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Stäubli: Ziel ist, führend zu sein bei Robotern in der Medizin

Roboter in der Medizin
Roboter aus der Industrie als gute Basis für die Medizin

Roboter aus der Industrie als gute Basis für die Medizin
Jennifer Schlichting trägt als Business Development Manager Medical Robotics dazu bei, dass Stäubli seine Marktpräsenz im Bereich Medizinrobotik ausbaut – und sie ist fasziniert von den vielen Möglichkeiten, wie Robotik Menschen unterstützen kann (Bild: Staubli Tec-Systems)
Was können Roboter in der Medizin leisten und wie unterstützen Hersteller die Integration? Laut Jennifer Schlichting, die bei der Stäubli Tec Systems GmbH Robotics für die Geschäftsentwicklung in der Medizinrobotik verantwortlich ist, gibt es viele spannende Anwendungen – darüber nachzudenken lohne sich.

Dr. Birgit Oppermann
birgit.oppermann@konradin.de

Frau Schlichting, wo sehen Sie derzeit die spannendsten Anwendungsfelder für Roboter in der Medizin?

Das ist gar nicht so leicht zu sagen, denn die Medizinrobotik ist ein Markt, der gerade entsteht und in dem sich immer wieder neue Felder auftun. In allen Feldern, die sich bisher schon ergeben haben, unterstützen Roboter in immer anderer, aber auch immer spannender Weise die Menschen. Das fängt an mit der roboterassistierten Chirurgie – also dem Bereich, der auch für Stäubli der erste war, in dem unsere Roboter eingesetzt wurden. Allein dieser stellt ganz verschiedene Anforderungen, je nachdem, ob die Roboter bei der Bildgebung, besonderen orthopädischen Anwendungen, in der Neurologie oder der Urologie dem Arzt assistieren. Aber auch Rehabilitation, Endoskopie, Augenheilkunde oder kosmetische Aufgaben wie Haartransplantationen sind spannende Einsatzbereiche.

Wie innovativ muss ein Roboter sein, um in all diesen Bereichen eine Aufgabe zu übernehmen?

Oftmals haben die Roboter, die heute in der Medizin eingesetzt werden, ihre Ursprünge natürlich in der Industrie. Dort sind Tragkraft, Reichweite und Schnelligkeit wichtige Kriterien. Für die Medizin ist hohe Geschwindigkeit hingegen nicht das Kriterium, Tragkraft und Reichweite aber schon. Aufgaben im Operationsumfeld lassen sich mit der Tragkraft und Reichweite von Robotern, die für die Industrie entwickelt wurden, durchaus umsetzen. Das zeigt das Beispiel unseres Knickarmroboters TX2-60 L – er ist derjenige, den wir am häufigsten für Aufgaben in der Medizin einsetzen. Er lässt sich in mancherlei Hinsicht an die speziellen Anforderungen anpassen, zum Beispiel mit besonderen Lacken oder Schmierstoffen, die den hygienischen Vorgaben entsprechen. Einen Trend zu ganz anderen Formen, seien das nun tentakel- oder auch rüsselähnliche Roboter, sehe ich im Moment allerdings nicht.

Welche Vor- oder Nachteile bringen solche Roboterformen mit?

Grundsätzlich bieten solche Formen mehr Beweglichkeit, sind aber auch komplexer zu steuern. Für einen Einsatz in der minimal-invasiven Chirurgie mit möglichst kleinen Zugängen zum Körper zum Beispiel wäre aber die Frage, wie viel Beweglichkeit bei so kleinen Schnitten überhaupt erforderlich ist – und mit welchen Instrumenten man unter diesen Bedingungen arbeiten könnte. Bisher haben wir allerdings noch keine Anfragen zu solchen Projekten erhalten.

Welche technischen Weiterentwicklungen können Robotern zu neuen Anwendungen in der Medizin verhelfen?

