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Wenn aus Wochen Tage werden

Endoskopietechnik: Schnellspritzgussverfahren für die Proktologie
Wenn aus Wochen Tage werden

Die Oveso Endoscopy AG hat sich auf innovative Endoskopietechnologie im Magen-Darm-Trakt spezialisiert. Für ein neues Behandlungsgerät im Bereich des Enddarmes wurden alle dafür benötigten Kunststoffteile in kürzester Zeit durch Proto Labs gefertigt.

Mehr als 30 t Nahrung und mehr als 50 000 l Flüssigkeit werden im Laufe eines Lebens durch den menschlichen Darm geschleust. Kommt es zu Problemen, hat dies unangenehme Auswirkungen auf den gesamten Organismus, die oftmals auch lebensbedrohlich sein können. Dies gilt ganz besonders bei Verletzungen der Darmwand und bei drohenden Durchbrüchen, die beispielsweise durch Fisteln hervorgerufen werden.

Tritt eine solche Komplikation auf, konnte der behandelnde Arzt bisher einen Wundverschluss nur mit Hilfe von Nadel und Faden oder Tackern erreichen, bei unzureichenden Erfolgsaussichten. Durch die Besonderheit des Gewebes und die ständige Bewegung des Darmes kam es häufig zu gefährlichen Nachblutungen und Komplikationen. Die Ovesco Endoscopy AG hat hier mit einem Clip, der sich über ein Endoskop schieben lässt, Abhilfe geschaffen. Das Gewebe um die Läsion wird in die Applikationskappe gezogen und mit dem Clip (durch Kompression des Gewebes) umfassend und zuverlässig verschlossen.
Gunnar Anhöck schmunzelt: „Vereinfacht könnte man sagen, dass wir eine Art Bärenfalle anwenden. Vom Prinzip her stimmt das auch.“ Anhöck ist verantwortlich für die Produktentwicklung und Produktion bei dem Tübinger Unternehmen. „Das System ist aber gerade wegen seiner Einfachheit so erfolgreich, dass es momentan auf dem besten Wege ist, zur Standardbehandlungsmethode zu avancieren.“ OTSC (Over-The-Scope-Clipping) bietet eine hohe Erfolgsrate, macht nachträgliche Eingriffe nahezu überflüssig und die Behandlung günstiger. Gute Gründe, die Krankenkassen und Klinikbetreiber aufhorchen lassen.
Das System ist so erfolgreich, dass es über die Anwendung in der Inneren Medizin hinausgeht und nun auch für Proktologen interessant wird. Im Bereich des Enddarmes verursachen durchbrechende Fisteln häufig große Probleme. „Eine Behandlung ist sehr schwierig und bringt oft Verletzungen des Schließmuskels oder eine Verlegung der Darmschleimhaut mit sich, die entsprechende Komplikationen verursachen“, sagt Anhöck. „Wir haben das OTSC-System für diese äußere Anwendung weiterentwickelt und stießen auf große Resonanz bei den Proktologen. Jetzt galt es, schnell erste Produkte zur Verfügung zu stellen.“
Die Einführung eines neuen Produktes mit Kunststoffteilen birgt stets gewisse Risiken. Hohe Werkzeugkosten rechtfertigen sich erst, wenn man sich sicher sein kann, dass die Teile keinen Änderungen mehr unterliegen und in großen Stückzahlen produziert werden können. Beides war mit dem neuen Produkt von Ovesco noch nicht erreicht. Weiterhin sind besonders im Bereich der Medizintechnik umfassende Produktsicherheitstests, wie zeitintensive Biokompatibilitätsuntersuchungen und Funktionstests für die Zulassung eines Medizinproduktes nötig. Produktentwickler Anhöck beschreibt die Lösung: „Wir hatten bereits über den Firstcut-Service von Proto Labs Kunststoffteile als Prototypen für den Griff fräsen lassen. Jetzt ging es aber darum, serienreife Kunststoffteile zu bekommen. Also testeten wir den kostenlosen Angebotsservice Protomold von Proto Labs. Wir luden unsere 3D-SolidWorks Modelle hoch und waren begeistert von der Geschwindigkeit und dem Service, den wir zur schnellen Verwirklichung der Serie erhalten haben.“
Für sämtliche Teile des OTSC-Proctology- Applikators, unter Insidern auch schon liebevoll ´fistelpistol´ genannt, hat Proto Labs 15 Werktage benötigt. „Unser Standard-Werkzeuglieferant“, so Anhöck,„hätte dazu zwölf bis 15 Wochen gebraucht, bei dreifachen Kosten.“ Darüber hinaus sei man flexibel, falls es doch noch zu Änderungen kommen sollte. Und der Austausch mit den Proto-Labs-Ingenieuren zur Optimierung der 3D-Modelle sei sehr positiv und zielführend gewesen. Die Anbringung der Öffnungen für die Befestigungsschrauben, unterschiedliche Oberflächenstrukturen am Griff, eine klappbare Auslösesicherung am Abzug, die jeweiligen Anspritzpunkte und Auswerferabdrücke, sowie die Verbindung der Applikationskappe mit der Metallführung waren Punkte, an denen man sich besonders intensiv ausgetauscht habe. Heraus kamen perfekte Teile ohne typische Fehler wie Lunker, Bindenähte, Schlieren oder Einfallstellen. Selbst bei der Materialauswahl stand Proto Labs unterstützend zur Seite, und Ovesco konnte sein medizinspezifisches Material zur Verfügung stellen.
Projektleiter Anhöck zeigt sich begeistert: „Unser Zeitplan zur Produkteinführung hat stets gepasst. Jeder Schritt erfolgte zum vorgegebenen Termin. Somit können wir mit der Auslieferung Anfang 2012 starten. Für uns werden die Leistungen von Proto Labs zum festen Bestandteil bei der Entwicklung und Einführung von neuen Produkten. Wir haben bereits die nächste Innovation anvisiert, bei der uns Proto Labs wieder wertvolle Dienste leisten wird.“
Thomas Löffler Fachjournalist in Balingen

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