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Kunststoffverarbeitung: Wie Riegler die Anforderungen der Medtech erfüllt

Kunststoffverarbeitung
Man muss offen sein für Neues, wenn man wachsen möchte

Man muss offen sein für Neues, wenn man wachsen möchte
Dr. Thomas Jakob leitet die Business Unit Medizintechnik bei Wirthwein und trägt die Gesamtverantwortung für das Tochterunternehmen Riegler Bild: Riegler
Kunststoffverarbeitung | Im anspruchsvollen Markt der Medizintechnik hat sich Riegler als Full-Service-Anbieter für die Entwicklung und Reinraumfertigung von Kunststoffkomponenten und Komplettlösungen etabliert. Welche speziellen An-forderungen die Branche stellt, erläutert Geschäftsbereichsleiter Dr. Thomas Jakob.

Susanne Schwab
susanne.schwab@konradin.de

Herr Dr. Jakob, Riegler wurde 1946 als Werkzeugbau-Betrieb gegründet. Für was steht das Unternehmen heute?

Riegler steht für Kompetenz in Medizintechnik, Diagnostik, Pharma und Kosmetik. Wir sind OEM-Lieferant und Entwicklungspartner für die Herstellung hochkomplexer Kunststoffartikel mit Schwerpunkt Reinraumproduktion. Die Kunststoffverarbeitung und der Werkzeugbau sind schon immer das Herzstück des Unternehmens, und unsere Stärke ist die Kombination modernster Spritzguss- und Extrusionsblasfertigung mit den Kompetenzen im Werkzeugbau und Montage.

Sie stehen seit Juni letzten Jahres an der Spitze von Riegler. Was sind die aktuellen Herausforderungen?

Wir sehen ein starkes Wachstum der Branche in Richtung Reinraumfertigung und wollen hier auch weiter expandieren. Aktuell bauen wir am Standort Mühltal zwei weitere Reinräume mit insgesamt etwa 800 m2 Reinraumfläche. Eine Herausforderung sehe ich zudem in den regulatorischen Anforderungen in der Medizintechnik. Auch denen müssen wir uns stellen. Das merken wir schon heute an den Anforderungen unserer Kunden, beispielsweise an die Dokumentation, denen wir nachkommen müssen.

Was hat sich verändert?

Die wachsende Globalisierung der Unternehmen wirkt sich auch auf Zulieferer wie uns aus. Wir überarbeiten daraufhin unser QM-Handbuch, um beispielsweise künftig auch die FDA-Vorgaben zu berücksichtigen. Und wir müssen gerüstet sein für die unangekündigten Audits. Die Benannten Stellen können jederzeit vorbeikommen und unangekündigt Audits vornehmen. Unsere Qualitäts- und Hygienestandards basieren auf validierten Prozessen im Reinraum bis ISO Klasse 7 sowie einem zertifizierten Risiko- und Qualitätsmanagement-System.

Stichwort Globalisierung: Wie aktiv ist Riegler auf internationalen Märkten?

Die Globalisierung ist ein weiterer wichtiger Punkt auf unserer Agenda. Wir wollen international entweder durch Akquise oder durch den Ausbau eines bestehenden Wirthwein-Standorts die Reinraumproduktion ausbauen und den Bereich Medizintechnik im Konzern weiter ausbauen.

Welche Auslandsmärkte sind für Sie wichtig? Wo sehen Sie weitere Wachstumschancen?

Wir wollen dahin gehen, wo unsere Bestandskunden sind – und die wichtigsten Kunden haben auch Auslandsstandorte in Asien und in den USA. Wir haben in den USA mit einem Kunden schon erste Diskussionen, wie wir schrittweise expandieren wollen. Dort würde ich auch zuerst den Schwerpunkt legen, denn schließlich sind die USA der weltweitgrößte Markt für Medizintechnik. Doch das größte Geschäft machen wir nach wie vor in Deutschland und auf dem europäischen Markt, den wir von Deutschland aus bedienen.