Methoden der künstlichen Intelligenz haben hierfür großes Potenzial. Wobei es immer darum geht, den Arzt noch besser zu unterstützen, nicht aber darum, die Verantwortung für die einzelnen Schritte eines operativen Eingriffs komplett dem Roboter zu übertragen. Eine von einem Roboter autonom ausgeführte Operation halte ich nicht für vollkommen ausgeschlossen, aber so etwas umzusetzen, liegt sicher in ferner Zukunft.

Welche Rolle sehen Sie für Stäubli im Bereich der Medizinrobotik: Stellen Sie Komponenten für Medizinprodukte bereit oder wollen Sie selbst Medizinprodukte auf den Markt bringen?

Der Medizintechnik-Markt ist für uns ein Kernbereich. Aber wir sehen uns als Hersteller von High-end-Komponenten, also von Roboterarmen, die Medizinproduktehersteller in ihre Systeme integrieren oder als alleinstehende System für den Einsatz in der Medizin nutzen wollen – eigene Medizinprodukte von Stäubli sind nicht geplant.

Wie unterstützen Sie Hersteller, die robotische Komponenten integrieren ?

Um den Besonderheiten des Medizintechnik-Marktes gerecht zu werden, haben wir für diese Branche eigene Teams in Entwicklung, Vertrieb und technischer sowie rechtlicher Beratung aufgebaut. Den Herstellern, die unsere Roboter nutzen wollen, stehen wir also schon in der Entwicklung zur Seite, diskutieren Anpassungen, die für die jeweilige Anwendung erforderlich oder sinnvoll sein könnten. Ein Beispiel dafür sind Sicherheitsfragen, wie sie in der Risikoanalyse betrachtet werden müssen. Für die Zertifizierung stellen wir entsprechende Dokumente bereit. Und für das kommende Jahr ist bei Stäubli das Zertifikat gemäß ISO 13485 geplant.

Wo sehen Sie die Hotspots für Medizinrobotik?

Das Spektrum der Anwendungen ist ja sehr breit, und die Möglichkeiten werden vor allem dort geprüft, wo die Gesundheitssysteme sehr weit entwickelt sind und viel Technik genutzt wird. Das ist in Europa der Fall, aber noch viel mehr in den USA oder in China. Dort sind die Rahmenbedingungen anders, um neue Ideen zu testen. Entsprechend ist auch das Interesse der Medizinproduktehersteller weltweit verteilt.

Welche Ziele hat sich Stäubli im Bereich der Medizinrobotik gesetzt?

Den Kerngeschäftsbereich Medizinrobotik wollen wir weiter ausbauen. Derzeit bewegt sich der prozentuale Anteil am Umsatz im oberen einstelligen Bereich. In den nächsten Jahren wollen wir ein signifikantes Wachstum erzielen und zu den führenden Anbietern gehören.

Welche neue Anwendung würde Sie persönlich reizen?

Es gibt viele Bereiche in der Medizin und im Alltag, in denen uns Roboter unterstützen können. Für mich ist die Idee besonders faszinierend, eines Tages vielleicht auch Roboter in einer Kinderklinik zu sehen, die Arzt und Pfleger entlasten, weil sie ein Kind während der Behandlung spielerisch beschäftigen könnten – oder einem wenig beweglichen Patienten etwas zu trinken reichen. Wird vielleicht eines Tages ein Roboter auch in der Arztpraxis assistieren und alles vorbereiten, was für die Blutentnahme beim Patienten erforderlich ist? Meiner Meinung nach lohnt es sich auf jeden Fall, über viele weitere solcher Möglichkeiten nachzudenken.


Weitere Informationen

Mehr über den Roboterhersteller: www.staubli.com

Zur den Medizinrobotik-Themen: http://hier.pro/OV3TG


Kontakt zum Hersteller:
Stäubli Tec-Systems GmbH
Theodor-Schmidt-Strasse 19/25
95448 Bayreuth
www.staubli.com

Jennifer Schlichting, Business Development Medical Robotics
E-Mail: j.schlichting@staubli.com

 

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