltend. Dr. Tobias Weiler, Geschäftsführer des Industrieverbandes Spectaris befürchtet jedoch, „dass der Leitspruch des Trump-Wahlkampfes „America First“ leider erwarten lässt, dass verstärkte protektionistische Maßnahmen den Marktzugang in die USA für unsere mittelständischen Unternehmen erschweren.“ Aktuell könne man noch nicht bewerten, in welcher Form die Gesundheitsversorgung in den USA in Zukunft gestaltet wird. „Wir sehen aber an aktuellen Beispielen in anderen Regionen der Welt, dass nichttarifäre Handelshemmnisse die Marktbearbeitung zunehmend erschweren.“ Auch könne man noch nicht absehen, wie sich der Wechsel konkret auf die Wirtschaftsbeziehungen, speziell im Gesundheitssektor, auswirkt. Die Spectaris-Mitgliedsunternehmen und auch der Verband wollen die aktuellen Entwicklungen jedoch aufmerksam verfolgen. „Auf unserem Jahresempfang im Oktober hatten wir den US Botschafter, John B. Emerson zu Gast. Dieser unterstrich nochmal die wichtige Partnerschaft zwischen den USA und Deutschland. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern und wir alle, vom Global Player bis zum KMU, wollen weiterhin mit unseren amerikanischen Partnern vertrauensvoll zusammen arbeiten“, so Tobias Weiler.
Bislang war ausländische Medizintechnik in den USA sehr gefragt: Nach Angaben der Bundesagentur Gtai sind im Gesamtjahr 2014 die entsprechenden Einfuhren um 5,4 % auf 45,3 Mrd. US-$ gestiegen. Das gesamte Marktvolumen belief sich 2014 auf geschätzte 121,6 Mrd. US-$. Trotz der sehr leistungsfähigen einheimischen Medizintechnikindustrie wird in den USA ein Drittel der lokalen Nachfrage durch Importe gedeckt. Unternehmen aus Deutschland sind dabei sehr erfolgreich und stellten 2015 mit Gesamtlieferungen von 4,9 Mrd. Euro gut ein Zehntel des Einfuhrwerts.
Branchenübergreifend waren die USA 2015 erstmals seit 55 Jahren wieder der wichtigste Handelspartner der deutschen Wirtschaft: Waren im Wert von über 173 Mrd. Euro wurden zwischen den beiden Ländern gehandelt, meldete das Statistische Bundesamt im Frühjahr. Nach der EU sind die Vereinigten Staaten beispielsweise auch der größte Absatzmarkt für Maschinenexporte aus Deutschland.
Mit großer Sorge blickt deshalb die Maschinenbauindustrie auf das Wahlergebnis: Zwar rechnet der VDMA derzeit noch nicht mit einer Anhebung der Einfuhrzölle auf deutsche Maschinenbauprodukte. Aber die protektionistischen Vorschläge von Donald Trump würden sich direkt auf das Investitionsklima in den USA auswirken und damit auch auf die Maschinenimporte aus Deutschland. „Natürlich respektieren wir dieses demokratische Wahlergebnis“, sagt VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. Donald Trump würde aber, falls er seine angekündigten Maßnahmen als Präsident tatsächlich umsetzt, vor allem seinem eigenen Land schaden. Maschinenlieferungen aus Deutschland haben laut VDMA einen wesentlichen Anteil an der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Industrie. Der künftige US-Präsident wolle die Globalisierung jedoch umkehren in einen „America first“-Ansatz und den Freihandel einschränken. „Damit stellt er sich gegen die eigene Industrie, etwa den amerikanischen Verband National Association of Manufacturers oder die U.S. Chamber of Commerce, die sich klar zum Freihandel bekennen“, so Brodtmann.
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