Der Blutkreislauf der Menschen hat sich im Laufe der Evolution an die Bedingungen auf der Erde angepasst. Das Herz pumpt Blut durch die Arterien und versorgt damit die Zellen im ganzen Körper mit Sauerstoff. Durch die geänderten Gravitationskräfte im Weltraum wird dieses System gestört. So kommt es in Schwerelosigkeit zu einer Umverteilung von Blut und Gewebeflüssigkeiten. Neben unmittelbaren Effekten kommt es auch zu langfristigen Veränderungen des Herzkreislaufsystems, die sich auf die Adaption des Körpers an das geänderte Umfeld zurückführen lassen.
Vascular-Aging-Projekt für die Weltraummedizin
Um das Verständnis der Auswirkungen von Mikrogravitation auf das kardiovaskuläre System zu vertiefen, setzt die kanadische Weltraumagentur im Rahmen ihres Vascular-Aging-Projektes auf die Methodik der arteriellen Pulswellenanalyse. Dabei kommt das international anerkannte 24h-Blutdruckmessgerät Mobil-O-Graph der IEM GmbH, Stolberg, mit dem vom AIT Austrian Institute of Technology aus Wien entwickelten Algorithmus ARC Solver zur Pulswellenanalyse zum Einsatz. Es wurde mit dem 14. Versorgungsflug der Firma Space X zur Crew der ISS Expedition 54 und 55 befördert. Die Messungen sollen am 17. Mai starten.
Nichtinvasives Messverfahren kontrolliert das Gefäßsystem
Frühere Untersuchungen der kanadischen Weltraummediziner haben Anzeichen gefunden, dass das arterielle System bei einem sechsmonatigen Weltraumaufenthalt um zehn bis 20 Jahre altert. Dieses Problem soll nun mit Hilfe des Mobil-O-Graph PWA genauer untersucht werden. Die oszillometrische Pulswellenanalyse ermöglicht die Bewertung der arteriellen Steifigkeit sowie der Pulswellenreflexionen im Gefäßsystem. Durch das nichtinvasive Messverfahren, ähnlich einer konventionellen Blutdruckmessung mit Oberarmmanschette, kann eine solche Messung schnell und selbständig von den insgesamt neun geplanten Astronauten durchgeführt werden. Messungen vor, während und nach dem Weltraumaufenthalt ergeben einen zeitlichen Verlauf der Messgrößen, wodurch die Auswirkungen der Schwerelosigkeit sowie der Grad der Rückbildung nach der Rückkehr auf die Erde bestimmt werden können.
Zukunftsprojekt hat Flüge zum Mars im Visier
Nachdem der Mobil-O-Graph PWA bereits weltweit in klinischer Forschung und Praxis Einzug gefunden hat, leistet er nun auch im Bereich der Weltraumphysiologie einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des menschlichen Herzkreislaufsystems. Diese Erkenntnisse sind auch hinsichtlich der in naher Zukunft geplanten Flüge zum Mars von großer Bedeutung. Die daraus resultierenden Erkenntnisse sollen wiederum in die Weiterentwicklung der Technologie einfließen, und damit auch den Patientinnen und Patienten auf der Erde zugutekommen.
Weitere Informationen zum wissenschaftlichen Experiment sind auf der Projektseite der kanadischen Weltraumorganisation zu finden:
www.asc-csa.gc.ca/eng/sciences/vascular.asp