Wohl kaum ein anderes medizinisches Produkt ist mit so vielen Emotionen verbunden wie Blutkonserven. Gleichgültig, ob das Spenderblut als rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen, Blutplättchen oder Blutplasma in den Handel gelangt – es stammt in Deutschland zu drei Vierteln von Menschen, die kein Geld für ihre Blutspende möchten. Nach Angaben des Blutspende-Dienstes des Deutschen Roten Kreuzes verbrauchen deutsche Kliniken heute rund 15 000 Blutkonserven täglich.
Die Nachfrage nach Blutprodukten ist hoch, ihre Lagerfähigkeit jedoch begrenzt; umso wichtiger, dass kein Tropfen verlorengeht. Das gängige Behältnis der Blutkonserven – der Blutbeutel – besteht aus Polyvinylchlorid (PVC), einem thermoplastischen Polymer, das durch Kettenpolymerisation aus dem Monomer Vinylchlorid hergestellt wird. PVC ist hitzeresistent beim Sterilisieren, kälteelastisch beim Einfrieren, transparent, es lässt sich zuverlässig verschweißen und ermöglicht so eine sichere Lagerung des Blutes.
2200 Blutbeutel verlassen pro Stunde die Anlage
Höchste Qualitätsstandards sind bei der Herstellung der Blutbeutel unverzichtbar. Das betrifft nicht nur das Folienmaterial, sondern auch sämtliche Anschlüsse und Verbindungsstücke am Beutel. Die einzig in Frage kommende Technologie für die Verarbeitung von PVC ist das Hochfrequenzschweißen.
Hier kann die Kiefel GmbH aus Freilassing mit jahrzehntelanger Erfahrung punkten; und diese fließt in die Blutbeutelproduktionsanlagen der KIR-Highliner-Serie des Unternehmens ein. Sie erzeugen Blutbeutel mit einem Volumen zwischen 150 bis 600 ml und einer Produktionskapazität von bis zu 2200 Beuteln pro Stunde. In den Maschinen entsteht der komplette Blutbeutel, mit zwei bis fünf Anschlüssen und Verbindungsstücken.
Herz der Anlage ist ein Hochfrequenz-Generator. Dieser erlaubt das Hochfrequenzschweißen von qualitativ besonders hochwertigen medizinischen Beuteln aus PVC – das Produkt der Wahl für Blutkonserven. Das modulare Konzept der Generatoren ermöglicht Leistungen zwischen 8 und 32 kW. Das Hochfrequenzschweißen nutzt die Dipoleigenschaften des PVCs – also die zwei entgegengesetzten elektrischen Pole des Werkstoffes.
Die zu verschweißenden PVC-Folien für die Blutbeutel werden mit Hilfe des Generators einem hochfrequenten elektromagnetischen Wechselfeld ausgesetzt, das die Dipole anregt und zu Molekularschwingungen führt. Die Wärme entsteht dabei direkt im Material und nur in den Bereichen, die verbunden werden sollen. Druck auf die bis nahe der Schmelztemperatur erwärmten Bereiche fügt diese zusammen – und verschweißen sie hochpräzise.
Fehler in der Schweißnaht oder bei den Anschlüssen dürfen nicht passieren, denn dafür ist das Blut eines jeden Spenders zu kostbar. Die Features der KIR Highliner sorgen für hohe Qualitätsstandards. Sie umfassen Folienreinigung und Bahnkantensteuerung, Schweißnahtdickenmessung, Prozesskontrolle, automatische Zuführeinrichtungen, Ausreiß- und Stapelstationen, Laserkennzeichnung – und alle diese Optionen ermöglichen bei der Fertigung Schnelligkeit, Reproduzierbarkeit, Genauigkeit sowie die komplette Prozesskontrolle.
Bis zu zwei Schweißstationen sorgen für präzise Beutelnähte
Die KIR Highliner arbeiten mit bis zu zwei Schweißstationen – Servomotoren treiben diese Stationen an. Sie sorgen für höchste Präzision und die ständige Überwachung der Schweißparameter. Weicht ein Parameter von seiner Sollgröße ab, markiert die Maschine diese Beutel als Ausschuss.
Kiefel ist weltweit Marktführer im Bau von Anlagen für die Blutbeutelproduktion. Nicht unwahrscheinlich, dass das Blut oder eine seiner Komponenten der meisten der 112 Millionen Blutspender pro Jahr weltweit in einem Beutel zum Patienten transportiert wird, der auf einer Kiefel-Maschine entstanden ist.
Lebenrettende Blutkonserven
Rund 112,5 Millionen Blutspenden werden jährlich gesammelt. Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ermittelt hat, kommen fast 47 % der Blutspender aus Ländern mit einem hohen Durchschnittseinkommen, obwohl hier nur etwa 19 % der Weltbevölkerung lebt. 65 % aller Bluttransfusionen in Ländern mit niedrigem Einkommen erhalten Kinder unter fünf Jahren, während in den Industrieländern 79 % aller Transfusionen Menschen über 60 Jahren bekommen. Das Blut mit dem geringsten Risiko, ansteckende Krankheiten zu transportieren, stammt laut WHO von freiwilligen und nicht bezahlten Spendern. Nur 51 von 180 Ländern, die ihre Daten der Weltgesundheitsorganisation melden, stellen aus Blutplasma erzeugte medizinische Produkte her. 96 Länder mussten den Angaben zufolge diese Produkte im vergangenen Jahr importieren.
Der medizinische ortschritt hat den Bedarf an Blutprodukten erhöht: Organtransplantationen, große chirurgische Eingriffe und die Krebstherapie ließen die Zahl der Blut- und Blutkomponententransfusionen in den vergangenen zehn Jahren um 50 bis 100 % ansteigen. Seit einigen Jahren versuchen die Kliniken, sparsamer mit Blutprodukten umzugehen, daher gehen die Zahlen leicht zurück.