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72 Borsten für den Milchzahn

Thermoplastische Polymere: Silikon-Ersatzmaterial macht Fingerzahnbürsten kostengünstiger
72 Borsten für den Milchzahn

72 Borsten für den Milchzahn
Die Fingerzahnbürste mitsamt ihren 72 feinen Borsten wird aus TPE hergestellt Bild: Meding
Ein Hersteller von Medizinprodukten setzt bei der Produktion von Fingerzahnbürsten statt Silikon jetzt Thermo- plastische Elastomere ein. Dafür haben die Sauerländer sogar spezielle Werkzeuge entwickelt.

In der Medizintechnik ist der Einsatz von Produkten aus Silikon oder auf Latex-Basis umstritten. Sie stehen im Verdacht, allergische Reaktionen beim Patienten hervorzurufen. Beim Einsatz von Fingerzahnbürsten aus Silikon könnten außerdem Kinder, wenn sie die ersten Zähne bekommen, ein Stückchen des weichen Materials abbeißen und verschlucken. Von einem Hersteller von Zahnungsgel wurde die Hugo Meding GmbH damit beauftragt, eine Fingerzahnbürste zu entwickeln, bei deren Produktion gänzlich auf Materialien, wie das im Markt verbreitete Silikon, verzichtet wird.

Die Sauerländer entwickelten daraufhin ein Werkzeug, dass die Herstellung dieser Fingerzahnbürste inklusive der 72 feinen Borsten mit TPE erlaubt. „Der Einsatz von TPE-S eignet sich gerade bei der Herstellung von Einwegprodukten“, erklärt Meding-Geschäftsführer Stefan Pietzner.
TPE-Compounds verbinden Aussehen, Abriebfestigkeit, Haptik, Wärmebeständigkeit und Elastizität konventioneller thermoplastischer Elastomere mit der Effizienz bei der Verarbeitung von Kunststoffen. Das biete Lösungen für anspruchsvolle Anwendungen in der Medizintechnik. Und die Stückkosten seien in der Herstellung deutlich geringer als vergleichbare beim Verarbeiten von Silikon. Pietzner: „Die niedrigen Kosten resultieren zum einen durch die geringeren Rohstoffpreise, zum anderen durch deutlich kürzere Zykluszeiten.“ Ein weiteres Plus für TPE sei die 100%ige Recyclingfähigkeit.
Neben der Serienproduktion dieser Fingerzahnbürsten hat der Spezialist Halver auch die Werkzeuge mit den filigranen Teilgeometrien gebaut. „Gefertigt werden die Zahnbürsten aus TPE-S (SEBS)“, so Pietzner weiter. So verlange die Konstruktion und die Fertigung dieser speziellen Werkzeuge ein gewisses Know-how: Berücksichtigt werden muss bereits in der Konstruktionsphase eine ausreichende Werkzeugentlüftung, die das Verbrennen des Materials im Spritzzyklus verhindert. Ein großer Aufwand in der Vorproduktion ist das Generieren der speziellen Werkzeugoberfläche, die eine Haftung beim Auswerfen des Produkts hemmt. „Trotz der hohen technischen Anforderungen sind die Werkzeuge für die TPE-Verarbeitung im Vergleich günstiger in der Erstellung“, weiß Geschäftsführer Pietzner aus Erfahrung. TPE gehört seiner Meinung nach in der Medizintechnik zweifellos die Zukunft. Das Material besitzt wenig extrahierbare Anteile und erfüllt sämtliche europäische Richtlinien und die der Food and Drug Administration (FDA) der USA. Es ist frei von Latex, PVC, DEHP, Caprolactam, PTFE und PFOA sowie Thiuramverbindungen. Außerdem enthält es als Weichmacher nur FDA-zugelassene Öle.
Mittlerweile erfüllen der hohe Grad an Transparenz oder auch das individuelle Einfärben der TPE-Compounds die optischen und ästehtischen Ansprüche der Anwender. Die Herstellung einer spezifischen Oberflächenbeschaffenheit bietet ein breites Anwendungsspektrum in der Medizintechnik und der Pharmaindustrie.
Volker Gogoll Fachjournalist in Kierspe

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• Thermoplastische Elastomere
• Medizinische Einwegprodukte
• Kunststofftechnik • Werkzeugoberfläche
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