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„Know-how in der Fertigung zählt“

Antriebstechnik: Individuelle Lösungen, nicht nur für aktive Implantate
„Know-how in der Fertigung zählt“

Die Sparte Maxon Medical hat sich auf hochpräzise, miniaturisierte Antriebseinheiten für Medizinprodukte spezialisiert. Ihr Leiter Christian Holzgang berichtet, wie die Entwickler und Fertigungsexperten den Anforderungen gerecht werden.

Herr Holzgang, was ist aus Ihrer Sicht heute Hightech im Bereich Antriebe?

Ein ausgereiftes Design ist nach wie vor bei den Antrieben die Voraussetzung für ein ausgereiftes Produkt. Entscheidend ist heute aber die Frage: Wie stellt man diese Produkte her, damit sie die aktuellen Anforderungen erfüllen. Das spielt gerade in der Medizintechnik eine große Rolle.
Was ist dafür alles zu tun?
Wir setzen auf robuste Prozesse, können dies jederzeit nachweisen und verfügen über wichtige Kerntechnologien wie die Wickelverfahren, Montagetechnologien bis hin zum Spritzguss im eigenen Haus. Wir führen ein umfangreiches Risikomanagement durch und sind zertifiziert nach der ISO 13485.
Auf welche Entwicklungen sind Sie in letzter Zeit besonders stolz?
Wir sind trotz der ausgereiften Verfahren immer auf der Suche nach Besserem. Stolz bin ich zum Beispiel darauf, dass wir einen Pumpmechanismus für ein aktives Implantat entwickelt und hergestellt haben. Das war eine echte Herausforderung und es ging wirklich darum, das technisch Machbare herauszuholen.
Welche Aufgabe reizt Sie derzeit?
Noch kleinere, noch präzisere, noch robustere Antriebe zu bauen – und das bei gleicher Leistung. Die möglichst geringe Größe der Antriebe ergibt sich natürlich daraus, dass ein operativer Eingriff am Patienten umso einfacher auszuführen ist, je kleiner das Implantat gebaut ist. Und eine quasi endlose Lebensdauer für den Antrieb zu erreichen und somit die Lebensqualität der Menschen zu verbessern, wäre eine tolle Sache.
Kommen Sie mit neuen Produkten auf die Medtech-Branche zu?
Meist sind es die Inverkehrbringer, die sich an uns wenden und eine Lösung für ein konkretes Problem suchen. Da diese Art der Zusammenarbeit nur im gegenseitigen Vertrauen funktioniert, dürfen wir über solche Entwicklungen in der Regel nicht sprechen – wir dürfen leider nicht immer alles zeigen, was wir können. Wir gehen aber auch selektiv auf Unternehmen aus dem Medizintechnik-Bereich zu und stellen von uns entwickelte, neue Technologien und Verfahren vor, die zu neuen Antrieben führen könnten.
Rechtsexperten raten Medizinprodukte- Herstellern, ihre Zulieferer auch in Haftungsfragen mit in die Pflicht zu nehmen. Wie weit gehen Sie diesen Weg mit?
Wir betrachten alle Bestandteile eines Vertrages, bis hin zu Versicherungen im Bereich Produkthaftung – eben weil die Vertragswerke ein wesentlicher Punkt in der Branche sind. Deshalb haben wir eine eigene Rechtsabteilung und bilden auch unsere Vertriebs- und Entwicklungsingenieure und den technisch gut geschulten Verkauf in diesem Thema aus. Wie weit man dann im einzelnen Vertrag geht, hängt vom konkreten Produkt und vom Kunden ab. Die rechtliche Situation ist ja zum Beispiel in Europa und den USA sehr unterschiedlich. Es kann sogar vorkommen, dass wir Verträge nicht unterschreiben können.
Wie holen Sie Fachkräfte, die ein innovatives Unternehmen braucht, zu sich?
Wir rekrutieren international und bieten Studenten Praktika an, um uns kennenzulernen. Auch interne Schulungen zu Normen und technischen Fragen treiben wir stark voran. Und wir haben eine gute Mischung von Mitarbeitern, die im Familienunternehmen schon 30 Jahre oder länger – bei gegenseitiger Loyalität – arbeiten und solchen, die erst ein paar Jahre dabei sind. Und von den Erfahrungen der alten Füchse, die unsere etablierten Prozesse zum Teil noch mit entwickelt haben, profitieren wir immer wieder, wenn es um die Weiterentwicklung geht.
Die Schweiz hat ihr festes Image als Hightech- und Finanz-Standort. Was ist für Sie „typisch Schweiz“?
In der Schweiz haben wir ein Netzwerk zahlreicher kleiner Unternehmen, die sehr zuverlässig sind und flexibel arbeiten, im Notfall auch mal einen Samstag opfern. Viele unserer Zulieferer fallen in diese Kategorie. Da gibt es ein Vertrauen untereinander und eine gewisse Nähe, das ist für unsere Arbeit sehr wichtig – obwohl wir mit unseren Produkten eindeutig nach außen orientiert sind und eine Exportquote von etwa 80 Prozent haben.
Maxon hat sich auf die Fahnen geschrieben, immer wieder neue Märkte aufzuspüren. Was kommt nach der Medizintechnik an die Reihe?
Die Medizintechnik ist eine so große und vielfältige Branche, dass wir noch längst nicht in allen denkbaren Einzelbereichen vertreten sind. Die aktiven Implantate zum Beispiel sind für uns sehr interessant, und das ist auch ein Segment, das wir weiter forcieren wollen.
  • Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
  • Weitere Informationen www.maxonmotor.ch

  • Ihr Stichwort
    • Kleinantriebe
    • Aktive Implantate
    • Endlose Lebensdauer für Antriebe
    • Produkthaftungsfragen
    • Ingenieurnachwuchs

    • Antriebsexperten aus der Innerschweiz
      Der schweizerische Antriebshersteller Maxon Motor AG beschäftigt derzeit über 1860 Mitarbeiter, davon über 1000 am Stammsitz in Sachseln. Jeweils rund 300 Beschäftigte sind an Standorten in Deutschland und Ungarn tätig, darüber hinaus gibt es ein weltweites Netz von Vertriebsmitarbeitern. In der Gesundheitsbranche erzielen die Schweizer inzwischen rund 45 % ihres Umsatzes und liefern Antriebe für Insulinpumpen, Bestrahlungsanlagen, Chirurgieroboter, Power Tools bis hin zu aktiven Implantaten, die hochspezialisierte, eigene Entwicklungen erfordern. Die Sparte Maxon Medical, die Christian Holzgang leitet, wurde 2007 gegründet und ist spezialisiert auf „Produkte mit hohem Risiko, kleinste Baugrößen und hochpräzise Einheiten“, wie Holzgang selbst es beschreibt. Dafür stehen den Experten ein eigenes Engineering, eine eigene Produktion im Reinraum, eine eigene Supply Chain sowie eine Qualitätssicherung zur Verfügung. In der Sparte sind in Sachseln rund 60 Mitarbeiter tätig, Durchschnittsalter „in etwa Mitte Dreißig“. Mit den traditionellen Branchen wie der Industrieautomatisierung, der Mess-, Prüf- und Sicherheitstechnik, der Luft- und Raumfahrt sowie der Automobilindustrie macht das Gesamtunternehmen Maxon etwas über die Hälfte seines Umsatzes. Durch Zertifizierungen nach 9001, 14001 und 13485 wollen die Sachselner den Anforderungen aus ihren Zielmärkten frühzeitig entsprechen.
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