Fertigen Sie Ihre Kunststoffkomponenten auch außerhalb Deutschlands?

Nein, wir beliefern unsere Kunden aktuell von Deutschland aus, aber die Kundenprodukte gehen in die ganze Welt. Wir ergreifen sicherlich zukünftig die Chancen daraus, um weitere Fertigungsstandorte aufzubauen. Man muss schließlich immer offen sein für Neues, wenn man weiter wachsen möchte.

Welche Trends bei Kunststofflösungen sehen Sie märkteübergreifend?

Medizintechnische Kunststoffsysteme und Baugruppen werden immer komplexer. Trends zu immer kleineren Formteilen im Einsatz am Patienten oder zu materialseitigen Themen wie Glasersatz mit COC & COP-Kunststoffen erfordern ein technisches hohes Know-how, aber auch eine klare Qualitätsausrichtung der gesamten Wertschöpfung.

Wie halten Sie diese Qualität bei hohen Stückzahlen und hohen Kavitäten?

Durch qualifizierte und validierte Prozesse, geschulte Mitarbeiter, hundertprozentige Kameraprüfungen, Partikelüberwachung und GMP-Dokumentation sorgen wir für hohe Reproduzierbarkeit und Stabilität in der Spritzguss- und Extrusionsblasfertigung. Und das auch bei einer automatisierter Fertigung von Stückzahlen bis mehreren Millionen pro Jahr, Teilegewichten von 0,007 Gramm bis 800 Gramm und einer Kavitätenanzahl von 1-fach bis 96-fach.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Wir fertigen beispielsweise Verpackungshalbschalen für Kontaktlinsen in dreistelliger Millionenstückzahl. Die Produktion und Zuführung der Kontaktlinsen in die Verpackung läuft automatisiert, ebenfalls das Befüllen und Verschweißen mit Folie bei unserem Kunden. Und es dürfen natürlich keine Partikel oder Fremdstoffe in der Verpackung sein. Das ist vor allem bei Hochkavitätenwerkzeugen eine Herausforderung. Wir haben dafür 32- und 48-fach-Werkzeuge laufen, die in absolut kurzen Zykluszeiten die Teile produzieren. Und das ist Hightech und höchste Präzision bei innovativen Kundenprodukten, wofür wir stehen.


Weitere Informationen

Seit 2005 ist Riegler in Mühltal ein Tochterunternehmen der international agierenden, familiengeführten Wirthwein-Gruppe mit Hauptsitz in Creglingen.

www.riegler-medical.com

www.wirthwein.de


Kompetenz in Reinraum und Werkzeugbau

Je nach Anwendungsfall kommen bei Riegler sowohl vollhydraulische, elektrische als auch Hybrid-Spritzgießmaschinen zum Einsatz – insgesamt verfügt das Unternehmen über 100 Spritzgießmaschinen. Rund 85 davon stehen im Reinraum. Um künftig noch stärker auf die Anforderungen der Kunden eingehen zu können, sind derzeit zwei weitere Reinräume Klasse 8 im Bau, die bis Ende des Jahres in Betrieb gehen sollen. Die automatisierte Reinraumproduktion in Kombination mit dem eigenen Werkzeugbau und der hohen Qualität im Spritzguss macht Riegler zum Entwicklungs- und Fertigungspartner für internationale Hersteller von Medizintechnik.

Um die zunehmende Komplexität und Leistungsfähigkeit der geforderten Kunststoffprodukte ermöglichen zu können, müssen immer höhere Anforderungen an das Serienwerkzeug erfüllt werden. Auf über 600 m² werden mit modernsten Fräs-, Dreh- und Erodieranlagen hochpräzise Prototypen-, Vorserien- und Serienwerkzeuge für die Kunststoffverarbeitung im Reinraum gefertigt.

Ein Blick in die Reinraumproduktion gemäß ISO 14644-1 (Klasse 7)
Bild: Riegler
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